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Kassandras Fluch

Kassandras Fluch

Titel: Kassandras Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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daß dieser Mann es schaffte, auf dem Marmorboden so leise zu gehen, denn die Teppiche, zumeist marokkanische Arbeiten, lagen woanders. Die Einrichtung war modern, meist in Schwarz gehalten, mit einem Ledersessel als Farbklecks. Ein wuchtiges Möbel, knallrot, das ungemein bequem aussah.
    Die Hausbar war in einem erlesenen Barschrank untergebracht. Ein Möbelstück aus der Renaissance, das auf zart wirkenden, geschwungenen Beinen stand.
    »Einen Drink?« fragte ich Suko.
    »Nicht jetzt.«
    »Aber ich.«
    Der Whisky gehörte zu den besten Marken, die es gab. Ich verdünnte ihn stark mit einem kräftigen Strahl aus der Sodawasser-Flasche. Mit dem Glas in der Hand durchschritt ich den großen Raum, der sechseckig angelegt war. In jeder Ecke befand sich ein schmales Fenster. Es schloß mit dem Fußboden ab. So fiel genügend Licht in die Halle, ohne sie allerdings zu überschwemmen.
    »Ein schönes Haus«, lobte ich.
    »Möchtest du hier am Ende Europas wohnen?«
    »Nein.«
    »Dann ist mir meine Bude im Hochhaus lieber. Da bin ich wenigstens zentral.«
    So gesehen hatte mein Freund recht. Auch mich würden keine zehn Pferde auf die Halbinsel schaffen.
    Der Butler war durch eine helle Für verschwunden, die sich auch bewegte, als er zurückkehrte. »Die Lady läßt bitten. — Wenn Sie mir bitte folgen würden.«
    Ich leerte mein Glas, stellte es weg und ging hinter Suko her. Neben Malcolm — er hielt uns die Tür offen — blieb ich stehen. »Sagen Sie, wie geht es der Lady?«
    Sein Gesicht zeigte keine Reaktion. »Den Umständen entsprechend, Sir. Es ging ihr schon einmal besser.«
    »Ist sie krank?«
    »Das kann man nicht so genau sagen, Sir. Sie ist seelisch ein wenig bedrückt, seit langem schon, aber das wird sich mit Ihrem Besuch hoffentlich ändern.«
    »Ihr geht es wirklich um den Ring?«
    »So ist es, Sir.«
    »Da können wir ihr helfen.«
    Der Butler lächelte, bat darum, vorangehen zu dürfen, und führte uns durch einen kühlen Flur. Auf dem blanken Marmorboden sahen wir kein Stäubchen. Dieses Haus schien kaum zu altern.
    Wenn mich nicht alles täuschte, würden wir in den Kuppelbau gelangen, zu dem die Marmortreppe hinführte, deren Stufen breit und wendeiförmig angelegt worden waren.
    Blumen hatten sogar auf ihnen Platz gefunden, und vom Boden her wuchs eine Pflanze durch den Schacht in die Flöhe. Sie kletterte an schmalen Stützbalken entlang.
    Nur unsere Schritte waren zu hören, Malcolm ging nach wie vor lautlos auf seinen Gummisohlen. Und er schritt so steif daher, als hätte er sich einen Stock in den Rücken geklemmt.
    Wir befanden uns tatsächlich am Ende der Treppe innerhalb des Kuppelbaus. Sehr groß war er und außen mit einer Galerie von Scheiben versehen, die Panzerglasdicke besaßen, denn die Sonnenstrahlen drangen kaum durch. Dafür befanden wir uns auf einer lichterfüllten Galerie, die einen phantastischen Blick in alle Himmelsrichtungen zuließ, je nachdem, wo man sich aufhielt. Ich nickte anerkennend. »Das ist wirklich einmalig gelöst.«
    Der Butler stimmte mir zu. »Die Lady hat es nach ihren Vorstellungen bauen lassen.«
    »Arbeiten Sie schon lange für sie?« fragte Suko.
    »Sehr lange.« Auf Einzelheiten ging er nicht ein, trat jedoch an eine Für, klopfte zweimal — wohl ein Zeichen — und öffnete dann. »Die Gentlemen sind hier, Mylady.«
    »Bitte, Malcolm, führen Sie die Herren herein.«
    »Sehr wohl.«
    Ich dachte über die Stimme der Lady Kassandra nach. Sie hatte für meinen Geschmack ein wenig zu brüchig geklungen, wie jemand, der alt war und unter Druck stand.
    Der Butler Iieß uns den Vortritt, diesmal betrat ich als erster den Raum und wiederum eine andere Welt, die sich vor meinen Augen öffnete wie ein Tor.
    Englisch, wohin mein Blick auch fiel. Alte Mahagonimöbel, ein Fußboden aus Holz, wertvolle Ledersessel mit hohen Rückenlehnen, blanke Fische und Leuchten, die ebenfalls aus der Zeit der Queen Victoria stammten. Sogar die englische Flagge sah ich. Sie stand aufrecht an einer der runden Wände und bewegte sich leicht im Durchzug. Fenster gab es in diesem sehr großen Raum nicht. Für Frischluft sorgte eine Klimaanlage. Die Lady sahen wir nicht, bisher hatten wir nur die Stimme vernommen, das aber änderte sich, denn sie schaltete eine Lampe ein, und der warme Lichtkegel fiel über ein altes, aber sehr bequemes Ledersofa, auf dem die Lady ihren Platz gefunden hatte. Halb saß, halb lag sie.
    »Bitte kommen Sie zu mir.«
    Das taten wir auch. Der Butler hielt

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