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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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aus?«
    »Gut, vielleicht ein bisschen müde. Und sie hatte sich ihr Handgelenk verstaucht. Deshalb hat sie mich gebeten, die Nachricht zu schreiben.« Er sah nach rechts über die Theke. »Ich komme, Tony.« Er ging weg, um den Gast zu bedienen. Doch Elder folgte ihm.
    »Was haben Sie gerade gesagt?«
    »Dass sie sich ihr Handgelenk verstaucht hatte. Sie hatte einen Verband um. Deshalb konnte sie nicht schreiben. Aus irgendeinem Grund hat sie vermutet, dass Sie hier vorbeikommen würden, um nach ihr zu suchen. Ich habe ihr gesagt, dass mein Pub normalerweise nicht von... älteren Männern frequentiert wird. Sie sehen ja selber. Aber sie schien sich ziemlich sicher zu sein... Und jetzt sind Sie tatsächlich hier, also hat sie offenbar richtiggelegen.«
    »Dann hat sie also die Nachricht nicht selber geschrieben?«
    Joe schüttelte den Kopf. »Ein Pfund fünfunddreißig, bitte, Tony. Nein, wie ich bereits sagte, habe ich das für sie erledigt. Sie hat sie mir diktiert. Sieht so aus, als wäre sie nicht besonders erpicht darauf, gefunden zu werden, Mr. Elder, jedenfalls noch nicht.«
    »Stimmt«, sagte er. »So sieht’s aus.«
    Ein verstauchtes Handgelenk... Sie konnte nicht schreiben. Sie war wirklich gerissen, das musste man ihr lassen, und gleichzeitig spielte sie mit ihm. Ihr musste klar gewesen sein, dass er mit dem Barkeeper reden würde, wenn der ihm die Nachricht aushändigte. Und dass er dann herausbekommen würde, dass die Handschrift nicht die ihre war. Wenn sie ihn wirklich an der Nase hätte herumführen wollen, hätte sie jemand anders gebeten, die Nachricht für sie aufzuschreiben, damit er nicht herausfände, dass es nicht ihre Handschrift war... Ja, sie spielte Spielchen. Das war völlig untypisch für die Hexe, die er kannte. Was war bloß in sie gefahren? War sie verrückt geworden? War sie auf einem Himmelfahrtskommando? Was war passiert?
    Doch andererseits war es ganz offensichtlich die Hexe von früher – so ausgebufft und so tödlich wie immer.
    »Ich nehme noch einen Whisky«, sagte er an Joe gewandt. »Und genehmigen Sie sich auch einen.«
    »Danke, gerne«, erwiderte Joe, ging ein weiteres Mal zu den verkehrt herum aufgehängten Flaschen und drehte die Lautstärke wieder hoch. Die Beifallsrufe, die sich vor der Theke erhoben, nahm er mit einer leichten Verbeugung entgegen.
     
    Rückblickend schien Barclay das Aufregendste an seinem aufregenden Tag immer noch Dominiques Fahrstil in Paris gewesen zu sein.
    Sie waren mit ihrem Wagen von Calais Richtung Paris aufgebrochen und hatten sein Auto mitsamt seiner gepackten Tasche im Kofferraum auf dem Parkplatz der Polizei zurückgelassen. Er hatte nur eine Garnitur Wechselkleidung, das Hexen-Dossier und ein paar Opernkassetten mitgenommen. Während der Fahrt hatten sie über den Lärm des Motors und des ziemlich äußergewöhnlichen Belüftungssystems – eine einfache Klappe zwischen Armaturenbrett und Windschutzscheibe – hinweg ihre nächsten Schritte geplant.
    »Er heißt Monsieur Jean-Claude Separt!«, rief Dominique. »Ich kenne ihn sogar. Er ist Cartoonist. Er zeichnet Geschichten.«
    »Meinen Sie Comicstrips?«
    »Ja, genau, Cartoons als Comicstrips.«
    »Für eine Zeitung.«
    »Nein, er schreibt Bücher. Bücher mit Comicstrip-Cartoons sind in Frankreich sehr populär.«
    »Was für Comics macht er denn?«
    »Politische beziehungsweise solche mit einer politischen Botschaft. Er ist ein Linker. Mehr als das kann ich Ihnen auch nicht sagen, bevor wir in Paris sind. Dort erhalten wir weitere Informationen über ihn.«
    »Was wissen wir über seinen Wagen?«
    »Da gibt es eine Merkwürdigkeit. Er hat ihn erst gestohlen gemeldet, nachdem er bereits wiedergefunden worden war. Kommt Ihnen das nicht seltsam vor?«
    »Ja, ein bisschen schon. Wie hat er es begründet?«
    Sie zuckte mit den Achseln und scherte aus, um einen Lastwagen zu überholen. Der 2CV hatte große Mühe, an dem stinkenden Brummi vorbeizuziehen. Hinter ihnen kam ein Auto herangerast, doch Dominique bog erst in allerletzter Sekunde wieder auf die rechte Spur ein. Aus Barclays Gesicht war sämtliche Farbe gewichen.
    »Keine Ahnung«, fuhr sie fort, als wenn nichts gewesen wäre. »Das werden wir ihn selber fragen müssen...«
    Der Wagen verfügte nicht über einen Kassettenrecorder, aber über ein Radio. Dominique fand einen Jazzsender und drehte die Lautstärke voll auf, sodass die Musik über den Lärm des Motors hinweg geradeso zu hören war. Sie schlug mit den Händen im Takt

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