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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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Barclay vermutete, dass der Geheimdienst dafür aufkam.
    Er hatte das Dossier während der Fahrt über den Ärmelkanal gelesen. Es enthielt jede Menge Informationen. Das Einzige, was es nicht gab, waren faktische Beweise dafür, dass irgendeine der Operationen und irgendeiner der Vorfälle, die in zwei Dutzend separaten Berichten umrissen wurden, etwas mit einem Individuum mit dem Kodenamen »Hexe« zu tun hatten. Barclay gewann den Eindruck, dass Dominic Elder jeden ungelösten Mord und jeden Terroranschlag, zu dem sich niemand bekannt hatte, aufgegriffen und den Namen »Hexe« danebengeschrieben hatte. Eine Frau, die jemand vom Tatort hatte fliehen sehen... ein Anruf, der von einer Frau getätigt worden war... der Besuch bei einer Prostituierten... eine Studentin, die nach dem Attentat verschwunden war... diese schemenhaften Wesen waren in Elders Kopf zu einer einziger Person verschmolzen. Es roch nach einer Psychose.
    Barclay fragte sich, warum. Er fragte sich, was Elder angetrieben hatte, warum die schiere Vorstellung von der Existenz der Hexe ihn von Anfang an so fanatisch hatte werden lassen. Ihm schien, dass Elder mehr wusste, als er zugab. Als er das Dossier ein zweites Mal durchblätterte, fiel ihm die einmalige Erwähnung einer Operation Silberfisch ins Auge. Sie war beiläufig genannt worden, ohne weitere Einzelheiten. Es gab keinen Hinweis darauf, worum es sich handelte, nur dass sie vor zwei Jahren stattgefunden hatte. Es war das Jahr, in dem Elder den Dienst quittiert hatte. Und das Jahr, in dem Barclay beigetreten war; sie hatten einander nur um gut fünf Wochen verpasst. Eine kleine Lücke zwischen dem Alten und dem Neuen. Nach seiner Rückkehr würde er jemanden fragen, was es mit dieser Operation Silberfisch auf sich hatte. Vielleicht Joyce Parry oder Elder. Vielleicht könnte er sich auch ohne Einholung einer vorherigen Genehmigung Zugang zu dem Dossier über die Operation verschaffen. Morgen würde er zurück sein, zurück in der Realität der Technologie, zurück in seiner Rolle als Geheimdiensttechniker.
    Sein Telefon summte. Das war für sich genommen schon eine Überraschung: Der Apparat sah zu alt aus, als dass man von ihm erwartet hätte, dass er funktionierte. Er nahm den Hörer ab.
    »Hallo?«
    »Barclay? Ich bin’s, Dominic Elder. Ich hatte ja angekündigt, mich zu melden.«
    »Wie haben Sie meine...?«
    »Joyce hat sie mir gegeben. Ich bin momentan in London. Gibt es etwas Berichtenswertes?«
    »Absolut nichts. Der Special-Branch-Mann hat bereits alles herausgefunden.«
    »Sie geben schnell auf, was?«
    Barclay empörte sich. »Davon kann gar keine Rede sein.«
    »Gut. Hören Sie mir zu. Die Männer der Special Branch sind Polizisten, sie denken wie Polizisten. Bewegen Sie sich nicht auf deren ausgefahrenen Gleisen.«
    Barclay lächelte über dieses Bild und rief sich sein eigenes Bild des runderneuerten Reifens in Erinnerung. »Sie empfehlen also unorthodoxes Denken?«
    »Nein, nur scharfes Denken. Gehen Sie jeder Idee bis zum Ende nach. In Ordnung?«
    »In Ordnung.«
    »Ich rufe morgen wieder an. Und noch eins: Erwähnen Sie meinen Anruf nicht gegenüber Mrs. Parry. Es würde uns nur beide in Schwierigkeiten bringen.«
    »Hatten Sie nicht gesagt, sie hätte Ihnen meine Telefonnummer gegeben?«
    »Na ja, Sie hat mir verraten, in welchem Hotel Sie abgestiegen sind. Die Nummer habe ich selber herausgefunden.«
    Barclay lächelte erneut. Dann fiel ihm noch etwas ein. »Ich habe das Dossier gelesen und wollte Sie fragen, was es mit der Operation Silberfisch auf sich hat.«
    »Ich melde mich dann morgen wieder. Bis dann.«
    Die Leitung war tot. Hatte Elder ihn nicht gehört? Barclay legte auf. Er fing allmählich an, Dominic Elder zu mögen.
    Er hatte ein paar Taschenbücher mitgenommen, um möglicherweise Zeit totschlagen zu können. Mit einem quälte er sich seit Wochen ab. Die Enden der Parabel von Thomas Pynchon. Es war ihm von einem befreundeten Computerfreak empfohlen worden. Er hatte das Buch neben seine Französischgrammatik und seinen Reisewecker auf das Nachtkästchen gelegt. Jetzt nahm er das Buch in die Hand, denn ihm blieb noch eine halbe Stunde Zeit, bevor er sich auf die Suche nach einem Restaurant machen wollte, um dort zu Abend zu essen. Vielleicht konnte er den Faden von Pynchon wieder aufnehmen.
    Er öffnete das Buch an der mit einem ledernen Lesezeichen eingemerkten Stelle. Oje, war er tatsächlich erst auf Seite neunundvierzig? Er las eine halbe Seite und war sicher,

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