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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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hatte, das Wochenende nicht gerade dazu, sich Informationen zu beschaffen. Am Montag werde er sich die Modelagentur vornehmen, vorher nicht. Khan hätte ihn am liebsten gefragt, ob er denn nicht in Erwägung ziehe, sich gewaltsam Einlass zu verschaffen. Doch eine solche Frage wäre ziemlich geschmacklos gewesen, und falls sein Telefon verwanzt war, könnte er zudem der Anstiftung zum Begehen einer Straftat bezichtigt werden. Also musste er sich mit den spärlichen Informationen zufriedengeben, die Allison zusammengetragen hatte, und sich bis Montag gedulden. Montag wäre er zurück in London, er hätte sich von Shari verabschiedet und ihr versprochen, sie anzurufen und mit ihr essen zu gehen – Versprechen, die er normalerweise selten hielt. Doch möglicherweise musste er sie noch eine Weile im Auge behalten, zumindest so lange, bis er die Wahrheit über sie herausgefunden hatte.
    »Noch ein bisschen Wein, Shari?«
    Sie waren allein im Esszimmer. Die Küche war ein ganzes Stück entfernt. Henrik, dem er für den Abend freigegeben hatte, trieb sich vermutlich in einer der Kneipen Auchterarders herum. Er hatte Khan von einer Barkellnerin erzählt, mit der er befreundet war. Also befanden sich nur Shari und Khan im Haus, und natürlich Gordon Sinclair, doch seine Anwesenheit war nur in Form eines fernen Topfgeklappers zu vernehmen. Außerdem gab es auch noch Gordons Freundin, die ihm in der Küche half. Sie würde das Haus jedoch vor dem Servieren des Desserts verlassen, wohingegen Gordon noch bleiben, ein wenig aufräumen und die übrig gebliebenen Zutaten wieder im Kofferraum seines kleinen Sportwagens verstauen würde. Khan hatte die Freundin zuvor noch nie gesehen. Er fand sie attraktiv, auch wenn ihre Wangen ein bisschen zu rot waren. Sehr schottisch: schüchtern, fast scheu und ein wenig rundlich. Khan kam der Gedanke, dass Gordon und sie die Sache mit dem eigenen Restaurant vielleicht gemeinsam angehen könnten. Vielleicht war sie der Grund, warum er in Schottland blieb. In Khans Kopf begann die Idee von einem Restaurant Gestalt anzunehmen, finanziert von ihm und geführt von Gordon und seiner Freundin …
    »Ja, bitte«, antwortete Shari. »Das Essen ist köstlich.«
    Forelle mit Mandeln. Forelle aus der Region natürlich, die Sahnesoße abgeschmeckt mit einem Schuss Malt. Doch sie überlagerte nicht den Geschmack des köstlichen Fischs. Das in schmale Streifen geschnittene Gemüse hatte für Khans Geschmack ein bisschen zu lange gekocht, doch Shari liebte es weich. Sie hatte die unschöne amerikanische Gewohnheit beibehalten, alles ausschließlich mit der Gabel zu zerkleinern und zu essen.
    »Köstlich«, wiederholte sie.
    Er betrachtete sie und lächelte. Vielleicht fing er an, paranoid zu werden. Vielleicht gab es gar keinen Grund zur Sorge. Man musste sie sich doch nur ansehen – sie war schön, zerbrechlich. Alles an ihr lag offen zutage. Sie konnte doch unmöglich etwas vor ihm verbergen. Nein, er war verrückt. Er sollte das alles vergessen und einfach diesen letzten Abend mit ihr genießen.
    »Ja, wirklich köstlich«, sagte er und schenkte noch ein wenig Meursault nach. Meursault war für die Forelle allein eigentlich zu schwer, doch die Soße verdiente und vertrug einen kräftigeren Wein. Er wusste, dass Gordon es liebte, ihn zu überraschen, doch Khan vermutete, dass als nächster Gang erstklassiges Rindfleisch folgen würde (wenn auch in einer exotischen Soße), dann ein Orkney-Käse und frisch zubereitetes crannachan . Und das Schöne war, dass nichts aufgeräumt werden musste. Das Chaos in der Küche konnte bleiben und auch die Teller und alles andere im Esszimmer, denn Montagnachmittag würde Mrs. MacArthur kommen und alles aufräumen.
    Vor ihrer Einstellung hatte Khan Mrs. MacArthur von einer Privatdetektei in Dundee überprüfen lassen, und seitdem noch zwei weitere Male. Die Detektei hatte sie nicht nur für sauber und ordentlich befunden, sondern festgestellt, sie sei praktisch unbestechlich. Also machte es Khan nichts aus, dass sie die Schlüssel zum Haus sowie zum Alarmsystem besaß. Sein Arbeitszimmer betrat sie nie; es verfügte sowieso über ein separates Alarmsystem, zu dem einzig und allein Khan und die örtliche Polizei die Schlüssel hatten.
    »Köstlich«, wiederholte er und hob sein Glas, als wollte er einen Toast ausbringen.
     
    Es war einer dieser speziellen Pubs, in denen an Wochenenden nach der Sperrstunde die Lichter ausgeschaltet wurden und die Stammgäste im Dunkeln

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