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Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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vergraben und schüttelte ihren Kopf fröhlich hin und her, so als bereitete er sich darauf vor, ihn mit einem einzigen Ruck abzureißen. Entsetzte Gesichter mit aufgerissenen, geöffneten Blütenkelchen ähnlichen Mündern starrten durch eine transparente Scheibe.
    Waylock stolperte durch die Tür und starrte in das Gesicht des Toten. Es war Unterweiser Benberry.
    Er atmete tief durch, stürzte nach vorn, hieb den Hypoinjektor an Hertzogs Genick und riß die Schnur. Der Injektor spuckte seinen Inhalt aus.
    Hertzog ließ den Kopf der Frau los und wirbelte herum. Er griff sich mit der einen Hand an den Hals, sah Waylock mit ausdruckslosem Gesicht an und sprang auf ihn zu. Waylock schlug ihm den Injektor zwischen die Augen, deutete einen Scheinangriff an und parierte einen Ausfall Hertzogs.
    »So kannst du mir keine Angst einjagen«, grollte sein Gegner. »Wenn ich dich erst zu packen kriege, reiße ich dich in Fetzen. Ich bringe die ganze sterbliche Welt um, und mit dir fange ich an.«
    Waylock wich zurück und schwang das Plastikrohr. »Warum kooperierst du nicht mit mir? Dann wirst du entlassen!«
    Hertzog tänzelte zur Seite, packte das Rohr und riß es Waylock aus der Hand. »Du solltest besser mit mir kooperieren«, sagte Hertzog. »Indem du freiwillig aus dem Leben scheidest.« Er schwankte und sank zu Boden, als das »Sofortschlaf« sein Gehirn umnebelte.
    Waylock hob das Rohr auf und wartete, bis die Krankenwärter ankamen. In ihrer Begleitung erschien Unterweiser Sam Yudill, Stellvertretender Direktor des Palliatoriums. Sie blieben in der Tür stehen und starrten erschrocken auf die am Boden liegenden Körper.
    Waylock lehnte sich an die Wand. Das Geplapper der Stimmen schien immer weiter zurückzuweichen, bis er nur noch das Pochen seines Herzens vernahm. Seth Caddigan und Unterweiser Rufus Benberry: beide befördert …
    »Das hier wird einen ganz schönen Aufruhr verursachen«, sagte jemand. »Ich möchte nicht in Thinkoups Schuhen stecken.«
     
4
     
    Man hatte Caddigans Leiche fortgeschafft. Basil stand am Fenster und knetete die Hände. »Armer Caddigan …« Er wandte sich um und sah Waylock an, der mit finsterer Miene neben ihm saß. »Was kann schiefgegangen sein? Was kann schiefgegangen sein, Gavin?«
    »Irgendein fehlerhaftes Glied in der Kette«, sagte Waylock unaufrichtig.
    Basil erstarrte plötzlich, blickte Waylock an, und für einen Augenblick glomm der Schimmer von Argwohn in seinen Augen auf. Doch er löste sich rasch wieder auf. Basil drehte sich erneut um, massierte seine Finger, knetete die Hände.
    Waylock fiel etwas ein. »Ich nehme an, Caddigans Frau ist inzwischen verständigt worden?«
    »Wie?« Basil runzelte die Stirn. »Yudill hat sie sicher benachrichtigt.« Er zuckte zusammen. »Ich glaube, es ist meine Pflicht, ihr unser Beileid auszusprechen und ihre neue Adresse in Erfahrung zu bringen.« Beim Tod eines Familienangehörigen war es üblich, daß die anderen die Wohnung wechselten.
    »Wenn Sie wollen, rufe ich sie an«, sagte Waylock. »Ich kenne sie flüchtig.«
    Basil stimmte erleichtert zu.
    Waylock stellte die Verbindung her, und kurz darauf erschien Pladge Caddigans Gesicht auf dem Bildschirm. Sie war bereits von dem Unglück unterrichtet worden, und einer der Palliatoriumsärzte hatte ihr Kummer-Blocker zugeschickt – »Ohneschluchzen« –, dem sie offenbar gut zugesprochen hatte. Ihr offenes Gesicht glühte; die Augen glänzten, und ihre Stimme klang erregt und ein wenig schrill.
    Waylock deklamierte die optimistischen Zukunftserwartungen, die in dieser Epoche die Funktion von Beileidsfloskeln erfüllten, und Pladge legte ihm pflichtgetreu ihre Pläne für eine erfolgreiche Karriere dar. Damit war das Gespräch beendet.
    Einige Minuten lang hingen Basil und Waylock schweigend ihren Gedanken nach, dann kam ein Anruf für Basil. Unterweiser Sam Yudill, der nun als Direktor des Palliatoriums fungierte, wünschte ihn zu sprechen.
    »Thinkoup, die Untersuchungskommission ist eingetroffen. Wir wollen eine erste, vorläufige Ermittlung durchführen. Kommen Sie ins Büro des Direktors.«
    »Gewiß«, sagte Basil. »Ich bin sofort da.«
    Der Kommu schaltete sich mit einem Klicken ab. Basil erhob sich. »Jetzt geht’s los«, sagte er düster. Als er Waylocks niedergedrückte Miene bemerkte, fügte er mit gespielter Heiterkeit hinzu: »Machen Sie sich keine Sorgen um mich, Gavin. Ich winde mich da schon irgendwie raus.« Er klopfte Waylock müde auf die Schulter und machte sich

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