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Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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keine Gedanken um das Morgen machen müßt!«
    Der Albert und Der Denis wünschten ihm höflich gute Nacht. Die Jacynth schwankte in ihrem Sessel. Sie zwinkerte verwirrt, öffnete den Mund und rang nach Luft.
    Waylock stand ebenfalls auf. »Ich begleite Sie, Basil. Es wird auch für mich Zeit, ins Bett zu kommen.«
    Die Jacynth ließ den Kopf hängen, und ihr Atem war nur noch ein stoßweises Keuchen. Der Albert und Der Denis sahen sie verwundert an.
    »Stimmt irgend etwas nicht?« fragte Waylock.
    Die Jacynth gab keine Antwort.
    »Sie scheint unpäßlich zu sein«, sagte Der Albert. »Zuviel Aufregung, zu viele Stimulanzien.«
    »Es geht ihr gleich sicher wieder besser«, meinte Der Denis unbekümmert. »Lassen wir sie einen Augenblick in Ruhe.«
    Der Kopf Der Jacynth sank langsam und sanft auf die Arme, und ihr helles Haar fiel locker über den Tisch.
    »Sind Sie sicher, daß ihr nichts fehlt?« fragte Waylock zweifelnd.
    »Wir kümmern uns um sie«, antwortete Der Albert. »Lassen Sie sich dadurch nicht von Ihrer Mahlzeit abhalten.«
    Waylock zuckte mit den Achseln. »Kommen Sie, Basil.«
    Als sie das Café verließen, warf er noch einen letzten Blick zurück. Die Jacynth hatte sich nicht gerührt. Völlig bewegungslos lag sie halb über dem Tisch. Der Albert und Der Denis beobachteten sie mit wachsender Sorge.
    Waylock stieß einen langen Seufzer aus. »Gehen wir, Basil. Wir haben es heil überstanden.«

 
DREI
     
1
     
    Waylock fühlte sich müde und erschöpft. Vor einem der unmittelbar am Melodienstrom gelegenen Restaurants verabschiedete er sich von Basil. »Ich habe keinen Hunger, ich sehne mich nur nach meinem Bett.«
    Basil klopfte ihm auf die Schulter. »Denken Sie über meinen Vorschlag nach. Im Palliatorium läßt sich immer ein Posten für Sie finden.«
    Waylock wanderte langsam an der Esplanade entlang. Die Morgendämmerung schimmerte über dem Fluß, und mit dem ersten Hauch grauen Lichts verblaßte der Glanz Kharnevalls. Die farbigen Hinweisleuchten glommen weniger grell, die dahintreibenden Duftnebel zerfaserten und nahmen ein schales Aroma an, und die wenigen übriggebliebenen Zecher schwankten mit trüben Augen und eingefallenen Gesichtern durch die Straßen.
    Waylock hing verbitterten Gedanken nach. Vor sieben Jahren hatte er einen allzu wütenden und heftigen Schlag geführt, und Der Abel Mandeville war daraufhin dreihundert Meter in die Tiefe gestürzt. Heute nacht hatte er einen zweiten Tod veranlaßt – um eine Frau zum Schweigen zu bringen, die entschlossen gewesen zu sein schien, ihn zu vernichten. Er war also ein zweifaches Ungeheuer.
    Ein Ungeheuer. Dieses Wort brachte das schlimmste und für jeden Zeitgenossen beinah unfaßbare Ausmaß an Niedertracht und Verworfenheit zum Ausdruck. Das Wort »Tod« war schon eine Obszönität – jemand, der den Tod verursachte, war ein entsetzliches Monstrum.
    Doch Waylock hatte niemanden umgebracht und unwiederbringlich seines Lebens beraubt. Vor Ablauf einer Woche hatte Der Abel Mandeville in Gestalt einer neuen Inkarnation sein Dasein weiterführen können, und eine zweite Jacynth Martin würde gleichfalls nach kurzer Zeit in die Welt hinaustreten. Wenn die Assassinen vor sieben Jahren ihren Auftrag erledigt hätten, ihn zu eliminieren, so wäre das einer Lebensentweihung gleichgekommen, denn Der Grayven hatte keine ichtransferierten Surrogate besessen. So war er mit einem Luftwagen geflohen, über die Grenzen der Enklave hinaus. Für die Assassinen war der Fall damit erledigt gewesen. Ein Verlassen der Enklave galt als sicherer Tod – die Nomaden veranstalteten ein Freudenfest, wenn ihnen ein Mensch aus Clarges in die Hände fiel.
    Waylock hatte sich jedoch an der äußersten Grenze des Energieübertragungsfeldes aufgehalten, war nach dem Süden der Enklave geflogen, über die Schurkenwüste hinweg, den Schweigenden See, das Krähenland, und hatte dann über dem Südmeer gekreist. Hier war er im richtigen Augenblick auf den Frachter Amprodex gestoßen, hatte eine Bruchlandung vorgetäuscht, wurde an Bord geholt und heuerte an, um für seine Passage zu arbeiten.
    Wenn die Assassinen argwöhnten, daß er sie getäuscht hatte, dann träten sie nun entschlossen auf den Plan und würden ihn unerbittlich verfolgen. Waylock hatte sich einige Jahre lang verborgen gehalten und Kharnevall höchstens einmal in der Woche verlassen – und selbst das nicht ohne ein Alter-Ego, das sein Gesicht verschleierte.
    Er verfügte über mehrere Appartements im

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