Kassandra Verschwörung
Untergeschoss des Gebäudes suchte der Wachposten in seinem Radio nach einem Musikprogramm, als er Schritte auf der Treppe hörte. Ein Mann erschien. Der Wachmann kannte ihn. Er war von der Polizei. Die Polizisten waren überall, auf Fenstervorsprüngen und in den Fluren, sie patrouillierten im Foyer und vor dem Haupteingang. Es hätte ihn nicht gewundert, einen von ihnen versteckt unter seinem Schreibtisch vorzufinden. Der Polizist wedelte mit etwas, mit einem Zettel oder Faltblatt.
»Hier, George«, sagte der Polizist. »Hat Ihnen das schon jemand gegeben?«
Der Wachmann setzte seine Brille wieder auf. »Was ist das? Nein, mir hat niemand etwas gegeben.«
»Typisch«, entgegnete der Polizist. »Wenn du sichergehen willst, dass etwas Bestimmtes erledigt wird, mach es am besten selbst. Na schön, das ist also für Sie.«
Es klingelte, und die Aufzugtür öffnete sich. Zwei Personen stiegen aus, ein Mann in einem Nadelstreifenanzug und eine große, kräftige Frau.
»Ich bin in zehn Minuten zurück«, sagte der Mann.
»In Ordnung, Sir«, entgegnete der Wachmann. Der Polizist sah dem hinausgehenden Paar nach.
»Geiles Volk – können die denn nicht warten, bis sie Feierabend haben?«
Der Wachmann lachte und richtete sein Augenmerk auf das Blatt Papier. Den Namen, auf den er achten sollte, hatte er sich eingeprägt. Aber jetzt gab es auch ein Foto.
»Ich weiß ja nicht«, sagte er.
»Was ist, George?«
Der Wachmann klopfte mit einem vom Rauchen gelben Finger auf das Foto. »Ich glaube, ich habe sie heute Morgen gesehen, vor etwa zwanzig Minuten.«
»Sind Sie sicher?«
»Der Name auf ihrem Ausweis lautete nicht Christine Jones. Auf den Namen habe ich geachtet.«
Der Polizist zog bereits ein Funkgerät aus seiner Tasche. »Traynor hier«, sprach er in das Mundstück. »Ich bin in Nummer 45. Die Verdächtige befindet sich im Gebäude. Ich wiederhole, die Verdächtige ist in diesem Gebäude.«
Erst war nichts zu hören, dann knackte es, und es meldete sich eine geisterhafte Stimme. »Traynor, Doyle hier. Sichern Sie alle Ausgänge, und damit meine ich wirklich alle . Beginnen Sie mit der Durchsuchung der Etagen. Wir sind schon auf dem Weg.«
Traynor steuerte die Treppe an und hielt inne. »Sie haben ihn gehört, George. Lassen Sie niemanden rein oder raus, alles klar? Wenn jemand rauswill, schicken Sie ihn ins Erdgeschoss.« Er wandte sich um, hielt noch einmal inne und drehte sich erneut um. »Was hatte sie an, George?«
»Hmm... blauer Blazer, dunkelblau... weiße Bluse, dunkler Rock.«
»Alles klar.« Traynor stieg die Treppe hinauf. George schaltete sein Radio wieder an und fummelte erneut am Sendersuchknopf herum. Er sah aus dem Fenster, doch der Mann mit dem Nadelstreifenanzug und die Frau mit Lippenstift waren weg. Ah, Radio Two, endlich hatte er den Sender gefunden. Manuel und seine Musik aus den Bergen, herrlich. George lehnte sich entspannt auf seinem Stuhl zurück.
Doyle und Greenleaf trommelten Verstärkung zusammen und brachten sie in das Gebäude. Sie wirkten beide ein wenig außer Atem, aber zu allem bereit. Die Nachricht war in Umlauf gebracht, weitere Männer befanden sich auf dem Weg hierher.
»Irgendeine Spur?«, fragte Doyle Traynor.
»Noch nicht. Sie trägt ein dunkles Kostüm und eine weiße Bluse, aber so läuft hier jede zweite Frau rum.«
»In welche Etage ist sie gefahren?«
Traynor schüttelte den Kopf.
»Wir müssen systematisch vorgehen«, erklärte Greenleaf.
Doyle sah ihn an. »Systematisch, schön und gut. Wie viel Zeit bleibt uns, bis die Häuptlinge zum Mittagessen aufbrechen?«
Greenleaf schaute auf seine Uhr. »Eine Viertelstunde.«
»Gut«, entgegnete Doyle. »Wir können es uns also leisten, etwa fünf Minuten systematisch vorzugehen. Danach fangen wir an zu brüllen und Türen einzutreten.«
»Lagebericht, meine Herren«, ertönte energisch und knapp Commander Trillings Stimme, der jetzt fast im Marschschritt das Foyer betrat und sich zu ihnen gesellte.
»Sie ist irgendwo hier drinnen, Sir«, sagte Doyle.
»Aber wir wissen nicht, wo«, gestand Greenleaf.
»Jedenfalls kann ich Ihnen schon mal einen Ort nennen, an dem sie nicht ist – sie steht nicht hier mit uns herum!« Trilling steckte sich ein Pfefferminzbonbon in den Mund. »Wir beginnen mit dem Dach und arbeiten uns nach unten vor. Heckenschützen lieben luftige Höhen, stimmt’s?«
»Ja, Sir.« Doyle wandte sich Traynor zu. »Worauf warten Sie noch? Vom Dach und der obersten Etage nach
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