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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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er.
    »Wohin?«, fragte Greenleaf.
    »Du kannst ja hierbleiben, wenn du willst«, erwiderte Doyle.
    »Verdammt, nun spuck es schon aus!«
    Doyles Augen funkelten amüsiert. »Sag bitte.«
    »Bitte«, sagte Greenleaf. Irgendwie schaffte Elder es, ruhig zu bleiben und sich jedes Wort zu verkneifen. Er knabberte an einem Keks und nippte hin und wieder an seinem Tee.
    Doyle schien nachzudenken. Sein Blick fiel noch einmal auf Elder, der mit Sicherheit nicht vorhatte, »bitte« zu sagen. Schließlich legte er seine Papiere wieder auf den Tisch und setzte sich auf den Rand seines Stuhls.
    »Der Anruf kam aus Folkestone. Sie haben einen Lastwagenfahrer ausfindig gemacht, der behauptet, eine Frau mitgenommen zu haben.«
    Elder stellte seine Tasse auf den Tisch.
    »Tatsächlich?«, fragte Greenleaf. »In jener Nacht? Um wie viel Uhr?«
    Es gab ein schabendes Geräusch, als Dominic Elder seinen Stuhl zurückschob, aufstand und sein eigenes Bündel Papiere zusammensuchte. »Keine Fragen jetzt«, sagte er bestimmt. »Wir können sie unterwegs stellen. Kommen Sie.« Mit diesen Worten ging er zur Tür und aus dem Zimmer. Doyle grinste Greenleaf an.
    »Hab ich mir doch gedacht, dass ihn das auf Trab bringen würde.«
    Eine Schrecksekunde lang dachte Greenleaf, Doyle hätte ihnen nur einen Streich gespielt. Dass es ein Jux war und es gar keinen Lastwagenfahrer gab. Doch dann stand Doyle auf. »Worauf wartest du?«, rief er Greenleaf über die Schulter zu, während er die Tür anpeilte.
     
    Bill Moncur saß auf dem Polizeirevier, rauchte seine sechzehnte Zigarette und bereute, dass er den Mund aufgemacht hatte. Sein Kumpel Pat hatte recht gehabt, als er ihm riet: Halt am besten immer die Klappe. In seiner Kinderzeit stand bei ihnen zu Hause auf dem Kaminsims eine kleine chinesische Skulptur, die »Die drei weisen Affen« hieß. Die Affen saßen nebeneinander, einer sah nichts Böses, einer hörte nichts Böses, einer sagte nichts Böses. Doch einmal hatte Bill die Skulptur vom Sims genommen, und sie war ihm aus der Hand gerutscht und auf den Fliesen vor dem Kamin zerbrochen. Als seine Mutter aus der Küche herbeigeeilt kam, hatte er dagestanden und sich wie der dritte Affe die Hand vor den Mund gedrückt, um einen Schrei zu unterdrücken.
    Aus irgendeinem verrückten Grund kam ihm diese Skulptur jetzt in den Sinn. Vielleicht aus dem gleichen verrückten Grund, aus dem er die Frage des Polizisten bejaht hatte.
    »Guten Tag, der Herr. Wir befragen zurzeit sämtliche Autofahrer nach einer Frau, die am vorletzten Wochenende womöglich auf dieser Strecke als Anhalterin unterwegs war, und zwar spät in der Nacht am Sonntag, dem einunddreißigsten, oder in den frühen Morgenstunden des ersten. Sie waren in jener Nacht nicht zufällig hier unterwegs, oder?«
    Warum? Warum bloß hatte er sein großes Maul aufgemacht und gesagt: »Doch, war ich.« Warum? Er war einfach so... baff gewesen, war sich noch nie zuvor so wichtig und so gefragt vorgekommen. Man hatte ihn schon öfter an Kontrollpunkten der Polizei angehalten, normalerweise suchten sie Unfallzeugen oder Zeugen für die Fahndung nach unfallflüchtigen Fahrern. Er hatte noch nie in seinem Leben helfen können – bis jetzt.
    Halt am besten immer die Klappe.
    Nichts Böses sehen, nichts Böses hören, nichts Böses sagen.
    »Ja, ich war unterwegs. Und ich habe auch eine Anhalterin mitgenommen. Eine junge Frau. Könnte das die Frau gewesen sein, die Sie suchen?«
    Der Polizist hatte etwas gesagt wie »Warten Sie bitte einen Moment hier«, und war verschwunden, um sich mit seinem Vorgesetzten zu besprechen. Und genau in diesem Moment hatte Bill Moncur gewusst, dass er das Falsche gesagt hatte. Er musste eine Fracht nach Margate liefern, und danach noch nach Whitstable und Canterbury, bevor er nach Hause konnte. Ein gedrängter Zeitplan. Warum hatte er nicht einfach den Kopf geschüttelt und war weitergefahren? Ein anderer Lieferwagen, der vor ihm gestoppt worden war, fuhr gerade wieder an. Sein Boss würde ihm hierfür die Hölle heißmachen. Warum hast du nicht einfach deine verdammte Klappe gehalten, Bill? Der Motor seines Lieferwagens lief noch. Er könnte einfach abhauen, solange der Bulle außer Sicht war. Aber so bescheuert war nicht einmal Bill Moncur. Sie suchten nach einer jungen Frau. Vielleicht wurde sie vermisst? Vielleicht war sie vergewaltigt worden? Es konnte eigentlich nicht um die Frau gehen, die er mitgenommen hatte, oder? Es musste eine andere sein. Aber was, verdammt

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