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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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aufzubrechen und einzudringen.«
    »Aufbrechen? Ich habe nichts aufgebrochen. Außerdem ist gerade der MI5 für seine Einbrüche berühmt, oder etwa nicht?«
    »Das war einmal«, entgegnete Barclay kühl. »Außerdem sind wir nie so weit gegangen, Greenpeace-Schiffe zu versenken.«
    »Das war die DGSE, nicht die DST«, stellte sie ein bisschen zu schnell klar. »Außerdem ist das eine Ewigkeit her. Wie sagen Sie...? Seitdem ist viel Wasser den Bach hinuntergeflossen?«
    »Das mit dem Wasser ist angesichts der Umstände damals vielleicht eine etwas makabere Metapher, aber ja, so sagen wir. Ihr Englisch ist gut.«
    »Jedenfalls vermutlich besser als Ihr Französisch. Ich habe die Französischgrammatik in Ihrem Zimmer gesehen. Es ist ein Grammatikbuch für Kinder, oder irre ich mich?«
    Er verlagerte sein Gewicht ein wenig, sagte aber nichts.
    Sie zog mit einem Finger einen Kreis auf der Tischplatte. »Und?«, fuhr sie fort, »erwarten Sie, in Calais irgendetwas zu finden, das wir übersehen haben könnten?«
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie interessiert sind.«
    »Es wurden Franzosen getötet, Mr. Barclay. Durch eine Bombe, einer von Terroristen gelegten Bombe, wie wir glauben. Natürlich sind wir interessiert.«
    »Ja, ich wollte auch nicht...«
    »Und jetzt beantworten Sie meine Frage: Erwarten Sie, irgendetwas zu finden, das wir übersehen haben könnten?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Das werden Sie auch nicht«, stellte sie klar. »Lassen Sie mich raten. Sie haben mit... Matrosen geredet. Genau wie der Special-Branch-Agent. Sie haben dieselben Leute befragt, die er befragt hat. Sie haben den Bericht der örtlichen Polizei gelesen. Sie haben sich auf das Schiff konzentriert, auf die Männer, die auf dem Schiff gestorben sind, auf Leute, die das Schiff gesehen haben könnten. Stimmt’s?«
    »Im Wesentlichen ja.«
    »Na bitte. Wir haben den gleichen Fehler gemacht. Nicht ich. Ich war nicht von Anfang an mit dem Fall betraut. Aber jetzt bin ich hier, um...«
    »Zu helfen?«, führte er den Satz für sie zu Ende.
    »Helfen, genau, ich bin da, um Ihnen zu helfen. Und was ich Ihnen sagen will, ist...« Sie beugte sich vor und senkte die Stimme. »Sie denken in die falsche Richtung.«
    »Ach ja? Tu ich das?« Er versuchte, nicht bissig zu klingen. Sie nickte.
    »Ja. Die richtige Richtung ist, das Ganze rückwärtsaufzurollen, den Blick auf die Zeit vor der Abfahrt des Schiffs zu lenken.«
    »Genau das habe ich...«
    » Weiter zurück. Viel weiter.«
    »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Ich werde es Ihnen erzählen.« Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »Sie sehen aus, als wollten Sie ausgehen. Hatten Sie vor, auswärts zu essen?«
    »Ja.«
    Sie war sofort auf den Füßen. »Ich kenne ein gutes Restaurant. Nicht hier, ein paar Kilometer außerhalb der Stadt. Wir können meinen Wagen nehmen.« Dann rief sie dem Hotelier etwas zu. »Ich hab ihm gesagt, er soll unsere Biere auf Ihre Zimmerrechnung setzen.«
    »Danke. Sehr freundlich von Ihnen.«
    Sie starrte ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Das war ironisch gemeint, oder?«, fragte sie schließlich.
    »Ja«, gab er zu. »Es war ironisch gemeint.«
     
    Sie fuhr einen Citroën 2CV, nicht gerade das neueste Modell. Das Auto war vom jahrelangen Fahren im chaotischen Pariser Verkehr zerbeult und zerkratzt und die Federung katastrophal, außerdem fuhr sie wie der Teufel. Sie schrie ihm über den Lärm des Motors hinweg etwas zu, aber er konnte kein Wort verstehen. Er nickte nur und lächelte, wann immer sie zu ihm rübersah. Das schien ihr als Antwort zu genügen.
    Als sie ihr Ziel erreichten, das aussah wie ein Cottage mitten in der Pampa, fühlte er sich, als würde er nie wieder essen können. Doch die Düfte, die aus der Küche drangen, ließen ihn seine Meinung schnell ändern.
    »Das geht auf die Rechnung meines Arbeitgebers«, stellte sie klar, als sie sich an einem sehr kleinen Zweiertisch niederließen. Man reichte ihnen eine Speisekarten in der Größe der Tischplatte, und sie bestellte als Erstes zwei Kirs. Dann sah sie ihn über den Rand ihrer Speisekarte an.
    »Soll ich bestellen?«, fragte sie. Er nickte. Ihre Wimpern waren dicht, aber nicht lang. Er versuchte immer noch herauszufinden, ob ihr Haar gefärbt war. Und er fragte sich, wie alt sie wohl sein mochte. Irgendetwas zwischen einundzwanzig und achtundzwanzig. Aber warum nicht zwanzig oder neunundzwanzig? Während ihr Kopf eine ganze Weile hinter der Speisekarte verschwand, sah er sich in

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