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Kastell der Wölfe

Kastell der Wölfe

Titel: Kastell der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sollten ihm die Knochen in den Leib gepresst werden. Doch es war nur der Anlauf, um sich abzustemmen.
    Der Wolf setzte zurück, seine Pfoten klatschten auf den Boden. Im nächsten Moment drehte er sich, sprang auf ein Fenster zu und mit einer geschmeidigen Bewegung durch die Öffnung.
    Dann war er weg!
    Donald May blieb stehen, ohne sich zu bewegen. Das heißt, er bewegte sich nicht von allein. Etwas steckte in ihm, das ihn zittern ließ, und so hörte er, wie seine Zähne hart aufeinander schlugen. Durch seinen Kopf fuhren Stiche, er spürte die Schwäche in den Knien und hatte das Gefühl, sich fallen lassen zu müssen.
    Er stand noch im normalen Leben, und es kam ihm trotzdem vor, als hätte er es verlassen. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken, ein ewiger Kreisel, aus dem er kaum entwischen konnte. Er spürte jedoch, dass das Leben allmählich wieder zurück in seinen Körper kehrte. Er konnte sich bewegen, er atmete tief ein, und auch sein Blick klärte sich.
    Was war mit Tony?
    Er drehte sich zur Seite. Zugleich hörte er das leise Stöhnen, das nicht von einem Tier stammte, sondern von dem Menschen, der auf dem Boden lag.
    Es war Dr. Wilson.
    Für Donald May hörte sich das Geräusch schrecklich an. Als läge der Mensch in seinen letzten Zügen.
    Genau dieser Gedanke peitschte ihn wieder hoch. Er bekam einen roten Kopf, drehte sich um – und sah, dass keine Kehle zerrissen war...
    Das wenige Blut am Boden stammte von einer Kopfwunde, die sich der Tierarzt beim Aufschlag zugezogen hatte.
    »Tony... ? «
    Ein Stöhnen war die Antwort.
    May schalt sich, dass er nur den Namen gerufen und sonst nichts getan hatte. Er ging mit zittrigen Schritten auf den Mann zu und hockte sich neben ihn.
    Tony grinste ihn verkrampft an. »Das war ein verdammter Albtraum, mein Junge.
    »Was ist mit dir los?«
    »Nichts Besonderes.« Er verzog das Gesicht vor Schmerz. »Ich bin nur unglücklich gefallen. Für einen Moment dachte ich, durch’s All zu schweben. Aber ich sehe, dass mich die Erde doch noch haben wollte.«
    »Klar.«
    »Und der Junge?«
    »Komm erst mal hoch.«
    »Gut.« Dr. Wilson ließ sich gern in die Höhe helfen. Das musste auch so sein. Als er stand, fiel er in die Arme seines Freundes, der ihn festhielt.
    »Komm erst mal mit«, schlug Don vor.
    »Wohin?«
    »Zu einem Stuhl. Da kann ich dich verarzten. Du hast doch bestimmt Pflaster hier im Raum.«
    »Lass es lieber. Oder mach’s später.« Der Arzt ließ sich schwerfällig auf einen Stuhl sinken. Er schaute sich um und sah die Splitter auf dem Boden. Auch die zerfetzten Jalousien fielen ihm auf.
    »Verdammt noch mal, ich kann es kaum fassen«, murmelte er. »Die haben wirklich ganze Arbeit geleistet.
    »Du sagst es.«
    »Und der Junge ist weg?«
    »Sie haben ihn sich geholt.«
    Dr. Wilson musste schlucken. »Hast du es gesehen?«, flüsterte er. »Haben Sie ihn getötet?«
    »Nein, nicht getötet. Okay, ich bin Zeuge gewesen, aber das war auch alles.
    »Ja, verstehe. Verletzt wurde der Junge nicht?«
    »So ist es«, beruhigte ihn May. »Sie haben ihn sehr sanft behandelt. Sie waren wie Mütter zu ihm. Ich glaube nicht, dass er auch nur einen Kratzer abbekommen hat. Das ist ein wirkliches Phänomen.«
    »So denke ich inzwischen auch.«
    Beide Männer schwiegen und hingen ihren eigenen Gedanken nach.
    Schließlich fragte der Tierarzt: »Kannst du dir einen Reim auf die ganze Geschichte machen, Don?«
    »Nein, das kann ich nicht. Ich weiß nicht, wieso das hier alles passiert ist und woher das Tier gekommen ist. Ich stehe vor einem Rätsel. Ich sehe mich als Naturwissenschaftler, aber ich frage mich jetzt, ob ich der Natur noch trauen kann. Es wird ein Problem werden. Ich hätte mir nie vorstellen können, sie so zu erleben, da bin ich ehrlich. Sie spielt plötzlich verrückt. Da passt nichts mehr zusammen.«
    Wilson stöhnte auf und fasste sich an den Kopf. »Verdammte Schmerzen!«
    »Ist dir auch übel?«
    »Nein. Ich habe keine Gehirnerschütterung, wenn du das meinst.«
    »Willst du eine Tablette?«
    »Das wäre gut«, sagte der Tierarzt. »Du findest sie dort in dem hellen Wandschrank. Ich bin nur froh, dass meine Frau für eine Woche zu ihrer Mutter gefahren ist. »Ich hätte nicht gewusst, wie ich ihr das hier alles erklären sollte. Da kann ich nur passen.«
    Donald May holte die Tabletten und brachte auch ein Glas Wasser mit. »Bitte.«
    »Ich danke dir.«
    Wenig später hatte Wilson die beiden Pillen geschluckt und lehnte sich auf seinem Stuhl

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