Kassandra Verschwörung
nicht mehr nur reine Angstschreie zu sein.
»Was ist passiert?«, brüllte Elder in sein Funkgerät. »John, was zum Teufel ist passiert?« Flüchtende Menschen rempelten ihn an. Türen wurden aufgetreten, hinter denen Fliehende Schutz suchten. Sie suchten überall Schutz. Absperrungen krachten zu Boden, als Leute sie zu überwinden versuchten.
Das Walkie-Talkie knackte. Er bemühte sich, etwas zu verstehen. »Bombe an Innenseite der Tür. Hochempfindlicher Zünder.«
»Gibt es Verletzte?«
»Traynor ist das Bein weggerissen worden. Doyle...«
»Was ist mit Doyle?«
»Gehirnerschütterung.«
»Der Raum, John... ist irgendjemand in dem Raum?«
Nach einer Pause: »Nein, Dominic. Der Raum ist leer. Ich wiederhole, der Raum ist leer.« Dann: »Mein Gott!«
»Was ist?«
»Hühner, zwei Hühner aus dem Supermarkt.«
Sie waren direkt in eine Falle getappt! Wenn die Hexe sonst nichts hinterlassen hatte, dann zumindest eine weitere ziemlich abgedrehte Visitenkarte. Und was bedeutete das? Dass der eigentliche Anschlag woanders stattfinden würde? Im weiteren Verlauf der Strecke? Der Konvoi fuhr in ungeordneter Formation weiter. Verdammt, eine Falle … Er fasste es nicht... Konnte es nicht glauben. Warum? Was bezweckte sie damit? Plötzlich packte ihn jemand am Arm. Er griff in sein Jackett und drehte sich um... Aber es war nur Barclay.
»Mein Gott, haben Sie mir einen Schrecken eingejagt.« Seine Hand, mit der er die Pistole umklammert hielt, entspannte sich. Barclay begriff, was um ein Haar geschehen wäre.
»Entschuldigung«, sagte er. »Was ist passiert?«
Elder deutete mit einem Nicken nach oben, wo der Vorhang immer noch wie eine Flagge aus dem Fenster flatterte. Doch eigentlich sah er gar nicht wie eine Flagge aus, sondern eher wie ein Leichentuch. »Eine Bombe«, sagte er. »Die Hexe hat uns in eine Falle gelockt.«
Sirenengeheul kam näher: Rettungswagen. Uniformierte Polizisten versuchten, die am Boden liegenden und verletzten Menschen zu beruhigen. Ein Hubschrauber kreiste über dem Chaos. Der Konvoi war von der Bildfläche verschwunden. Barclay brüllte irgendetwas über den Lärm hinweg.
»Was?«, schrie Elder zurück.
»Ich sagte, wir wissen, hinter wem sie...«
Die Rettungswagen kamen mit quietschenden Reifen vor ihnen zum Stehen. Barclay streckte Dominique eine Hand hin, doch Dominique war nicht mehr da. Sie stand drei Meter entfernt von ihm und kümmerte sich um die Schnittwunden einer Frau. Er ging zu ihr, öffnete die Klappe ihrer Umhängetasche und nahm etwas heraus. Dann ging er zurück zu Elder und reichte ihm eine zusammengefaltete Seite aus der Times . Elder studierte sie. Eine ganzseitige Anzeige der britischen Luftfahrtindustrie.
»Die andere Seite!,« rief Barclay. Elder drehte die Seite um. Es war die Seite mit den Nachrufen. Es gab vier: jeweils einen über zwei Kirchenmitglieder, einen über den Direktor eines der Colleges der Universität Oxford und... einen über Marion Barker, die Ehefrau des Innenministers.
Elders Stirn legte sich in tiefe Falten. Er schaute Barclay an, der nickte. Dominique, die blasser aussah denn je, gesellte sich wieder zu ihnen. Ein Rettungssanitäter hatte sie abgelöst. Sie beobachtete, wie er die Frau verarztete. Die Blicke der Frau und die von Dominique trafen sich. Die Verletzte lächelte und formte mit den Lippen ein »Dankeschön«.
»Sie meinen, sie hat es auf den...«
»Innenminister abgesehen«, beendete Barclay den Satz und fügte achselzuckend hinzu: »Es sei denn, Sie meinen, sie will die Witwe des Oxfordprofessors umbringen.«
Ein Polizeisergeant kam auf sie zu, die Arme ausgebreitet. »Verlassen Sie diesen Bereich, bitte. Bitte verlassen Sie diesen Bereich.«
»Alles klar, Sergeant, wir sind schon weg«, entgegnete Dominic Elder ruhig, ohne sich wirklich dessen bewusst zu sein, was er sagte. Dann sah er plötzlich wieder klar. »Kommen Sie«, forderte er Barclay auf, »zurück zum Konferenzzentrum.«
Sie verließen, wie alle anderen, die Victoria Street, die vollständig evakuiert wurde. Weitere zu Hilfe geeilte Rettungs- und Feuerwehrwagen steckten im Verkehrsstau fest. Sirenen heulten, Blaulichter blinkten, doch die Fahrer ganz vorne schimpften, dass sie nichts tun konnten, solange die Absperrungen nicht entfernt wurden. Ein Rettungswagen fuhr auf den Bürgersteig und blieb zwischen dem vor ihm stehenden Fahrzeug und einem Laternenpfahl stecken.
Auf der zum Konferenzzentrum emporführenden Treppe standen Massen von Menschen, die
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