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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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grinste.
    »Nicht während des Flugs, Mr. Khan, aber er bedankt sich für die Aufmerksamkeit.«
    Khan nickte. Vernünftig, aber er war in der Vergangenheit auch schon mit Piloten geflogen, die man nicht gerade als herausragende Vertreter ihrer Zunft hatte bezeichnen können. Sie wurden alt und fett. Und fette Piloten beunruhigten Khan. Piloten sollten immer unter Strom stehen und entsprechend drahtig sein. Er hatte mit seinem Champagnerangebot gewartet, bis sie eine Weile in der Luft waren, nur um herauszufinden, ob der Pilot schwach werden würde. Aber das tat er nicht.
    Khan sah zu Henrik hinüber. Bei ihm hatte das gute Leben ebenfalls Spuren hinterlassen. Er wurde anständig für seine Dienste bezahlt, und bisher hatten ihn diese Dienste nicht allzu sehr beansprucht, weder physisch noch mental. Als Khan ihn engagierte, war Henrik muskulös gewesen, wenn nicht sogar ein richtiges Muskelpaket. Er hatte Gewichte gestemmt und gehofft, ins Profilager zu wechseln; um seine Karriere zu finanzieren, arbeitete er als Rausschmeißer in einem Klub im West End. Bevor Khan Henrik den Job anbot, hatte er die Einwilligung des Klubbesitzers eingeholt. Den Chauffeur zu spielen, reizte den Dänen nicht sonderlich, aber er hatte den Job trotzdem angenommen. Er war schließlich nicht blöd. Er wusste, dass er Khan als dessen Leibwächter überallhin würde begleiten müssen: überallhin, wo es glamourös und teuer, überallhin, wo es angesagt war.
    Doch zu viele Stunden im Auto hatten ihren Tribut gefordert. Henrik wirkte immer noch groß und stark, aber er hatte auch Speck angesetzt. Khan, der täglich trainierte, wusste, wie es um Henrik stand; seine Nachlässigkeit war mental begründet. Der Däne war nicht mehr hungrig. Man brauchte sich ihn nur anzusehen: In jeder Hand einen Becher Champagner, trank er abwechselnd erst von dem einen dann von dem anderen und starrte aus dem Fenster hinab auf die vorbeiziehende Landschaft. Khan war sich darüber im Klaren, dass Henriks Zeit möglicherweise abgelaufen war. Vielleicht musste er ihm seinen Vertrag kündigen und jemand anders einstellen, jemanden, der ebenfalls stark war, aber auch noch hungrig. Ob er Henrik vielleicht als Fahrer behalten konnte? Immerhin war er ein guter, sicherer Chauffeur. Aber nein, das würde Henrik beleidigen, ihn demütigen, aber – noch entscheidender – ihn vielleicht verbittern. Und ein verbitterter Mann war ein Feind. Es ergab keinen Sinn, potenzielle Spione, potenzielle Feinde einzustellen. Nein, Henrik würde gehen müssen. Bald. Im Dorica Klub gab es einen neuen Türsteher …
    »Es ist großartig, supertoll.« Shari oder Sherri ließ ihren Kopf an Khans Schulter sinken. Sie war gut angezogen. Er hatte aufgeatmet, als sie bei ihr vorgefahren waren und sie strahlend, winkend und mit zwei großen Reisetaschen die Treppe heruntergekommen und, vor allem, gut angezogen gewesen war. Diskret, sinnlich. Nicht zu viel Make-up, nicht zu viel Parfüm. Ein hautenges, rotes Kleid, das gerade bis zu den Knien reichte. Ihre gebräunten Beine bedurften keiner Verhüllung. Ihre Schuhe waren ebenfalls rot. Sie schien zu wissen, wie gut Rot zu ihrem blonden Haar und ihren hohen Wangenknochen passte.
    »Du bist wirklich was ganz Besonderes«, sagte er jetzt und strich über ihr glattes Knie. Es stimmte: Sie waren alle was ganz Besonderes.
    »Landung in zehn Minuten!«, rief der Pilot. Eine Flasche Champagner war noch ungeöffnet, die Schnittchen nahezu unangetastet.
    »Du bist auch was ganz Besonderes, Khan«, sagte Shari oder Sherri.
    »Danke, meine Süße.« Er tätschelte ihre Hand, die auf seinem rechten Oberschenkel lag. »Ich bin sicher, dass wir ein herrliches Wochenende miteinander verbringen werden.«
    »Ja«, entgegnete sie. »Ich auch.«
    Auf der anderen Seite des Gangs leerte Henrik erst den einen, dann den anderen Becher. Sein Kinn fiel ihm auf die Brust, während er einen Rülpser unterdrückte.
     
    Ein herrliches Wochenende. Ja, zuerst war es das wirklich. Doch irgendwann stellte Khan fest, dass etwas nicht stimmte. Das Wochenende war herrlich, aber nicht perfekt. Nicht dass er sich wegen der Geschäfte seiner Bank Sorgen machte. Die Bank beherrschte seine Gedanken sowieso immer, auch während seiner Ausflüge in den Norden. Schottland stellte kein Refugium dar. Sein Haus war mit Computern, Modems, Faxgeräten und Telefonen ausgestattet. Während des Mittag- oder Abendessens konnte er jederzeit auf seinem Handy angerufen werden, mitten in der Nacht konnte

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