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Kassandras Fluch

Kassandras Fluch

Titel: Kassandras Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bitten. Behalten Sie es für sich. Es braucht nicht an die große Glocke gehängt zu werden - okay?«
    Suko und ich nickten beide. »Wenn Sie das wünschen, Sir, handeln wir in Ihrem Sinne.«
    »Danke sehr.« Er reichte uns beiden die Fland und wandte sich wieder seiner Frau zu. »Du weißt, daß ich in der Pflicht stehe, Kassandra?«
    »Natürlich.«
    »Ich muß zurück nach London.«
    »Geh nur, ich bleibe hier. Ich bleibe auch deine Frau, aber laß uns weiter getrennt leben. Nur um eines möchte ich dich bitten. Um einen besseren Kontakt als früher. Jetzt, wo du dafür gesorgt hast, daß ich den Ring zurückbekam, kann ich dir und euch vielleicht behilflich sein. Und das ist doch auch schon etwas.«
    Sir James beugte sich vor und küßte ihr die Hand. Auch für uns war es außergewöhnlich, einen derartig menschlichen Superintendenten zu erleben.
    Sie drückte ihn an sich. »Lebe wohl, James, besuch mich mal. Ich bleibe hier. Und versucht bitte alles, um den Fluch zu stoppen. Ich werde auch zusehen, daß ich mit meinem Schicksal fertig werde, denn überlege dir mal eines. Man kennt mich als ältere Person. Was glaubst du, werden die Menschen sagen, wenn hier eine Frau wohnt, die gut dreißig Jahre jünger ist? Was ist dann?«
    »Fahr mit nach England.«
    »Das will ich auch nicht. Ich werde einen Weg finden, und Malcolm wird mir dabei helfen. Ich habe ihn bereits vorgewarnt, er wird mich auch mit meinem neuen Aussehen akzeptieren.«
    »Das glaube ich auch.«
    Lady Kassandra kam auf uns zu und umarmte Suko und mich. Sie bedankte sich noch einmal, dann verließen Suko und ich das Zimmer, um Sir James und seiner Frau einen Abschied unter vier Augen zu gönnen.
    Ich schaute gegen die Helligkeit und schüttelte den Kopf. »Begreifen, Suko, kann ich es noch immer nicht. Das… das ist mir ein völliges Rätsel.«
    »Ja, mir auch. Ich weiß auch nicht, wie so etwas möglich ist. Sir James — was haben wir je von ihm gewußt?«
    »Nicht viel.«
    »Zu wenig.«
    »Wissen wir jetzt mehr?« Ich hob die Schultern. »Ein Problem hat er sich gewissermaßen aufgeladen. Seine Frau ist für einen Mann in seinem Alter zu jung. Und es ist gut, daß er sie hier auf der Halbinsel läßt. In London oder beim Yard wäre er möglicherweise zum Gespött der Menschen geworden, die warten doch nur auf so etwas.«
    »Stimmt, er hätte sich um sie kümmern müssen. Aber ein Problem hat sie trotzdem, ihr Alter. Sie ist plötzlich jünger geworden, und jetzt frage ich dich, John. Was geschieht, wenn sie den Ring wieder von ihrem Finger abzieht?«
    »Dann müßte sie ihr wahres Alter zurückbekommen.« Ich schaute gegen die Helligkeit hinter der Scheibe. »Möglicherweise wird sie eines Tages so reagieren. Es ist nicht gut, wenn die Menschen um einen herum älter werden und man selbst bleibt stehen. Das ist nicht unser Problem. Ich gönne ihr jedenfalls eine lange Zeit, auch deswegen, weil sie uns behilflich sein kann. Wenn Lady Kassandra etwas sieht, was wichtig für uns ist, kann sie uns warnen. Stell dir vor, Suko, sie hätte die Gefahr, die dem Kölner Dom droht, nicht gesehen? Dann wären die Menschen, das Bauwerk und was weiß ich nicht alles voll in die Falle hineingelaufen.«
    »Und wer sagt dir, John, daß der Dom in diesem Moment noch steht? Daß er nicht angegriffen wurde?«
    »Das hoffe ich doch.«
    Sir James öffnete die Tür. Er sah uns kaum, so nachdenklich war er geworden. Erst als er uns fast berührte, hob er den Kopf. »Jetzt wissen Sie über alles Bescheid.« Mit einem sorgfältig gefalteten Tuch tupfte er sich den Schweiß von der Stirn. »Es waren schlimme Minuten, wie Sie sich bestimmt denken können, sehr schlimme sogar, und ich möchte sie nicht noch einmal erleben.«
    »Das glauben wir Ihnen gern, Sir.«
    Er lächelte, doch es sah nicht echt aus. »Wir werden so rasch wie möglich nach London zurück müssen. Und ich werde versuchen, einen Militärhubschrauber zu chartern, der uns nach Malaga zum Flughafen bringt.«
    »Da müssen die spanischen Behörden mitspielen.«
    Er winkte ab. »Das wird klappen. Ich kenne dort jemand, der mir noch einen Gefallen schuldig ist.«
    Wir verließen das extravagante Haus, ohne den Butler Malcolm noch einmal zu Gesicht bekommen zu haben. Bevor wir in den heißen Seat stiegen, drehte sich Sir James noch einmal um, nahm die Brille ab und wischte über seine Augen.
    Schweigend stiegen wir ein, und schweigend fuhren wir auch davon. Die schwere Bürde einer drückenden Erinnerung

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