Kaste der Unsterblichen
erklären. Er war ohne jede Erinnerung, was diesen Punkt betraf, aber die von ihm geschriebene und an sich selbst adressierte Nachricht hatte einen ominösen Hinweis enthalten.
Basil legte seine Anwesenheit als stillschweigende Zustimmung zur Zusammenarbeit aus. »Sie erinnern sich an Ihre Aufgabe?«
»Ja«, murmelte Waylock. Der Wickel erschien ihm plötzlich sehr zerbrechlich. Er öffnete die Tür des Lagerraums.
»Warum machen Sie das?« fragte Basil.
»Nur für den Fall, daß ihn der Wickel nicht festhält.«
»Hmmmppff«, machte Basil. »Heute brauchen wir den Wickel nicht. Und wenn Sie jetzt soweit fertig sind – Anti-Heptant!«
Waylock betätigte die entsprechende Taste. Ein paar Tropfen Wasser flossen in Hertzogs Blutkreislauf.
Basil betrachtete die Strahlungsanzeige. »Mehr, mehr.« Er inspizierte die Tropfnadel. »Was zum Teufel stimmt denn nicht mit der Apparatur?«
»Eine fehlerhafte Radioaktivitätseichung – oder die Substanz ist bereits überaltert.«
»Das verstehe ich nicht. Gestern war doch alles in Ordnung.« Basil warf einen prüfenden Blick auf die orangefarbene Flasche. »Die gleiche Lösung … Nun, es kann sicher nichts schiefgehen.« Er beugte sich über die reglose Gestalt. »Maximilian Hertzog! Wachen Sie auf! Maximilian Hertzog … heute entlassen wir Sie aus dem Palliatorium. Wachen Sie auf!«
Hertzog erhob sich so plötzlich von der Liege, daß Basil zurückstolperte und gegen Waylock stieß. Hertzog riß den Kontaktsensor fort, dann die Tropfnadel. Er gab einen gutturalen Laut von sich, sprang auf die Beine und stand mit funkelnden Augen mitten im Zimmer.
»Den Wickel!« rief Basil.
Hertzog beugte sich vor und schnappte nach ihm. Basil krabbelte wie ein Käfer zur Seite. Waylock warf Hertzog einen Tisch vor die Füße, packte Basils Arm und zerrte ihn strauchelnd in den Lagerraum.
Hertzog kickte den Tisch zur Seite und stürzte ihnen nach. Die Tür fiel direkt vor seiner Nase ins Schloß. Basil und Waylock sahen, wie sich in dem Metall vor ihnen Ausbuchtungen bildeten und die ganze Wand erzitterte.
»Wir können nicht hier drinbleiben«, sagte Basil. »Wir müssen ihn überwältigen.«
»Wie?«
»Keine Ahnung – aber wir müssen! Sonst bin ich erledigt!«
Von draußen drang gedämpftes Kreischen an ihre Ohren, dann das Geräusch von Schritten, die zugleich schwer und überraschend federnd waren. Sie verklangen schließlich. Dann ertönte ein dumpfes Brüllen, gefolgt von einem entsetzten Aufschrei: die Stimme Seth Caddigans.
Waylock war ganz elend zumute. Aus dem Schrei wurde ein Wimmern, das plötzlich abbrach. Ein leiser Aufschlag, ein Krachen, dröhnendes Gelächter, eine hallende, triumphierende Stimme: »Ich bin Hertzog! Hertzog, der Killer! Maximilian Hertzog!«
Basil war auf die Knie gesunken. Waylock starrte auf ihn hinab und wußte, daß er eigentlich derjenige sein sollte, der sich schuldig fühlen mußte. Er öffnete die Tür, schlich vorsichtig durch Basils Arbeitszimmer und trat ins Außenbüro.
Seth Caddigan war tot. Waylock starrte auf den zerschmetterten Körper. In diesem Augenblick fühlte er sich wirklich wie das Ungeheuer, das für die Öffentlichkeit Sinnbild allen Entsetzens war. Tränen schossen ihm in die Augen.
Basil Thinkoup schwankte ins Zimmer. Er erblickte Caddigan, schlug die Hände vors Gesicht und wandte sich ab. Auf dem Korridor ertönte ein schrilles, hysterisches Kreischen, ein heiserer Schrei und dann ein Geräusch, als hätte sich ein Hund im Bein eines Einbrechers verbissen.
Waylock stürmte ins Laboratorium zurück und lud den Hypoinjektor mit einem Betäubungsmittel, das die Bezeichnung »Sofortschlaf« trug. Als er damit fertig war, verfügte er nur über einen kleinen Metallzylinder, der so wirkungslos war wie ein Schneebesen. Waylock griff nach einem fast zwei Meter langen Plastikrohr, befestigte den Hypoinjektor am einen Ende und band eine Auslösungsschnur an den Abzug. Jetzt war er hinreichend bewaffnet.
Er rannte ins Büro, durchs Vorzimmer, eilte an Basil vorbei und sprang über Caddigan hinweg. Vorsichtig spähte er in den Korridor hinaus.
Die schrille, sich überschlagende Stimme einer Frau verriet ihm Hertzogs Aufenthaltsort. Waylock stürmte den Gang hinunter und sah durch eine aufgebrochene Tür. Hertzog stand über der Leiche eines Mannes.
An der gegenüberliegenden Wand kauerte eine Frau in mittleren Jahren. Sie rührte keinen Muskel, und ihre Augen waren glasig. Hertzog hatte die eine Hand in ihrem Haar
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