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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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noch mal, war, wenn sie es doch war? Wenn man sie irgendwo tot in einem Graben gefunden hatte? Er wäre ein Verdächtiger, so wie man es manchmal in den Nachrichten hörte. Ein Mann hilft der Polizei bei ihren Nachforschungen. Na gut, genau das versuchte er ja tatsächlich zu tun, aber aus reiner Solidarität, nicht weil er etwas zu beichten hätte oder sich wegen irgendetwas schuldig fühlte. Okay, er hinterging seine Firma gelegentlich. Manchmal benutzte er den Lieferwagen nachts oder an Wochenenden für eigene kleinere Geschäfte, aber niemals für wirklich krumme Dinger. Nicht wie Pat, der mit seinem Lieferwagen schon mal an einem Wochenende den Ärmelkanal überquert und ihn zum Schmuggeln von Pornomagazinen, Videofilmen, Zigaretten und Alkohol missbraucht hatte. Die Ladefläche seines Wagens hatte sich in einen dieser rollenden Läden verwandelt, die es früher gab, aber er hatte das ganze Zeug bis Montagmorgen verhökert und vierhundert Pfund Reingewinn in die Tasche gesteckt. Aber, Junge, Junge, wenn er geschnappt worden wäre... geschnappt bei der verbotenen Nutzung des Firmenwagens …
    »Guten Tag, der Herr.« Jetzt waren sie zu zweit, der Polizist, mit dem er zuvor gesprochen hatte, und dieser Typ in Zivil, der nach Kippen und Kripo roch. »Mein Kollege sagt, dass Sie vielleicht ein paar Informationen für uns haben.«
    »Ja, stimmt, aber ich bin im Moment ein bisschen in Eile, verstehen Sie. Ich muss meine Fracht ausliefern. Vielleicht könnte ich später aufs Revier kommen. Wie wär’s mit morgen früh?«
    Der Kripobeamte hatte mit einer Hand gestikuliert, als ob er nichts von dem, was Bill gesagt hatte, verstanden hätte. »Sie können da vorne parken. Auf dem Rastplatz hinter dem Polizeiwagen. Dann unterhalten wir uns ein bisschen, okay? Wir wollen schließlich nicht den ganzen Verkehr aufhalten.«
    Das war es dann also gewesen. Er hatte den ersten Gang eingelegt und war angefahren. Selbst als er langsam vorwärtsrollte, hatte er noch gedacht: Ich könnte immer noch abhauen. Doch er schlug sich den Gedanken aus dem Kopf. Was hatte er denn zu verbergen? Er würde keine fünf Minuten brauchen, ihnen die Geschichte zu erzählen, und danach konnte er verschwinden. Vielleicht würden sie seinen Namen und seine Adresse aufnehmen und sich später noch einmal bei ihm melden, aber für heute wäre er fertig und zurück auf der Straße. Mit ein wenig Glück könnte er streckenweise ein bisschen auf die Tube drücken und auf hundertzehn oder sogar hundertdreißig Stundenkilometer beschleunigen und die verlorene Zeit locker wieder hereinholen. Wäre ja witzig, wenn er ausgerechnet heute wegen überhöhter Geschwindigkeit angehalten werden würde? Entschuldigen Sie bitte, Officer, ich habe Ihren Kollegen bei ihren Nachforschungen geholfen und bin deswegen mit meiner Auslieferung in Verzug geraten.
    Er war um Viertel vor elf auf den Rastplatz gebogen. Jetzt, während er auf dem Polizeirevier saß und sich seine siebzehnte Zigarette anzündete – die siebzehnte des Tages -, war es Viertel nach eins. Sie hatten ihm ein belegtes Brötchen gebracht, Ei mit Mayonnaise, ekelhaft, und eine Tüte Zwiebelchips. Indem er die Chips zwischen die beiden Brothälften stopfte, schaffte er es, alles herunterzubekommen. Er dachte nicht zum ersten Mal: Normalerweise säße ich jetzt in Feathers vor einem großen Bier und würde mir bei der properen Julie eine Portion von ihrem selbstgemachten Eintopf reinhauen. Voller saftiger Möhren und kleiner Zwiebelstückchen. Und das Fleisch ohne Knorpel. Köstlich. Und was hatte er stattdessen? Ei-Mayonnaise-Brötchen mit Chips. Bill Moncur und sein verdammtes Maul.
    Sie hatten ihn in der Firma anrufen lassen. Das Telefonat war nicht besonders erfreulich gewesen, obwohl der Kripobeamte erklärte, dass alles in Ordnung sei und Bill nicht in irgendwelchen Schwierigkeiten stecke, er aber trotzdem noch eine Weile auf dem Revier bleiben müsse. Die Firma schickte jemanden raus, einen Ersatzfahrer, vielleicht sogar Pat. Die Wagenschlüssel lagen am Empfangstresen. Der Ersatzfahrer würde sie dort entgegennehmen und die Fahrt an Bills Stelle fortsetzen. Der Ersatzfahrer würde im Feathers einen Zwischenstopp einlegen, Julie anbaggern und zusehen, wie sie ihm mit ihren gepflegten, lackierten Fingernägeln ein großes Bier zapfte.
    Wie lange noch, verdammt noch mal?, fragte er sich. Vor ihm standen vier leere Styroporbecher, außerdem eine leere Chipstüte, die Zellophanfolie, in der das Brötchen

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