Kassandras Fluch
dankbar, wenn Sie mir diesen schon persönlichen Gefallen erweisen und zu ihr fahren.«
Ich schaute Sir James ins Gesicht. »Sie scheinen die Lady gut zu kennen.«
»Da haben Sie recht. Ich kenne sie gut.« Er sprach leise und schaute dabei in die Sonne. »Sie ist… sie ist…«, er hob die Schulter. »Nun ja, fliegen Sie. Die Tickets habe ich bereits Miß Perkins gegeben. Man ist auf dem Felsen über Ihre Ankunft ebenfalls informiert worden und wird Ihnen keinerlei Schwierigkeiten machen.«
»Das hoffe ich doch.«
»Wann können wir starten?« fragte Suko.
»Noch am heutigen Nachmittag. Sie fliegen bis Malaga und nehmen sich dort einen Wagen, mit dem Sie am anderen Tag auf die Halbinsel fahren. Das ist alles geregelt. Ihre Hotelzimmer in Malaga sind reserviert. Wir hören dann später voneinander«, sagte er mit leiser werdender Stimme und wünschte uns noch einen guten Flug. »Und wenn Sie mich fragen, warum Sie nicht direkt nach Gibraltar fliegen sollen, es gibt täglich vier Linienflüge, dann kann ich nur antworten, daß ich das nicht möchte.« Im Gang schauten wir uns an. Gemeinsam schüttelten wir die Köpfe. »Das geht nicht an, John, so habe ich den Alten noch nie erlebt. Du denn, du bist doch länger da.«
»Nein.«
»Was kann dahinter stecken?«
»Keine Ahnung. Wenn ich von meinem Gefühl ausgehe, dann habe ich den Eindruck, als würden die beiden sich kennen, als bestünde zwischen ihnen ein gewisses Band, das zerschnitten wurde. Wobei es uns allerdings durch unsere Aktionen gelungen ist, wieder einen Knoten hineinzuknüpfen. Mehr weiß oder ahne ich auch nicht.«
»Und Glenda?«
»Wird sich hüten, uns die ganze Wahrheit zu sagen, falls sie informiert ist. Sir James wird sie schon entsprechend geimpft haben, darauf kannst du dich verlassen.«
So war es auch. Glenda hielt zwar die Flugkarten parat, doch was genau hinter dem Fall steckte, davon hatte sie keine Ahnung. »Ich schwöre es sogar.«
»Hattest du denn nicht den Eindruck, daß Sir James von diesem Fall persönlich betroffen war?«
Sie überlegte einen Moment. »Nein, mir gegenüber hat er sich sehr sachlich verhalten.«
Suko schlug mir auf die Schulter. »Denk nicht nach, die Lösung bekommen wir auf dem Felsen serviert.«
»Klar. Wie kann man dort nur wohnen?« Ich schüttelte den Kopf.
»Felsen, Affen, Vögel…«
»Eine Lady Kassandra«, erklärte Suko. »Ich bin gespannt, wie sie wohnt und glaube nicht daran, daß sie in einer Felsenhöhle steckt…«
***
Gibraltar!
Ich hatte bisher nur vom Affenfelsen gehört oder einiges gelesen. Jetzt erlebten wir ihn, und die Beschreibungen hatten nicht übertrieben. Ein verdammtes Stück Land, hineingedrückt in die mächtigen anlaufenden Wellen des Mittelmeeres, eine Meerenge, strategisch ungemein günstig und seit Jahrhunderten in der Hand Großbritanniens, womit sich die Spanier nicht abfinden wollten. Zahlreiche Versuche waren fehlgeschlagen, diesen Felsen unter spanische Flagge zu stellen, aber die Engländer blieben hart, und Maggie war schließlich aus Eisen. Bei klarer Sicht konnte man hinüber bis Tanger schauen, die erste große Station Afrikas. Sehr groß ist die Halbinsel nicht. Sie mißt 6,5 km-und besteht aus einem Jurakalkfelsen an der Südseite der Insel, der etwas über 1200 Fuß hoch ist. Auf diesem Felsen leben auch die einzigen Affen Europas. Daß dort auch Bäume wuchsen, hatte ich nicht gedacht, jedenfalls zeichnete ein dunkles Grün die obere Hälfte.
Alif der Westseite der Insel existiert noch die Stadt Gibraltar. 25000 Menschen leben dort, gleichzeitig ist sie britische Luft-und Flottenstützpunkt.
Zwei Häfen standen ebenfalls zur Verfügung. Ein Kriegs-und einen Handelshafen mit einem ziemlich großen Umschlagvolumen für Tabak, Kaffee, Konserven, und auch der Fremdenverkehr kam nicht zu kurz. Freiwillig würde ich da keinen Urlaub machen und nicht einmal von Bord des Kreuzfahrtschiffes gehen. [2]
Wir hatten die Reise gut überstanden und in Malaga erstklassig geschlafen, obwohl sich das Hotel als Touristenbunker entpuppt halte, aber nicht ausgebucht war.
Ja, es war heiß, und die Sonne knallte auch weiterhin von einem azurblauen Himmel, der nur weit im Westen einige verwaschene Wolkenstreifen zeigte. In praller Sonne heizen sich die Autos rasch auf. In unserem fühlten wir uns wie in der Sauna.
»Ja, ja, mit uns kann man es ja machen«, erklärte Suko zum wiederholten Male. »Ich würde uns sogar für eine TV-Serie vorschlagen.«
»Und welchen Titel
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