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Kastell der Wölfe

Kastell der Wölfe

Titel: Kastell der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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waren. Zwar studierten wir nicht die gleichen Fächer, aber das spielte am Abend keine Rolle mehr, wo man sich traf und die zahlreichen Kneipen unsicher machte.
    Später hatten wir uns aus den Augen verloren. Das heißt, ich hatte ihn aus den Augen verloren. Bill hatte Kontakt zu Rick gehalten und sich auch manchmal mit ihm getroffen, wenn er in London gewesen war und Zeit gehabt hatte.
    Darwin war Pilot bei British Airways gewesen. Den alten Doppeldecker hatte er nur als Hobby geflogen, und darin war er ein Meister gewesen. Die Gaststätte hatte sich mittlerweile gefüllt. Drei lange Tische waren gedeckt worden. Rick’s Eltern hatten alles vorbereitet. Seine Mutter war nicht mitgekommen, aber der Vater, ein General, hatte seinen Platz schon gefunden.
    Er hielt sich sehr aufrecht. Geweint um seinen einzigen Sohn hatte er am Grab. Das war auch an seinen geröteten Augen zu sehen. Jeder bekam von ihm einen festen Händedruck. Viele kannte er mit Namen.
    Als er uns sah, stutzte er. »Pardon, die Gentlemen, wie standen Sie zu meinem Sohn?«
    Bill erklärte es ihm.
    Der ältere Mann lächelte. »Es ist großartig, dass es heute noch treue Wegbegleiter aus früheren Tagen gibt. Schade, dass wir uns nicht früher kennen gelernt haben. Doch wenn ich mich recht erinnere, hat Rick den Namen John Sinclair des Öfteren erwähnt.«
    Ich hob die Schultern. »Das ist ja jetzt leider vorbei.«
    »Wir werden später noch reden.«
    Plätze waren noch frei. Der Hinterraum der Gaststätte besaß eine niedrige Decke. Hier stand die Luft. Die Fenster hatte man geöffnet, aber viel Abkühlung brachte es nicht.
    Bill und ich standen ziemlich außen vor. Zumindest ich konnte nur über eine Zeit reden, die schon lange zurück lag.
    Geheiratet hatte Rick Darwin nie. Seinen Beruf und sein Hobby hatte er keiner Frau zumuten wollen, das war stets seine Devise gewesen. Wobei er nie ein Kostverächter gewesen war, das war bei den Gesprächen der anderen Gäste auch herauszuhören.
    Wer übernachten wollte, konnte bleiben, aber davon wollten Bill und ich Abstand nehmen. Wenn das kleine Reuessen vorbei war, wollten wir uns wieder auf den Weg nach London machen.
    Kaffee, Tee und Sandwiches wurden gereicht.
    Auch Bill und ich aßen mit einigem Appetit. Anderen Menschen war der Tod des Piloten mehr auf den Magen geschlagen, und immer wieder wurde darüber diskutiert, auf welch eine Art und Weise er ums Leben gekommen war. Das konnte man schon als hammerhart bezeichnen.
    Es wurden am Tisch noch einige kurze Abschiedsreden gehalten, die manche Männer zu Tränen rührten. Rick Darwin war ein sehr beliebter Mensch gewesen.
    Als die Mittagszeit vorbei war, verließen Bill und ich die Gaststätte. Sie lag nicht weit vom Friedhof entfernt, wo die stillen Gräber unter den Schatten spendenden Kronen der Laubbäume lagen. Der Weg führte in Serpentinen zu der kleinen Anhöhe, auf der sich der Friedhof ausbreitete. Das Dach einer Leichenhalle schimmerte in einem silbrigen Grau.
    Am Himmel stand die Sonne. Fast wolkenlos präsentierte sich das Firmament, und bei diesem Anblick kam kein Gedanke an irgendwelche Unwetter auf. Aber man hatte schon wieder das nächste vorausgesagt, das sich allerdings noch Zeit lassen würde.
    »Wie lange willst du noch bleiben, John?«
    Ich hob die Schultern. »Das überlasse ich dir.«
    »Mich hält hier nichts mehr. Außerdem haben wir Rick Darwin nicht mehr so nahe gestanden.«
    »Sicher.«
    »Dann sollten wir uns verabschieden«, meinte er.
    Ich hatte nichts dagegen, wollte aber wissen, ob Bill auch bei der Rückfahrt fahren wollte.
    »Ja, das hatte ich vor. Warum fragst du? Willst du mal mit einem Porsche durch die Landschaft flitzen ? «
    »Nein, das nicht. Ich habe nur einen wahnsinnigen Durst auf ein Bier. Deshalb.«
    »Sollen wir uns an die Theke hier stellen ?«, schlug er vor.
    »Nein, das nicht. Ich hatte eher an den Nachbarort gedacht. Hier finde ich das nicht sehr passend.«
    »Okay. Weißt du, wie das Kaff heißt?«
    »Chailey, glaube ich.«
    »Ja, stimmt, wir sind ja durchgefahren.« Bill schaute sich um und grinste. »Man kann ja über London schimpfen, wie man will, und auch zwei Terroranschläge sind eine verflucht böse Sache, aber hier möchte ich nicht tot über dem Zaun hängen.«
    »Stimmt.«
    Wir gingen wieder hinein in die schlechte Luft der Gaststätte. Aber nur, um uns zu verabschieden.
    Dafür hatte Mr. Darwin Verständnis. »Bis London ist es noch weit. Grüßen Sie die Stadt von mir. Und vergessen Sie

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