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Kassandras Fluch

Kassandras Fluch

Titel: Kassandras Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich im Hintergrund und wurde dann hinausgeschickt. Er ging ohne ein Wort der Klage oder des Widerspruchs.
    Wir aber wurden aus Augen gemustert, die im Gegensatz zu dem vom Leben gezeichneten Gesicht überaus jung und frisch wirkten. Diese Augen allein taten uns kund, daß die Lady etwas Besonderes war. Sie trug ein langes, rotes Hauskleid, dessen Stoff ein Muster aus Frühlingsblumen zeigte.
    Das Gesicht zeigte wegen der nach hinten gekämmten Haare einen noch strengeren Ausdruck, die Lippen besaßen jedoch eine ungewöhnliche Fülle, und ich konnte mir vorstellen, daß diese große alte Dame früher einmal eine sehr hübsche Frau gewesen war. Dicht neben dem Sofa verhielten wir unsere Schritte und warteten, bis die Frau mit der Musterung fertig war. Dann streckte sie mir ihre Hand entgegen, über die ich mich beugte und den kühlen Handrücken kurz mit den Lippen berührte.
    »Oh — formvollendet«, kommentierte sie meinen Handkuß. »Ich wußte nicht, daß die Mitglieder des Yard auch heute noch derart gute Manieren besitzen.«
    »Haben Sie schlechte Erfahrungen gemacht, Lady?«
    »Das nicht gerade.« Sie begrüßte Suko und bat uns, Platz zu nehmen.
    »Holen Sie sich bitte zwei Ledersessel heran. Sie sind sehr bequem. Man kann in ihnen lange sitzen.«
    Die Sessel, so schwer und wuchtig sie auch aussahen, liefen auf Rollen, was einen Transport erleichterte. Wir setzten uns so, daß wir uns gegenseitig anschauen konnten.
    »Falls Sie sich etwas zu trinken holen wollen, die Hausbar finden Sie in…«
    Wir winkten ab, was die Lady zu der Bemerkung veranlaßte, daß wir hier ja nicht direkt im Dienst wären. Dann nickte sie. »So also sehen die Männer aus, denen Sir James sein volles Vertrauen geschenkt hat, damit sie mir den Stein zurückbringen, den ich leider dritteln mußte.«
    Bisher hatten wir ihre linke Hand kaum gesehen, da sie an der anderen Seite des Körpers lag. Jetzt aber hob sie den Arm langsam und legte die Hand auf ihren Körper.
    Im Gegensatz zu ihrer rechten war die linke beinahe ringlos. Nur den Mittelfinger schmückte ein Ring. Leider fehlte ihm der Stein. Es war eine sehr große Fassung, ebenfalls ein Oval. Wenn mich nicht alles täuschte, würden die drei Teile des Steins genau hineinpassen. Lady Kassandra hatte unseren Blick sehr deutlich bemerkt. »Nun? Bin ich die richtige Person?«
    »Das scheint so.«
    Sie lachte leise. »Es ist mein Ring, den Sie vervollständigen werden. Als mich James anrief, hätte ich vor Glück schreien können. Ich habe mich nur mühsam beherrscht. Für eine Frau in meinem Alter schickt es sich nicht, Jubelschreie auszustoßen.«
    »Das möchte ich nicht sagen. Jeder ist irgendwo Mensch.«
    »Da haben Sie recht, Mr. Sinclair.«
    »Darf ich fragen, was den Ring für Sie so ungemein wichtig macht?« erkundigte sich Suko.
    Lady Kassandra schaute ihn an. »Sie dürfen fragen, doch die Antwort werde ich Ihnen jetzt noch nicht erteilen. Statt dessen möchte ich Sie fragen, ob Sie den Stein bei sich haben.«
    »Gedrittelt«, antwortete ich.
    »Ich habe mit nichts anderem gerechnet, denn ich war es, die den Stein damals auseinanderbrach.«
    Ich wußte, daß sie darauf wartete, ihn zu sehen, deshalb holte ich das kleine Etui hervor. Als sie es in meiner Hand sah, holte sie zischend Luft. Sie konnte sich nur mühsam beherrschen. Zum erstenmal merkten wir, wie wichtig dieser Stein für sie war.
    Bevor ich das Etui aufklappte, hielt ich es so, daß Lady Kassandra hineinschauen konnte. Plötzlich zuckte es in ihrem Gesicht. Freude breitete sich darin aus, die Augen fingen an zu leuchten, der volle Mund begann zu zittern.
    »Es ist der, den Sie gesucht haben, nicht wahr?«
    »Ja, das ist er. Himmel, das ist der Ring. Ich… ich kann es kaum fassen.« Ihre Hände bewegten sich unruhig. Ich wartete ab, bis sich die Frau wieder gefangen hatte. Ich wollte weitere Anweisungen von ihr haben.
    »Wollen Sie den Stein zunächst…?«
    »Nein, Mr. Sinclair, nein, auf keinen Fall. Ich will gar nichts. Ich werde Ihnen meine Hand reichen, dann tun Sie mir einen Gefallen und legen die drei Steine in die Fassung. Sie werden passen, sie müssen passen, Mr. Sinclair.«
    »Können wir danach gehen?«
    Da schlug sie gegen ihre Stirn. »Wenn Sie es schaffen, bestimmt, aber das glaube ich nicht.«
    »Was hat es mit dem Ring auf sich?«
    »Bitte, Mr. Sinclair, nehmen Sie die einzelnen Teile und legen Sie sie in die Fassung.«
    Ich hatte längst bemerkt, daß sie es damit eilig hatte. Für diese Frau

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