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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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Sie, hier draußen ist es zu dunkel. Gehen wir rein, da haben wir Licht.«
    Beim Kaffee sprach Elder nur von Opern, von Il Trovatore , von Aufführungen, die er gesehen und gehört hatte. Barclay versuchte hartnäckig, das Thema wieder auf die Hexe zu bringen, doch Elder ging nicht darauf ein. Schließlich gab Barclay auf. Von der Oper kamen sie auf die Kricketsaison zu sprechen. Und dann war es für Barclay Zeit, sich auf den Weg zu machen. Er fuhr, ohne eine Kassette einzuschieben oder das Radio einzuschalten, zurück nach London und grübelte darüber nach, was sich wohl noch in Dominic Elders Dossier über die Hexe und in Joyce Parrys Akten über Elder befand. Das Wort Akolyth schwirrte ihm im Kopf herum. Sie sind noch nicht so weit . Lud Elder ihn ein... ja, zu was? Zu lernen? Er war sich nicht sicher.
    Bei dem Gedanken, dass Freitagabend war, hellte sich seine Stimmung auf. Vor ihm lag das Wochenende. Er fragte sich, ob er imstande sein würde, sich die Hexe, Elder und den amerikanischen General aus dem Kopf zu schlagen. Dann rief er sich in Erinnerung, dass er selbst die ganze Sache ins Rollen gebracht hatte. Ihm war ursprünglich der Bericht über die gesunkenen Schiffe aufgefallen. Er hatte die Special Branch kontaktiert.
    »Was habe ich mir da nur eingebrockt?«, fragte er sich, als am Himmel der Schimmer von Londons Lichtern in Sicht kam.

Der Operationssaal

Freitag, Samstag, Sonntag
    Idres Salaam-Khan – jedem einfach nur als Khan bekannt – führte ein angenehmes Leben. Das wusste Khan, und sein Chauffeur und Leibwächter wusste es auch. Ein angenehmes Leben. Als leitender Angestellter (wenn auch nicht Direktor) einer kleinen, anonymen Bank war die Höhe seines Gehalts ein Geheimnis. In der Jahresabrechnung verschwand die Summe zwischen all den noch viel größeren Zahlen. Doch auf wie viel auch immer sich sein Gehalt belief – es war genug, Khan die schlichten und nicht so schlichten Freuden des Lebens zu ermöglichen, wie zum Beispiel sein Haus in Belgravia (ein umgebauter Stall) und sein Landhaus in Schottland, seinen 7er BMW (so viel unauffälliger als ein Rolls-Royce) und für die Male, wenn es vor allem darum ging aufzufallen, seinen Ferrari. Dieser Tage benutzte er den Ferrari jedoch nicht sehr häufig, denn für seinen Leibwächter mangelte es darin an Platz. Die Zeiten waren ungemütlich, und gegen die Unwirtlichkeit bot Luxus nur einen unzulänglichen Schutz. Doch einen Leibwächter zu haben, bot einigen Trost. Allerdings sah Khan Henrik nicht als Luxus; er betrachtete ihn als Notwendigkeit.
    Die kleine anonyme Bank hatte ihren kleinen anonymen (europäischen) Hauptsitz in London. Die Kunden – alle sehr begütert – kamen gerade deshalb zu dieser Bank, weil sie klein, anonym und diskret war und großzügige Zinsen gewährte. Es gab keine Sterlingkonten, die nicht mindestens sechsstellig waren. Nur wenige Kunden, die sich der Bank in England bedienten, liehen sich je Geld. Sie traten eher als Anleger in Erscheinung. Die Kreditnehmer befanden sich anderswo, die größten Anleger in Wahrheit auch, doch nichts von alledem störte den Bankbetrieb in Großbritannien.
    Ganz gewiss störte nichts von alledem Khan, dessen Rolle in der Bank vielen ein großes Rätsel war. Wie es schien, verbrachte er drei Tage der Woche in der Bank – Dienstag, Mittwoch, Donnerstag -, während er sich in der Zeit von Freitag bis Montag woanders aufhielt, dieser Tage meist in Schottland. Er mochte Schottland, fand es, wie die Bank, klein und anonym. Das Einzige, was er dort wirklich vermisste, war Nachtleben. Weshalb er beschlossen hatte, sich zu diesem Wochenendtrip sein eigenes Nachtleben mitzubringen. Sie hieß entweder Shari oder Sherri, er hatte es nie richtig herausgefunden. Sie schien auf beide Namen mit der gleichen Bereitwilligkeit zu hören, mit der sie auf Fragen wie »Mehr Champagner?«, »Noch etwas geräucherten Lachs?« oder »Noch eine Linie?« antwortete.
    Khan hatte problemlos Zugang zu den meisten exotischen Drogen. In den Londoner Klubs gab es Leute, die ihre eigene Mutter verkauft hätten, um zu erfahren, wer seine Bezugsquellen waren. Doch Khan lächelte nur mit fest zusammengepressten Lippen und gab sich noch geheimnisvoller. Schließlich hätte er doch sämtliche Illusionen zerstört, wenn er geantwortet hätte »Diplomatengepäck«.
    In den Klubs, die er besuchte, war Khan immer »Khan der Bankier«. Nur wenige wussten mehr über sein Leben als diese drei simplen Wörter. Er war immer von

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