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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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sie bereits gelesen zu haben. Er war doch schon viel weiter... mindestens auf Seite fünfundsechzig oder siebzig. Wieso steckte das Lesezeichen an einer Stelle, die er bereits gelesen hatte? Er dachte eine Weile nach. Dann musterte er die Ecken des Buchs. Die untere rechte Ecke des Deckels und die ersten Seiten sahen leicht eingedellt aus, so als wäre das Buch auf den Boden gefallen. Als hätte es jemand in die Hand genommen und durchgeblättert, wäre dann … herausgerutscht... das Lesezeichen herausgefallen... und willkürlich wieder reingeschoben worden …
    »Herr im Himmel!«, sagte er zum zweiten Mal innerhalb einer Stunde.
     
    Fürs Abendessen mit einem leichten cremefarbenen Anzug, braunen Schuhen, einem weißen Hemd und einer roten, türkisch gemusterten Krawatte bekleidet, öffnete Barclay die Tür zur Bar. Inzwischen war mehr los. Fünf Männer lehnten an der Theke und waren in eine angeregte Diskussion mit dem Hotelier verwickelt, der beim Reden Gläser füllte. Barclay lächelte, nickte ihm zu und steuerte die Tische an. Es saß nur ein einziger Gast an einem Tisch, die junge Frau, mit der er auf dem Treppenabsatz zusammengestoßen war. Er zog ihr gegenüber einen Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich.
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze?«, fragte er.
    »Comment? Vous êtes anglais, Monsieur?«
    » Anglais, oui .« Er starrte sie an. »Sind Sie auch Gast in diesem Hotel, Mademoiselle? Restez-vous ici?«
    Sie schien ihn nicht zu verstehen. Der Hotelier war an den Tisch gekommen, um Barclays Bestellung entgegenzunehmen. »Une pression, s’il vous plaît. « Barclay hielt den Blick noch immer auf sie gerichtet. »Möchten Sie auch noch ein Bier?« Vor ihr stand ein leeres Glas. Sie schüttelte den Kopf. Der Hotelier ging zurück zur Theke.
    »Und?«, fuhr Barclay ruhig fort, »haben Sie in meinem Zimmer etwas Interessantes gefunden?«
    Ihre Wangen röteten sich ein wenig. Schließlich fiel ihr ein, dass sie doch Englisch sprach. »Ich hatte nicht vor … Ich dachte, ich würde dort auf Sie warten. Doch dann habe ich meine Meinung geändert.«
    »Aber wir sind auf der Treppe zusammengestoßen. Warum haben Sie sich da nicht vorgestellt?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Es schien mir nicht der passende Moment.«
    Er nickte. »Weil ich dann sofort gewusst hätte, dass Sie in meinem Zimmer waren, stimmt’s?«
    »Es war das Buch, habe ich recht?« Sie brauchte keine Bestätigung. »Ja, das Buch, das war wirklich dumm. Ich dachte, ich könnte mir damit... die Zeit vertreiben.«
    »Es war auf jeden Fall ziemlich ungeschickt.« Sein Bier wurde serviert. Er wartete, bis der Hotelier gegangen war, und fragte dann: »Wie viel haben Sie ihm gezahlt?«
    »Nichts.« Sie langte in die Tasche ihres Blousons. »Ich musste ihm nur einen gewissen Ausweis zeigen.« Sie reichte ihm eine kleine eingeschweißte Karte mit einem Foto von ihr. Darauf trug sie das Haar länger und hatte eine leichte Dauerwelle. Sie hieß Dominique Herault. Während sie ihm die Karte reichte, musterte er ihre Finger. Sie trug vier verzierte, jedoch billig aussehende Ringe, aber keinen Ehering.
    »DST«, las er laut vor und nickte sich selbst zu. Direction de la Surveillance du Territoire, das französische Äquivalent des britischen MI5. Parry hatte ihn gewarnt, dass die Leute der DST ihm, wenn sie davon Wind bekämen, dass ein britischer Agent auf dem Weg nach Frankreich war (und sie musste sie informieren – das verlangte das Protokoll), höchstwahrscheinlich einen ihrer eigenen Agenten schicken würden, um ihm zu »helfen«. Er gab ihr den Ausweis zurück. »Ich habe Sie mir ganz anders vorgestellt«, sagte er.
    »Hatten Sie vielleicht Peter Sellers erwartet?«
    Er lächelte. »Nein, nein, ich habe nur jemanden erwartet, der etwas... reifer ist.« Sie hob eine Augenbraue. »Ich meine«, fügte er hinzu, »etwas älter.«
    »Aha«, sagte sie. »Nein, Mr. Barclay, Sie sind nicht ranghoch genug, um einer Älteren würdig zu sein.«
    » Touché «, murmelte er und hob sein Glas.
    Jetzt war es an Dominique Herault zu lächeln.
    »Dann gehe ich also davon aus«, fuhr er fort, nachdem er das eiskalte Bier getrunken hatte, »dass unsere Zusammenarbeit, nachdem Sie mein Zimmer durchwühlt haben, auf gegenseitigem Vertrauen und Kooperation beruht.«
    »Ich habe nur...«
    »Auf mich gewartet. Ja, das sagten Sie bereits. Verzeihen Sie, aber in England warten wir normalerweise vor jemandes Zimmer, anstatt einfach die Tür

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