Kassandra Verschwörung
eine Herausforderung der Gipfel für sie darstellte. Die Sicherheitsdienste von neun Ländern würden hier sein, um ihre Staatschefs zu beschützen. Insgesamt mehr als siebenhundertfünfzig Sicherheitsleute (die meisten natürlich vom Gastgeberland zur Verfügung gestellt) und noch einiges mehr, wenn man die uniformierten Polizisten mitzählte, die die von den Staatschefs befahrenen Strecken sicherten, den Verkehr regelten und die Schaulustigen zurückhielten. O ja, es war in der Tat eine Herausforderung, doch andererseits waren Herausforderungen nie die Sache der Hexe gewesen. Sie arbeitete lieber in kleinerem Rahmen. Natürlich, da war die Geschichte mit dem Papst gewesen, aber damals hatten sie sie mit weniger Personal abgeschreckt. Außerdem stammte der Plan von Wolf Bandorff, nicht von ihr. Entführungen, Friedensaktivisten... das war ihre Arena. Würde sie jetzt ein Staatsoberhaupt ins Visier nehmen?
Gott allein wusste es. Gott und sie selbst.
Dominic Elder. Der Name eines Priesters. Sie hätten Priester werden sollen. Das hatte sie zu ihm gesagt. Während er sich daran erinnerte, rieb er sich den Rücken.
Er hatte die Außenbezirke der Stadt erreicht. Der Wind blies scharf, war aber warm, und in der Ferne rauschte das Meer. Vielleicht zog ein Sturm auf. Wolken fegten über den Himmel. Er blieb stehen, um sich den Rücken erneut zu reiben, und starrte die angestrahlte Front eines kleinen Pubs an. Für Pubs waren eigentlich Doyle und Greenleaf zuständig. Aber egal, die salzigen Pommes hatten ihn durstig gemacht. Er starrte das Namensschild des Pubs an.
The Cat over the Broomstick – Die Katze auf dem Besenstiel.
Der Name beflügelte ihn. Er stieß die Tür auf und betrat den verqualmten, lauten Raum. Es war ein Pub für junge Leute. Eine Jukebox, Videospiele, laute Gespräche, gespickt mit Flüchen, in den wenigen dunklen Ecken wurde herumgeknutscht. Er zögerte einen Moment, ging dann aber an die Theke. Der junge Mann vor ihm, dem gerade sieben große Biere hingestellt wurden, trug eine Jeansjacke mit abgeschnittenen und darunter eine Lederjacke mit intakten Ärmeln. Elder erkannte Motorradkluft, wenn er sie sah. Er war also in einem von dumpfbackigen Nachkömmlingen der Hell’s Angels bevölkerten Bikerpub gelandet. Irgendjemand hinter ihm rief »He Opa!« und erntete schallendes Gelächter. Elder ignorierte es. Der Barkeeper war in Elders Alter und schwitzte. Er bedachte Elder mit einem entschuldigenden Blick, der besagte: »Geschäft ist Geschäft. Wenn sie ihr Geld nicht hier ausgeben, tun sie es irgendwo anders.«
»Whisky, bitte«, sagte Elder, »einen doppelten.«
Er fragte sich, ob Doyle und Greenleaf sich bereits so weit vorgearbeitet hatten, und bezweifelte es. Wahrscheinlich genehmigten sie sich in jedem Pub, den sie aufsuchten, einen Drink... Er gab dem Barkeeper einen Fünfer und verdünnte seinen Whisky, während er auf sein Wechselgeld wartete, mit reichlich Wasser aus einem auf der Theke stehenden Krug.
»Ich suche meine Tochter«, erklärte er dem Barkeeper. Doch als er anfing zu reden, dröhnte aus der Jukebox ein ohrenbetäubender Song, der von den Gästen mit lautem Gejohle begrüßt wurde.
»Was?«, fragte der Barkeeper und beugte sich zu Elder vor.
»Meine Tochter!«, schrie Elder. »Ich suche sie!«
Der Barkeeper schüttelte den Kopf und nickte in Richtung Lautsprecher. Die Botschaft war klar: Wir reden, wenn die Musik aufhört. Er kam hinter der Theke hervor, um ein paar weitere Gäste zu bedienen. Als das Stück zu Ende war, hantierte der Barkeeper an einem Knopf herum, der an der Wand hinter den verkehrt herum aufgehängten Flaschen angebracht war. Ein weiterer Song begann, aber nicht mehr so laut.
»Stell lauter, Joe!«
»Na los, Joe, wir können kaum etwas hören.«
»Dreh auf!«
Er schüttelte den Kopf und lächelte. »Gleich!«, rief er.
»Gebt mir eine Minute Pause, okay?«
Es erhob sich vereinzeltes Gemurre, ansonsten ließen die Leute ihn in Ruhe. Joe gesellte sich wieder zu Elder.
»Also dann, Sie sagten gerade...«
»Ich suche meine Tochter. Sie ist abgehauen, und ich dachte, dass sie vielleicht hier gewesen sein könnte?«
»Sind Sie Mr. Elder?«
Elders Beine sackten beinahe unter ihm weg. »Was? Woher... Ja, ja, ich bin Dominic Elder.«
Der Barkeeper nickte und ging zu den umgedreht aufgehängten Flaschen. Auf einem Regalbrett lag ein Brief, den er aufhob und über die Theke reichte. Elders Hand zitterte ein wenig, als er ihn entgegennahm.
»Den hat
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