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Kastell der Wölfe

Kastell der Wölfe

Titel: Kastell der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schlanker, biegsamer Körper. Wilder Haarwuchs, ein menschliches Gesicht.«
    »Also nicht das eines Wolfs?«
    »Nein, auf keinen Fall. Er besitzt einen normalen Mund und beileibe keine Schnauze. Er ist nur...« Dr. Wilson hob die Schultern. »Wie soll ich sagen? Ja, er ist verwildert. Genau das trifft auf ihn zu. Völlig verwildert, was man verstehen kann. Ich weiß nicht, wie lange er im Wald bei den Wölfen gelebt hat, aber etwas Menschliches hat er nicht gelernt. Er kann nicht mal normal gehen. Sollte er jemals diese Fähigkeit gehabt haben, muss sie ihm abhanden gekommen sein. Es lässt darauf schließen, dass er sich bereits einige Zeit dort aufgehalten hat. Mehr kann ich Ihnen leider auch nicht sagen. Es ist noch zu keiner Untersuchung gekommen.«
    Das verstanden wir, doch eines war uns noch nicht so recht begreiflich.
    »Wie ist es eigentlich dazu gekommen?«, fragte Bill, »dass bestimmte Dinge nicht ans Tageslicht kamen. Ich meine, Sie hätten doch wissen müssen, dass sich Wölfe in der Gegend herumtreiben.«
    »Hat es denn der Schäfer gewusst? «, fragte Dr. Wilson.
    »Frank? Ich denke nicht. Sonst hätte er bestimmt nicht seine Schafherde in ihre Nähe getrieben.«
    »Und so ging es uns hier allen. Wir leben hier fast auf einer Insel der Glückseligen, und wer denkt schon an Wölfe?«
    »Es gibt aber die alten Geschichten, Tony«, warf Mrs. May ein.
    Dr. Wilson drehte sich zu ihr um. »Die von dem Kastell?«
    »Ja.«
    Ich horchte auf. »Um was geht es denn da?«
    Der Tierarzt winkte ab. »Wenn ich das so genau wüsste, ginge es mir besser. Das Kastell ist keines mehr. Es hat vor sehr langer Zeit seine Pflicht über Jahre hinweg erfüllt und all die Feinde abgehalten, die es erobern wollten. Das ist aber nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt gelungen. Dann hat man es eingenommen und niedergebrannt. Seit dieser Zeit stehen die Ruinen dort. Sogar Türme sind zu sehen und... naja... ich habe Ihnen doch auch von der Zeichnung erzählt.«
    »Eben«, sagte ich. »Das waren Türme.«
    »Hätten sie sein können. Ob sie aber zu dem Kastell gehören, ist nicht sicher. Nur muss dieser Junge ein gewisses Zeichentalent mitgebracht haben. Er hat die Türme gemalt, und ich denke, dass er sich nur auf diese Art und Weise verständlich machen kann.«
    »Hört sich nicht schlecht an«, meinte Bill. »Jedenfalls ist es ein Hinweis darauf, dass wir uns das Kastell einmal näher anschauen sollten, finde ich. Oder, John?«
    »Das steht sowieso fest.« Ich beugte mich leicht vor. »Für mich gibt es in diesem Fall eigentlich nur zwei sehr wichtige Hauptpersonen. Zum einen ist es dieser fremde Junge und zum anderen Ihr Sohn Archie, Mrs. May.
    »Ja, ich weiß.«
    »Gut. Nun möchte ich gerne wissen, wo wir Archie finden können. Ist er hier im Haus, in seinem Zimmer? Ich glaube weiterhin fest daran, dass sich die vier Wölfe in der Stadt aufhalten – und sie können einen Auftrag gehabt haben.«
    Esther May erbleichte. Ihr Gesicht sah bald aus wie das einer Toten. Sie schluckte und flüsterte: »Verdammt, Mr. Sinclair, da sagen Sie was. Wirklich...«
    »Er ist nicht in seinem Zimmer?«
    »Bei dem Wetter doch nicht. Außerdem haben wir das alles nicht so ernst genommen.«
    »Wo steckt er denn?«
    »Bei einem Freund.«
    »Das hört sich schon mal nicht schlecht an. Dann ist er zumindest in einem geschlossenen Raum.«
    Esther May senkte den Blick. Sie leckte sich über die trockenen Lippen und gab eine Antwort, die uns leicht beunruhigte. »Er und Timmy wollten eigentlich im Freien spielen. Timmy’s Eltern haben einen Bauernhof. Auf dem großen Grundstück steht eine alte Scheune. Für Timmy und Archie ist das so etwas wie ein Abenteuer-Spielplatz.«
    Ein kalter Knochenfinger hinterließ einen dünnen Eisfaden auf meinem Rücken. »Ist es weit von hier?«
    »Nein, hier ist alles nah beisammen.«
    Ich schnellte hoch. »Dann werden wir so schnell wie möglich hinfahren, Mrs. May.«
    Auch Bill stand bereits auf seinen Füßen.
    »Ich fahre mit Ihnen«, bot der Tierarzt an. »Den Weg kenne ich. Das ist kein Problem, denke ich.«
    »Gut.«
    Zurück ließen wir eine noch immer leichenblasse Esther May...
    ***
    Archie hatte sich umgezogen und seine beiden Laserschwerter umgeschnallt. Sie bestanden aus Kunststoff und leuchteten im Halbdunkel grünlich.
    Er war ein Weltall-Fan, und die große Scheune war eben der Platz, um seine Space Opera durchzuziehen. Er war nicht immer der Gute. Mit Timmy wurde jedes Mal ausgelost, wer den Bösen

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