Kassandra Verschwörung
ein paar Fragen über Ihre Arbeit beantworten.« Sie hielt inne. »Möchten Sie, dass ich irgendetwas von dem, was ich gerade gesagt habe, noch einmal wiederhole?«
Unter ihrer Hand fühlte die Hexe, dass Christine Jones versuchte, den Kopf zu schütteln. Sie senkte das Bügeleisen, bis es nur noch wenige Zentimeter von Christines Gesicht entfernt war, und brachte die junge Frau dazu, die Augen zusammenzukneifen. Das Bügeleisen klickte hin und wieder, und ein Lämpchen ging an, um anzuzeigen, dass es sich erneut aufheizte, bis ein abermaliges Klicken signalisierte, dass die maximale Temperatur erreicht war, das Lämpchen wieder erlosch und das Bügeleisen sich ein weiteres Mal abzukühlen begann …
Die Hexe hob die Hand. Christine schnappte gierig nach Luft und leckte sich die Lippen. Auf ihrem Gesicht glänzte Schweiß. Plötzlich begann sie sich wie wild hin- und herzuwerfen, doch die Hexe hatte das erwartet; sie saß ruhig auf der Bettkante und wartete, bis das Aufbäumen aufhörte. Die Fesseln hielten. Christine beruhigte sich.
»Oje«, sagte sie zitternd. »Oje. Tut mir leid, das wollte ich nicht.«
Die Hexe lächelte. »Kein Problem, Christine. Das ist doch nur natürlich. Ein angekettetes Tier verhält sich genauso... ein oder zwei Augenblicke, bis es realisiert, dass es tatsächlich angekettet ist.«
»Woher wissen Sie, wer ich bin?«
»Ich habe Sie beobachtet. Ich interessiere mich dafür, wo Sie arbeiten.«
Sie schien verwirrt. »Für das Wirtschaftsministerium?«
»Genau, für all diese Gebäude an der Victoria Street.«
»Was ist denn mit ihnen?«
»Ich möchte, dass Sie mir von ihnen erzählen, alles, was Sie wissen, ganz egal, wie unbedeutend es Ihnen auch erscheinen mag...«
»Was? Soll das ein...?« Aber es war natürlich kein Witz. Sie spürte die Hitze des Bügeleisens. Nein, was auch immer das alles sollte, es war mit Sicherheit kein Witz.
»Gehen Sie Stockwerk für Stockwerk vor«, erklärte die Hexe, »und beginnen Sie mit dem Erdgeschoss.«
»Warum? Ich verstehe nicht.«
»Sie müssen es auch nicht verstehen. Das Einzige, was Sie müssen, ist, mir alles zu erzählen.«
»Von den Gebäuden?«
»Ja, von den Gebäuden.« Das Bügeleisen klickte erneut. »Gehen Sie Stockwerk für Stockwerk vor«, wiederholte die Hexe.
Christine Jones beschrieb die Gebäude wie befohlen.
Nach einer Weile war der Hexe klar, dass sie das Bügeleisen nicht brauchte. Sie stellte es hochkant auf das Nachtschränkchen und verließ den Raum sogar für einen Moment, um aus dem Badezimmer einen Becher Wasser und Paracetamoltabletten zu holen. Es sah so aus, als hätte Christine während ihrer Abwesenheit nicht gegen die Fesseln angekämpft, was aber nicht stimmte. Die Hexe lächelte nur.
»Ich weiß, wie man einen Knoten macht«, meinte sie.
»Warum wollen Sie das alles wissen?«, fragte Christine.
»Weit aufmachen«, forderte die Hexe sie auf. Sie hielt eine Tablette über Christines Mund, und als diese ihn mit ihren makellosen Zähnen öffnete, ließ sie die Tablette hineinfallen und kippte ein wenig Wasser hinterher. Christine schluckte die Tablette hinunter, und die Hexe wiederholte die Prozedur.
»Sie werden Kopfschmerzen haben«, sagte sie. »Aber die lassen mit der Zeit nach. Ich weiß, wie man jemanden k.o. schlägt.«
»Sie wissen eine Menge«, entgegnete Christine. Das Wasser hatte ihr nach über einer Stunde reden gutgetan.
»Wissen ist Macht«, stellte die Hexe ruhig fest. Dann lächelte sie. »Und ich bin machtbesessen, Christine. Sie sind eine intelligente Frau. Inzwischen fragen Sie sich bestimmt, warum ich wohl so viel über die Victoria Street wissen will. Sie werden aber nichts sagen, weil Sie glauben, dass ich Sie, sollten Sie reden, zum Schweigen bringen werde. Für immer. Stimmt’s?« Christine schwieg, was Antwort genug war. »Aber machen Sie sich keine Sorgen. Ich töte niemanden aus Vergnügen, nur für Geld.« Sie hielt einen Moment inne, als ob sie über etwas nachdächte, dann fuhr sie fort. »Und niemand bezahlt mich dafür, Sie zu töten, Christine. Aber ich kann es mir auch nicht leisten, dass Sie irgendjemandem von unserem Gespräch erzählen.«
»Ich sage nichts. Ich halte den Mund...«
Die Hexe schüttelte den Kopf. »Also muss ich Sie irgendwo verstecken, bis alles vorbei ist. Wahrscheinlich am Mittwoch. Keine lange Zeit. Von Freitagabend bis Mittwoch. Es wird unbequem sein, aber auch nicht unbequemer als Ihre jetzige Position. Weil Sie also in den nächsten Tagen
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