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Kassandras Fluch

Kassandras Fluch

Titel: Kassandras Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bedeutete der Ring etwas ungemein Kostbares, was sich allerdings nicht auf den materiellen Wert bezog, sondern auf den ideellen. Mit spitzen Fingern nahm ich das erste Stück hervor. Suko saß unbeweglich und leicht vorgebeugt neben mir und beobachtete uns beide.
    Lady Kassandra war aufgeregt. Sie hatte Mühe, ruhig liegenzubleiben, und die linke Hand zitterte stärker als die rechte. Ich lächelte ihr zu.
    »Bitte, es wird alles glatt ablaufen, Sie brauchen nicht so aufgeregt zu sein, Lady.«
    »Wenn Sie wüßten, Mr. Sinclair…«
    Ich wußte nichts und dachte deshalb über die Bemerkung nach, ohne sie verstanden zu haben. Es spielte keine Rolle, wie ich die einzelnen Ovale in die Fassung hineinlegte, sie würden sich immer wieder treffen und zu einer Einheit zusammenschmelzen.
    Sehr behutsam ging ich zu Werk, schließlich wollte ich nichts zerstören. So etwas wie eine andächtige und gleichzeitig erwartungsvolle Stimmung hatte sich ausgebreitet. Da schien die Luft zwischen uns zu vibrieren, und auch mich erfaßte ein leichtes Zittern, als ich das zweite Oval aus dem Etui hervorholte.
    Die alte Dame schaute auf ihren Ring. Ihre Augen glänzten in einer stummen, aber sehr intensiven Freude. Man sah ihr an, daß sie sehr lange auf diesen Augenblick gewartet hatte.
    Auch der zweite Stein paßte haargenau in die Fassung. Es blieb noch genügend Flatz, um den dritten hineinlegen zu können. Obwohl es innerhalb des großen Raumes kühl war, bedeckten Schweißtropfen die Stirn der alten Dame.
    Ich allerdings stellte mir die Frage, ob die Steine auch mit einer gewissen Magie gefüllt waren, sonst hätten diesen Job auch andere Männer übernehmen können. Sir James jedenfalls hatte uns darüber nichts gesagt und eigentlich noch nie so geheimnisvoll getan wie gerade in diesem ungewöhnlichen Fall.
    »Jetzt noch der letzte«, flüsterte sie. »Dann… dann ist alles vorbei, dann werden wieder die alten Zeiten anbrechen, daran glaube ich fest, sehr fest.«
    Ich fragte nicht, was sie damit genau meinte, das hätte zu diesem Zeitpunkt nicht gepaßt. Mit sehr behutsamen Bewegungen nahm ich auch das letzte Drittel aus dem Etui und näherte mich der flach auf dem Körper liegenden Hand.
    Wenn alle drei Steine zusammenfanden, würde sich etwas verändern, davon war ich überzeugt.
    Mein Freund Suko nickte mir zweimal zu, auch er wollte, daß wir die Auflösung sahen.
    Ich legte den Stein genau in die Lücke. Jetzt war die letzte Lücke gefüllt, und es sah so aus, als hätte der Stein die Fassung niemals zuvor verlassen. Selbst Lücken, wo sie gegeneinanderstießen, konnte ich nicht erkennen.
    Da paßte alles.
    Und Lady Kassandra atmete auf. Sie hielt den Mund weit offen, saugte die Luft ein, als wollte sie die trinken. Ich bekam Angst um sie, dann sah ich das Lächeln um ihre Lippen zucken und erkannte, wie gut es der alten Dame ging.
    »Ich… ich danke Ihnen«, sagte sie mit leiser, kaum verständlicher Stimme. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich Ihnen danke, denn nun habe ich ihn zurückbekommen. Nun wird alles wieder so werden wie früher. Es gibt kein Alter, es gibt keinen Tod mehr, der Ring hat mich gerettet, nein, Sie haben mich gerettet.«
    Während sie sprach, lag sie auf dem Rücken, ohne uns dabei anzusehen. Ihr Blick war zur Decke gerichtet, als könnte sie dort etwas erkennen.
    Ich wollte etwas sagen, das Wort jedoch schnitt mir Suko ab, indem er mich hart anfaßte und seine Finger meinen linken Arm in Ellbogenhöhe umspannten.
    »Da, John…«
    Ich sagte nichts, starrte, staunte und wußte nicht, wie ich den rätselhaften und ungewöhnlichen Vorgang erklären sollte. Lady Kassandra war eine Frau gewesen, die ungefähr siebzig Jahre zählte.
    Jetzt aber fing sie damit an, sich zu verjüngen…
    ***
    Es war unglaublich, es war unwahrscheinlich und gleichzeitig unerklärlich für uns. Wir saßen da, rührten nicht einmal den kleinen Finger und schauten zu.
    Bisher hatten wir nur den umgekehrten Vorgang erlebt. Wenn wir einen Gegner gejagt hatten, einen Vampir oder Dämon, vielleicht auch einen Zombie, dann war er, wie auch die Tänzerin Fatima, gealtert und oft zu Staub zerfallen.
    Hier nicht…
    Vom Zuschauen brannten mir die Augen, aber die Szene wardermaßen faszinierend, daß ich kaum einen Blick von ihr wenden konnte und jedes Detail mitbekam.
    Es fing am Gesicht an und griff gleichzeitig über auf die Haare, die nicht mehr ihre steingraue Farbe behielten. Von innen her bekamen sie Glanz, der auch die

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