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Kassandras Fluch

Kassandras Fluch

Titel: Kassandras Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bekommen. Er hatte genau in den Hohlraum der unteren Ringhälfte hineingepaßt. Wie für ihn gemacht.
    »Willst du ihn haben, John?«
    »Nein, behalte ihn.«
    Suko steckte ihn vorsichtig weg. »Der dritte also«, sagte er. »Jetzt hätten wir alle zusammen.«
    »Und das Rätsel noch immer nicht gelöst.« Ich hatte den Satz kaum ausgesprochen, als es geschah.
    Wir hörten beide das schwere, seufzende Stöhnen, vermischt mit den erstickten Lauten. Dann bäumte sich der Körper des Bewußtlosen in die Höhe, seine Augen weiteten sich vor Schreck, wobei das einfallende Sonnenlicht genau gegen sein Gesicht tupfte, dessen Haut einen bläulichen Farbton bekommen hatte.
    Wir konnten nichts mehr machen. Ich fühlte keinen Herzschlag mehr. Der Infarkt war blitzschnell über ihn hereingebrochen. Aus und vorbei mit ihm.
    Für einen langen Augenblick schloß ich die Augen, strich über meine Stirn und hob die Schultern. »Wie ist das möglich?« flüsterte ich. »Wie kann das sein?«
    »Ich weiß es nicht«, murmelte Suko. »Oder weiß ich es doch?« Er schaute ins Leere. »Denk daran, daß keiner, dem wir den Stein abgenommen haben, überlebte.«
    »Stimmt.«
    »Bei ihm war es ein Herzschlag, ein verdammter Herzschlag. Nichts mehr zu machen.«
    Ich starrte ins Leere. Der dritte Tote, dessen Leben mit dem Stein in Verbindung gestanden hatte.
    Weshalb? Was war der Grund dafür? Die Begriffe Kassandra und Lady waren gefallen. Hing es vielleicht damit zusammen?
    Suko war schon auf dem Weg zur Tür. »Wir sollten uns vornehm zurückziehen, John. Der Arzt wird Herzschlag feststellen, dessen bin ich mir sicher.«
    »Du hast recht. Kramer war auch Waffenhändler. Die Polizei wird sich freuen, wenn sie sein Haus durchsuchen kann.«
    »Damit hat er rechnen müssen.«
    Wir verließen das Haus. Der Morgen war hoch frisch. Sonnenwärme dampfte gegen kleine, perlenartige Tautropfen, die an zahlreichen Zweigen und Blättern hingen.
    Ein wunderschöner Morgen in den Bergen, dessen hohe Massive sich allmählich aus dem Dunst hervorschälten. Liechtenstein ist ein herrliches Land, ich kannte es von einem Fall her, als ich die Fliegen-Königin gejagt hatte. Auch die Außenhaut unseres Leihwagens trocknete allmählich. Vögel zwitscherten. Sie hatten mit alledem nichts zu tun. Das Sonnenlicht warf lange Streifen in den nahen Wald. Wie blasse Tücher trieben die letzten Dunstschwaden davon.
    Suko wollte fahren. Ich machte es mir auf dem Beifahrersitz bequem und dachte an die Zukunft. Okay, wir hatten die drei Teile jetzt zusammen, der Stein war wieder ganz. Aber wie ging es weiter?
    Das würde uns allein Sir James sagen können.
    Nach Zürich fuhren wir noch nicht, sondern sprachen mit den Liechtensteiner Kollegen, die sofort losbrausten, um die ›Hütte‹ zu untersuchen. Eine derartige Gelegenheit bekamen sie nie wieder. Zudem hatte Kramer auch bei ihnen schon unter Verdacht gestanden, nicht ganz saubere Geschäfte zu tätigen.
    Daß der Liechtensteiner Polizei noch zwei fremde Chinesen ins Netz gingen, hörten wir nur am Rande. Da befanden wir uns schon in London, wo Feil zwei des rätselhaften Falls eingeläutet werden sollte…
    KASSANDRA
    Glenda Perkins, unsere Sekretärin, gehörte zu den freundlichen Menschen, die schon am Morgen meist lächelten und jeden Tag optimistisch erwarteten. An diesem Vormittag fiel sie uns zusätzlich um den Hals, als wir das Büro betraten, und diese Begrüßung gefiel uns beiden gut.
    »He!« rief ich, »was ist denn los?«
    Sie trat zurück. »Eigentlich gar nichts.«
    »Wirklich nicht?«
    »Ich bin nur froh, daß ihr es geschafft habt und wieder gesund zurück seid.«
    »Danke.«
    »War's hart?«
    »Der letzte Fall hielt sich in Grenzen. Sag mal, ist Sir James schon da?«
    »Er ruft an.«
    »Okay.« Bevor ich in unser Büro ging, deutete ich auf Glendas frische weiße Bluse mit den Borden. Als Unterteil trug sie einen weit geschnittenen und perfekt fallenden senfgelben Hosenrock, der ihr ausgezeichnet stand.
    »Neu?« fragte ich.
    »Ja. Gefällt es dir?«
    »Du gehst chic in den Herbst.«
    »Man muß was tun.« Sie strich durch ihr dunkles Haar. »Wie wäre es mit Kaffee?«
    »Ich habe nichts dagegen.«
    »Für mich bitte Tee!« rief Suko. Er hockte schon hinter dem Schreibtisch und schlug mit der flachen Hand auf die Akten. »Soll ich sie aus dem Fenster werfen?«
    »Aber immer doch.«
    Er tat es nicht, sondern schob sie mir zu, und ich drückte sie zur Seite. Suko hatte mittlerweile ein kleines Etui

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