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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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der Steckdose, und das Bügeleisen fiel mit einem dumpfen Schlag auf den Boden. Die Hexe brauchte nur zwei Sekunden, das Bett zu erreichen und Christine erneut bewusstlos zu schlagen.
    Stille. Frieden. Sie linste zwischen den Vorhängen hindurch. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite starrte jemand aus dem Fenster. Jemand anders gesellte sich zu ihm, dann gaben beide auf und wandten sich ab. Sie musste jetzt schnell handeln. Es wurde gefährlich. Sie ging erneut zum Sicherungskasten und stellte den Hauptschalter wieder auf AN. Dann tätigte sie im Wohnzimmer einen Anruf.
    »Ich bin’s«, sagte sie in den Hörer.
    »Ich habe schon auf Ihren Anruf gewartet.« Er sprach mit Akzent.
    »Ich habe ein Paket, das abgeholt werden muss«, sagte die Hexe. »Ein großes Paket. Ich gebe Ihnen die Adresse. Das Paket muss ein paar Tage gelagert werden. Können Sie das erledigen?«
    »Es ist unversehrt, oder? Mit beschädigter Ware könnte es Probleme geben.«
    »Es ist unversehrt.«
    »Alles klar, geben Sie mir die Adresse.«
    Sie nannte sie ihm.
    »Wir müssen uns treffen«, sagte die Stimme. Ein europäischer Akzent, Holländisch vielleicht.
    »Am Montag«, erwiderte sie. »Ich rufe Sie an. »Das Paket muss innerhalb der nächsten Stunde abgeholt werden. Je früher, desto besser.«
    »In Stoke Newington? Zwanzig Minuten.«
    »Gut.« Sie legte auf. Dann ging sie zurück in Christines Zimmer und öffnete den Kleiderschrank. Auf dem Schrank lag ein kleiner Koffer, den sie herunterholte. Sie begann zu packen, ausreichend Kleidung für eine mehrtägige Reise. Auch gute Kleidung, unter anderem das am elegantesten aussehende Kleid. Sie packte auch Schminkutensilien ein, außerdem ein paar Toilettenartikel aus dem Badezimmer, die Christine in einem Kulturbeutel aufbewahrte. Außerdem Schuhe. Und eines der dicken, neu ausgeliehenen Bücher aus der Bibliothek.
    Sie brachte ihre eigene Tasche nach unten und stellte sie an der Haustür ab. Neben der Tasche deponierte sie Christines Diplomatenkoffer und ihre Aktentasche, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass sich darin Christines Sicherheitsausweis sowie andere Zugangsberechtigungen zu Kantinen, Klubs und Sporteinrichtungen befanden. Sie starrte einen Moment das Foto auf dem Ausweis an. Es zeigte, wie bei solchen Ausweisen üblich, nur den Kopf und die Schultern. Ein weiteres Manko: Jede Person mit ähnlichen Gesichtszügen konnte einen fremden Sicherheitsausweis benutzen, selbst wenn zwischen den beiden Personen, wie bei der Hexe und Christine, ein Größenunterschied von gut zehn Zentimetern bestand.
    Mit Make-up und ein wenig Haarstyling könnte sie als Christine Jones durchgehen. Da war sie sich sicher. Sie schaute erneut hinaus auf die Straße. Kein Anzeichen von Polizei oder neugierigen Nachbarn. Wenn jemand die Schreie gehört hatte, ignorierte er sie. Die Hexe hob die neben dem Bett liegende Ansichtskarte auf, nahm einen Stift und schrieb in Druckschrift: VIEL ARBEIT, ABER AUCH SPASS. BIS BALD. C. Dann schrieb sie, ebenfalls in Druckschrift, die Adresse in das vorgesehene Feld und ließ den Platz für die Namen frei. Ein auf Christines Schreibtisch liegender Umschlag verriet ihr die korrekte Postleitzahl. Sie las die Karte noch einmal. Sie war alles andere als perfekt, aber unter den gegebenen Umständen musste sie genügen. Die Karte war bereits mit einer in Schottland ausgegebenen Briefmarke versehen, auf der der typische drohend aufgerichtete Löwe prangte. Sie hatte in Auchterarder an alles gedacht. An alles. Die Karte war hübsch. Elder und seine Begleiter würden sie erst hinterher zu sehen bekommen, wenn sie längst von der Bildfläche verschwunden wäre.
    Der Koffer war gepackt. Zeit aufzuräumen. Sie stellte das Bügeleisen dahin zurück, wo sie es gefunden hatte, und stöpselte die Lampe in die Steckdose. Dann stellte sie die Uhrzeit auf dem Wecker wieder richtig ein und ging in die anderen Schlafzimmer, um dasselbe auch dort zu tun. In einem der Räume summte etwas. Es war ein auf einem großen Tisch stehender Computer, dessen Schwarzweißbildschirm flackerte. Er war eingeschaltet gewesen. Sie warf die Diskette aus, fand die Bootdiskette und fuhr den Computer wieder hoch. Anschließend schob sie die Diskette wieder rein. Ob sie wohl geöffnet oder der Computer auf das Startmenü eingestellt gewesen war? Das würde Sinn ergeben, denn niemand würde eine Datei geöffnet lassen, wenn er vorhatte, übers Wochenende wegzufahren. Es sei denn … sie überflog die Namen

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