Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
Vom Netzwerk:
Aussicht gestellt und Unterstützung zugesagt. Er ging »an die Front«. Er wurde den Verdacht nicht los, dass Dominic Elder irgendwie dahintersteckte. Und plötzlich wurde ihm klar, was es war, was sich hinter dem Ganzen verbarg.
    Er wurde bestraft.
    Joyce Parry bestrafte ihn dafür, dass er sich ganz zu Anfang hinter ihrem Rücken an die Special Branch gewandt hatte. Er hatte sich unmöglich gemacht. Und worin bestand seine Bestrafung? Darin, dass er den ausgelatschten Fußstapfen eines Special-Branch-Beamten folgen würde, unfähig, irgendwelche neuen oder übersehenen Informationen zu entdecken, überflüssig also.
    Ja. Kein Zweifel. Das war die Buße, die von ihm erwartet wurde. Er biss die Zähne zusammen und wandte sich wieder dem zu, weshalb er hier war.
    »Aber der andere Polizist, Monsieur Doyle, hat die Frage doch schon gestellt!«
    »Ja. Aber wenn Sie so freundlich sein würden, mir noch einmal zu erzählen, was Sie...«
    Und so ging es den ganzen Tag. Ein langer und anstrengender Tag. Und nicht die kleinste Spur eines Beweises oder auch nur einer Vermutung, die versprach, sich als brauchbar zu erweisen. Das Zentrum von Calais hatte nicht viel zu bieten und ihn gerade mal eine Stunde gekostet, es zu erkunden. Doch der Ort zog sich ein ganzes Stück die Küste entlang, war ein Labyrinth von Hafenanlagen und Anlegeplätzen, Kais und Piers und chaotischen Gebäuden, die entweder nach Fisch oder Motorenöl stanken.
    Das war der Grund, weshalb er so lange gebraucht hatte, die Leute ausfindig zu machen, mit denen er reden wollte: Bootsmänner, Mitarbeiter der Hafenbehörde, Leute, die sich an jenem Abend, an dem das die Hexe transportierende Schiff in See gestochen war, in der Hafengegend herumgetrieben hatten. Wen wundert’s, dass die Männer, mit denen er redete, nicht übermäßig begeistert waren, da er selbst nicht mehr Begeisterung an den Tag legte als ein ins Netz gegangener Kabeljau. Kurzum, er beendete das Werk eines unergiebigen Tages, obwohl noch immer etliche Leute auf seiner Liste standen. Er würde versuchen, die Sache am nächsten Morgen abzuschließen, noch vor Mittag. Je früher, desto besser.
    Es war jetzt sechs. Man hatte ihn gewarnt, dass die Franzosen nicht vor acht Uhr zu Abend aßen. Also blieb ihm noch Zeit, in seinem Hotel unter die Dusche zu gehen und sich umzuziehen. Genau genommen müsste er die Hafenanlagen nach dem Abendessen noch einmal aufsuchen; auf seiner Liste gab es jede Menge Leute, die nur nach Einbruch der Dunkelheit arbeiteten und deren Privatadressen niemand herausrücken wollte.
    » Sur le bleu «, hatte ihm ein Mann gesagt und sich mit einem Finger an die Nase getippt. Aufs Blaue – das französische Äquivalent für Schwarzarbeit. Diese Männer arbeiteten für Bares, niemand stellte Fragen, Steuern wurden nicht bezahlt. Vielleicht arbeiteten sie tagsüber woanders. Aber sie gingen einer Nebentätigkeit nach. Doyle hatte mit ihnen geredet und nichts erfahren. Wie sollten Männer, die » sur le bleu« arbeiteten, es sich auch leisten können, irgendetwas gesehen oder gehört zu haben? Sie existierten schließlich offiziell gar nicht, waren Geister in den Hafenanlagen. All dies hatte Doyle in seinen Bericht aufgenommen. Es war ein gründlicher Bericht, mit Sicherheit so gut wie der, den Barclay selbst schreiben würde. Aber er klang auch ein bisschen selbstzufrieden und selbstgefällig. Er schien zu implizieren, bitte, ich habe alles abgegrast, was habt ihr von mir erwartet zu finden?
    Barclays Hotel lag in einer dunklen, engen Straße in der Nähe des Busbahnhofs. Ganz in der Nähe gab es eine kleine unbebaute Fläche, die als Parkplatz diente (Benutzung auf eigene Gefahr). Barclay hatte eine europaweit geltende Versicherung abgeschlossen, bevor er den Ärmelkanal überquerte, und hoffte fast, dass jemand seinen ramponierten Fiesta mit dem defekten Getriebe stehlen würde . Deshalb suchte er seine Opernkassetten zusammen und nahm sie in einer Plastiktüte mit ins Hotel. Es war ihm egal, wenn ihm sein Auto abhandenkäme, aber seine Opernkassetten wollte er sich nicht klauen lassen …
    Sein Hotel war eine dieser Absteigen, die aus den beiden Stockwerken über einer Bar bestanden. Doch es gab eine separate Rauchglastür, durch die die Gäste zu der steilen Treppe gelangten, die zu den Räumen führte. Ihm war ein Schlüssel zu dieser Tür ausgehändigt und mitgeteilt worden, dass man die Mahlzeiten in der Bar servieren würde. Zwischen der Rauchglastür und der Treppe

Weitere Kostenlose Bücher