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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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eingewickelt gewesen war, ein überquellender Aschenbecher, ein Päckchen Zigaretten und ein Feuerzeug. Er pickte mit den Fingerspitzen ein paar Chipskrümel vom Tisch auf und steckte sie sich in den Mund. Gleich würden sie wieder reinkommen und ihn fragen, ob er noch etwas Kaffee wolle. Er würde ihnen sagen: »Ich warte keine verdammte Minute länger. Sie können mich hier nicht festhalten. Wenn Sie etwas von mir wollen, wissen Sie, wo Sie mich finden können. Ich stehe im Telefonbuch.«
    Das würde er sagen. Diesmal würde er es tun. Diesmal würde er es ihnen tatsächlich an den Kopf knallen und nicht nur denken. Das letzte Mal hatten sie ihm eine tolle Mieze geschickt, die sich erkundigte, ob er noch Kaffee wolle. Er war dadurch einen Moment lang so abgelenkt, dass er letztlich vergaß zu fragen. Nein, nicht zu fragen, zu verlangen . Es war sein Recht, die Wache zu verlassen, wann immer es ihm beliebte. Er hatte erst zweimal in seinem Leben mit einem Polizeirevier Bekanntschaft gemacht. Einmal mit dreizehn, als er sturzbetrunken die Hauptstraße entlanggewankt und aufgegriffen worden war. Sie hatten ihn mit aufs Revier genommen, ihn in eine Zelle gesteckt und ihm in die Eier getreten, bis er kotzen musste. Dann noch eine Stunde in der Zelle behalten und ihn anschließend hochkantig hinausgeworfen. Danach hatte er tagelang nicht richtig gehen können... was Pat irgendwie irrwitzig fand, da sie ihn ja überhaupt nur aufgegriffen hatten, weil er nicht richtig gehen konnte.
    Das zweite Mal hatte in einem Pub eine Razzia stattgefunden, in der eine Schlägerei ausgebrochen war. Und obwohl er nichts damit zu tun gehabt hatte, wurde er zusammen mit sämtlichen anderen Gästen mit aufs Revier genommen. Doch Milo, der Barkeeper, hatte ein gutes Wort für ihn eingelegt, woraufhin sie ihn mit einer Verwarnung wieder gehen ließen.
    Nicht gerade die Schwerverbrecherliga, oder? Keine schlimmen Vergehen. Hielten sie ihn fest, um sein Vorstrafenregister zu überprüfen? Vielleicht checkten sie, ob er wegen Vergewaltigung, Mord, Entführung oder sonst irgendetwas vorbestraft war. Na gut, in dem Fall müssten sie ihn gehen lassen, sobald sie mit der Überprüfung fertig wären. Wie lange konnte das dauern?
    Natürlich war es nicht so, dass er nichts zu verbergen hatte. Wenn sein Boss zum Beispiel erführe, dass er in einer Sonntagnacht mit dem Lieferwagen unterwegs gewesen war … Bosse neigten grundsätzlich dazu, misstrauisch zu sein. Aber sein Boss würde es nicht herausfinden, nicht, wenn es die Polizei ihm nicht auf die Nase bände. Und er könnte ihnen ja erzählen, dass er nicht mit dem Lieferwagen unterwegs gewesen war, sondern mit seinem eigenen Wagen … aber nein, es hatte keinen Sinn zu lügen, wenn die Wahrheit nicht wehtat. Wenn sie ihn bei einer Lüge ertappten, würden sie sich womöglich fragen, was er ihnen noch verheimlichte. Nein, er würde es ihnen erzählen. Er hatte den Lieferwagen benutzt, um einem Freund auszuhelfen. Und das war tatsächlich die Wahrheit. Sein Nachbar Chas spielte Keyboard in einer Art Country- und Westernband. Die hatte in jener Sonntagnacht einen Auftritt in einem Pub in Folkestone gehabt, und er hatte dabei den Road Manager gespielt, was bedeutete, dass er die Lautsprecheranlage in Margate abholen und nach Folkestone bringen musste. Es war zunächst alles ein einziger Riesenschlamassel gewesen, der Grund dafür, dass er die Fahrt überhaupt machte. Bei der Lautsprecheranlage der Band waren ein Dutzend Sicherungen durchgebrannt oder sonst irgendwas kaputt, woraufhin ein in Margate wohnender Freund von Chas angeboten hatte, der Band die Anlage seiner eigenen Band auszuleihen, allerdings nur unter der Bedingung, dass diese noch in der gleichen Nacht zurückgebracht würde.
    Ziemlich bescheuert, aber die Ausrüstung war vom Feinsten, ein paar tausend Pfund wert, und der Typ wollte sie über Nacht nicht in fremden Händen wissen. Also war Bill für einen Fünfziger und ein paar Drinks nach Margate gefahren, hatte die Anlage abgeholt, sie nach Folkestone gebracht, sich das ganze Konzert angehört und die Anlage zurück nach Margate gekarrt, bevor er völlig geschlaucht wieder zurück nach Folkestone fuhr – ein Haufen Arbeit für einen Fünfziger. Aber zum einen war Chas ein Kumpel, zum anderen spielte Bill gerne den Road Manager. Er hätte selbst gern in einer Band gespielt, wenn er – wie sagt man so schön – musikalisch gewesen wäre. Aber das war er nicht. Er hatte sich einmal als

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