Kaste der Unsterblichen
der gute alte Gavin Waylock!«
Basil Thinkoup stolperte auf die Terrasse und nahm übertrieben umständlich Platz. Sein Vogelkostüm war in Unordnung, und die schwarzen Federn hingen schlaff und in einem traurigen Durcheinander von seinem Gesicht herab.
Waylock erhob sich. »Entschuldigen Sie uns bitte, Basil. Wir wollten gerade gehen.«
»Nicht so eilig! Ich kriege Sie sonst nur in Ihrer Nische vor dem Haus des Lebens zu Gesicht!« Er bedeutete dem Kellner, ihm einen Drink zu bringen. »Dieser Mann hier, Gavin«, erklärte er Der Jacynth, »ist mein ältester Freund.«
»Tatsächlich?« entgegnete Die Jacynth. »Wie lange kennen Sie ihn?«
Waylock sank langsam wieder in seinen Sessel zurück.
»Wir haben Gavin Waylock vor sieben Jahren aus dem Wasser gezogen. Damals war ich an Bord des Frachters Amprodex , auf dem Kapitän Hesper Wellsey den Befehl hatte. Auf der Heimreise wurde er katto. Wissen Sie noch, Gavin? Was für ein fürchterlicher Anblick!«
»Ich erinnere mich sehr gut daran«, gab Waylock abweisend zurück. Er wandte sich an Die Jacynth. »Kommen Sie, lassen Sie uns …«
Sie hob abwehrend die Hand. »Ihr Freund Basil interessiert mich … Sie haben Gavin Waylock also aus dem Wasser gezogen.«
»Er schlief an den Kontrollen seines Luftwagens ein. Das Fahrzeug trug ihn übers Meer, aus dem Bereich der drahtlosen Energieversorgung hinaus.«
»Und das geschah vor sieben Jahren?« Die Jacynth warf Waylock einen kurzen Seitenblick zu.
»Vor ungefähr sieben Jahren. Gavin kann Ihnen die genaue Stunde nennen. Er hat ein hervorragendes Gedächtnis.«
»Gavin erzählt mir nur sehr wenig von sich.«
Basil Thinkoup nickte verstehend. »Sehen Sie sich ihn jetzt an: Mit seiner Maske wirkt er wie eine steinerne Statue.«
Die beiden musterten Waylock eingehend. Ihre Gesichter verschwammen vor seinen Augen; er verspürte eine eigentümliche Unbeweglichkeit, so als sei er gelähmt oder betäubt. Mit einer reinen Willensanstrengung streckte er die Hand nach dem Fläschchen aus und nahm einen Schluck. Der prickelnde Likör klärte seinen Kopf.
Basil stemmte sich in die Höhe. »Entschuldigen Sie mich, ich muß einem körperlichen Bedürfnis Genüge verschaffen. Bitte bleiben Sie noch.«
Waylock und Die Jacynth beobachteten einander über den Tisch hinweg.
»Vor sieben Jahren entflieht Der Grayven Warlock seinen Assassinen«, sagte Die Jacynth mit weicher Stimme. »Vor sieben Jahren wird Gavin Waylock aus dem Meer gefischt. Aber wen kümmert das? Das Ungeheuer ist eliminiert worden.«
Waylock gab keine Antwort.
Basil kehrte zurück und ließ sich schwer in seinen Sessel fallen. »Ich habe Gavin immer wieder zu überreden versucht, sich einem nutzbringenderen Tätigkeitsfeld zu widmen. Ich bin nicht ohne Einfluß, und ich könnte ihm zu einer ordentlichen Karriere verhelfen …«
»Entschuldigung«, sagte Waylock. Er stand auf und ging in Richtung Toilette. Sobald er außer Sichtweite war, trat er in eine öffentliche Kommunische und tastete mit zitternden Fingern eine bestimmte Nummer ein.
Der Bildschirm erhellte sich; blaugrüne Farbschlieren wehten hin und her, während die Verbindung hergestellt wurde. Es erschien kein Gesicht auf der Monitorfläche, nur ein schwarzer Kreis.
»Wer ruft an?« fragte eine leise und rauhe Stimme.
Waylock zeigte sein Gesicht.
»Ah, Gavin Waylock.«
»Ich muß Carleon sprechen.«
»Er hat im Museum zu tun.«
»Verbinden Sie mich mit ihm!«
Ein Murren und Murmeln, dann war die neue Verbindung hergestellt.
Ein rundes, weißes Gesicht erschien auf dem Bildschirm. Zwei Augen wie Achate musterten Waylock gleichgültig.
Waylock trug seine Wünsche vor, und Carleon zögerte. »Ich habe hier eine Besuchergruppe, die ich durch die Ausstellung führen muß.«
Waylocks Tonfall wurde ein wenig schärfer. »Dann muß sie warten.«
Das speckfarbene Gesicht blieb völlig ausdruckslos. »Zweitausend Florin.«
»Tausend sind genug«, gab er zurück.
»Sie sind ein wohlhabender Mann, Waylock.«
»In Ordnung, zweitausend. Aber beeilen Sie sich!«
»Es wird sofort erledigt.«
Waylock kehrte an den Tisch zurück. Basil sprach mit ernster Stimme:
»Sie mißverstehen mich. Ich halte nichts von genau bestimmten und routinemäßigen Behandlungsmethoden. Jede Persönlichkeit gleicht einer Kugel, einer Art in sich geschlossenem, ungeheuer komplexen Kosmos. Wo kann ein Außenstehender ansetzen? An einem einzelnen Punkt auf der Außenfläche, nirgendwo sonst. Und auf einer Kugel
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