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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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sagen. Weißt du, dass wir die Hexe tatsächlich in einer Polizeiwache hatten?«
    »Ja, und sie ist ungeschoren davongekommen. Was aber wohl kaum dein Fehler war, Dominic. Dafür haben wir den Holländer. Auf dem europäischen Festland sind einige darüber hocherfreut.«
    »Schön für sie.«
    Joyce Parry lachte. »Für unser Verhältnis zum MI6 ist es jedenfalls hilfreich, und nach Barclays Eskapaden in Deutschland können wir das gut gebrauchen.«
    »Aber hilft es auch, die Misshelligkeiten zwischen dir und dem Innenminister auszuräumen?«
    »Keine Ahnung. Er kann ein gehässiges kleines Arschloch sein.« Sie hielt inne. »Was hältst du von einem Schlummertrunk? Ich dachte, wir könnten noch ins...«
    »Lieb von dir, Joyce, an jedem anderen Tag gern...«
    »Aber heute Abend bist du zu erledigt? Verständlich. Wie hat sich Barclay eigentlich geschlagen?«
    »Wacker.«
    »Ehrlich? Oder willst du ihn nur in Schutz nehmen?«
    »Er hat mich gerade angerufen. Er ist immer noch fleißig bei der Arbeit.«
    »Ich bin beeindruckt. Im Büro hat er immer als Erster die Biege gemacht. Sobald es halb sechs schlug, war er weg.«
    »Vielleicht hat er sich geändert.«
    »Vielleicht. Hauptsache, du hast ihm nicht allzu viele von deinen Tricks beigebracht.«
    Elder grinste. »Äh, Joyce, um noch mal auf den Schlummertrunk zurückzukommen. Täte es auch der Zimmerservice?«
    Sie überlegte kurz. »Ja, warum nicht?«
    »Unter einer Bedingung.«
    »Und die lautet?«
    »Bring eine Packung Paracetamol mit. Oder Massageöl.«
    »Alkohol, Tabletten und Babyöl... klingt ganz nach den guten alten Zeiten.«
    Elder lachte. »Ich glaube, das Schlüsselwort ist »alt«, Joyce. Ich werde definitiv alt.«
    Er legte auf und zählte bis zehn. Keine weiteren Anrufe. Er wusste, dass er aufstehen, das Zimmer aufräumen und auch sich selbst ein wenig frisch machen sollte. Doch er blieb liegen, den Arm immer noch über seine Augen gelegt, und dachte an die Begegnung, die bevorstand. Wie bei der Operation Silberfisch. Er wand sich auf dem Bett, rieb sich seinen juckenden Rücken. Silberfisch. Sie hätten Priester werden sollen. Vielleicht hatte sie nicht ganz unrecht. Schließlich stand er auf, schaltete die Nachttischlampe an und blinzelte ins Licht, während er den Schrank öffnete und seinen Koffer herausnahm. Auf dem Boden des Koffers lag ein zusammengerolltes Hemd. Es war zerfetzt und zerlumpt und mit rostfarbenen Flecken übersät – das Hemd, das er getragen hatte... und darin eingewickelt eine Pistole: eine Neun-Millimeter-Browning. Er nahm sie heraus und legte das Hemd zurück in den Koffer. Die Pistole lag kalt und fremd in seiner Hand, doch je länger er sie hielt, desto wärmer wurde sie und desto vertrauter kam sie ihm vor, bis er sie kaum noch spürte.
    »Diesmal«, sagte er sich und ließ seinen Blick über das Visierkorn schweifen, »diesmal, Hexe. Das verspreche ich dir.«

Der Schießstand

Dienstag, 16. Juni
    Barclay traf in aller Frühe im Queen-Elizabeth-II-Konferenzzentrum ein. Es war gerade erst geöffnet worden, doch im Foyer wimmelte es bereits von Sicherheits- und Medienleuten. Jedem wurde eine Kopie des Tagesprogramms ausgehändigt. Anscheinend war es aus Sicherheitsgründen bis zum Gipfelbeginn zurückgehalten worden. Doch die meisten Delegationen hatten den Medien die Einzelheiten während ihrer Vor-Gipfel-Pressegespräche sowieso längst mitgeteilt. Ein großer Bereich des Konferenzzentrums war für die Medienvertreter reserviert; man gestattete ihnen nicht, sich im Foyer aufzuhalten. Eine emsige junge Frau bahnte sich bereits ihren Weg durch das Menschengewühl und hielt Ausschau nach Bändern in den für die Medien bestimmten Farben. Sie sah Barclay an, schien zu denken, dass er ein Reporter sei, und wollte ihm gerade mitteilen, dass das Frühstück im... Doch dann entdeckte sie sein rotblaues Band, das ihn als Angehörigen der Sicherheitskräfte auswies, und drehte im letzten Moment ab.
    Ein paar deutsche Sicherheitsleute lachten über einen Witz. Einer von ihnen registrierte die Farbe von Barclays Band und nickte ihm einen Gruß zu. Barclay erwiderte das Nicken. Seine Wangen kribbelten; er fragte sich, ob der Witz, über den sie lachten, der über den britischen Geheimdienstagenten und die deutsche Terroristin gewesen war. Einige der Deutschen legten sich immer wieder eine Hand auf die Brust und ließen sie an ihren zugeknöpften Jacketts hinuntergleiten. Barclay war klar, dass sie bewaffnet waren. Während immer mehr

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