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Kassandras Fluch

Kassandras Fluch

Titel: Kassandras Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bis auf den Domplatz reichte. Seit meinem letzten Besuch hatte sich am Hotel einiges getan. Ein kleiner Wintergarten, als Bar benutzt, war noch angebaut worden. Hier konnte man bei schlechtem Wetter sitzen, auf den Platz schauen und hatte dabei das Gefühl, im Freien zu sein, ohne jedoch Regen oder Schnee abzubekommen.
    »Einen Plan wirst du nicht haben, wie ich dich kenne«, sagte Suko zu mir.
    »Was soll das denn heißen?«
    »Ich habe auch keinen.«
    »Ach so.«
    »Und? Wie sieht es wirklich aus?«
    »Laß uns einen Schluck trinken.« Vor dem Dom-Hotel war ein lisch frei geworden. Die Sommermöbel besaßen gelbweiße Unterlagen, auch die Ober brauchten keine steifen schwarzen Jacketts zu tragen, man gab sich locker und lächelnd. Wir bestellten beide Wasser und hatten uns so hingesetzt, daß wir den Dom im Auge behalten konnten, und natürlich auch die Menschen, die über den Platz fluteten.
    Viel Hoffnung besaß ich zwar nicht, aber es konnte ja sein, daß irgend etwas auf einen der Baphometh-Templer hinwies und wir ihn erkannten. Hinzu kam ein weiteres Manko.
    Keiner von uns wußte, wie der Bulgare aussah. Ihn hatte auch Sir James' Frau nicht beschreiben können. Die Klasse der Spione zeigt sich ja darin, daß der Feind nie weiß, wie der andere aussieht. Und Fotos gab es erst recht nicht.
    Wir tranken in kleinen Schlucken, beobachteten durch die dunklen Gläser unserer Sonnenbrillen, und Suko fragte plötzlich: »Wie es Sir James jetzt wohl ergeht?«
    »Der ist in London.«
    »Ja, ich weiß. Ich meine das mehr innerlich. Ich muß immer daran denken, wie mir zumute war, als Shao verschwand. So ähnlich wird es auch ihm ergangen sein.«
    Ich hob die Schultern. »Nur mit dem einen Unterschied, daß sich Sir James daran hat gewöhnen können. Er hat über lange Jahre hinweg eine Ehe auf Distanz geführt.«
    »Und doch scheinen sich die beiden geliebt zu haben.«
    »Warum sollten sie nicht? Diese Heirat war nicht nur eine Zweckgemeinschaft. Jetzt wissen wir auch das Motiv, weshalb Sir James die Abteilung gegründet hat. Ich habe ihn nie danach gefragt, obwohl ich darauf eigentlich hätte kommen müssen. Du weißt ja, wie das ist. Man nimmt sich etwas vor, vergißt es, und die ganze Sache ist schließlich in Vergessenheit geraten.«
    »Das stimmt.«
    Wir saßen am Rande eines großen Sonnenschirms, der uns an einer Seite Schatten brachte. Dennoch fiel ein weiterer Schatten über den Lisch. Das wäre nichts Außergewöhnliches gewesen, aber der Schatten bewegte sich nicht weiter, er blieb.
    Ich schaute auf.
    Genau in dem Augenblick vernahm ich die Stimme. Sie sprach in einem etwas harten Englisch, östlich gefärbt. »Ja, die Londoner Polizei, da sieht man es wieder. Sitzt in Germany, in Köln, und läßt es sich auf Spesenkosten gutgehen.«
    Ich wollte es nicht glauben, saß da wie startbereit und hörte Sukos leises Lachen.
    »Sag, daß ich mich täusche, Suko!«
    »Kann ich nicht.«
    »Dann ist es wahr? Ich leide an keinem Traum?«
    »Bestimmt nicht.«
    Jetzt erst blickte ich hoch - und genau in das Gesicht unseres russischen Freundes Wladimir Golenkow…
    ***
    Er war es wirklich. Kein Trugbild, keine Halluzination, keine Fata Morgana oder was auch immer.
    Der russische KGB-Agent stand vor uns, grinste breit und schaufelte sein blondes Haar zurück, weil der Wind seine Frisur immer wieder zerstörte.
    »Du solltest mal zu einem westlichen Friseur gehen, alter Junge, der verpaßt dir dann einen total gestylten Sturmschnitt.«
    »Sorry, John, so weit geht Glasnost nun doch nicht. Wir bleiben bei uns immer noch an der Heckenschere kleben.«
    »Für Bonzenköpfe?« fragte Suko.
    »Willst du mich beleidigen?«
    »Nein, ich will, daß du dich endlich setzt!«
    Das tat er nach seiner Begrüßung. Wir umarmten uns, denn wir waren — das kann man mit Fug und Recht behaupten - echte Freunde. Da spielten auch die unterschiedlichen Systeme keine Rolle, denn das Böse nahm darauf sowieso keine Rücksicht.
    Irgendwie war ich auch erleichtert, Wladimir Golenkow bei mir sitzen zu haben. Ja, ich freute mich darüber, denn ich ging davon aus, daß er aus dem gleichen Grund in Köln war wie wir.
    Er bestellte noch eine Runde Wasser und streckte die Beine von sich. In seinem hellen Anzug fiel er nicht auf, denn die Kleidung besaß westlichen Zuschnitt.
    »Darf ich raten, Wladimir, weshalb du dich hier auf dem Domplatz herumtreibst?«
    »Sicher.«
    »Bulgarien?« Ich hatte bewußt das Land angesprochen und nicht den anderen Namen.
    Er

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