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Kastell der Wölfe

Kastell der Wölfe

Titel: Kastell der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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plötzlich so allein und merkte, wie ihm ein kalter Schauer über den Rücken rann. Er drehte den Kopf, so gut er konnte. Es hielt sich kein Wolf in der Nähe auf, der ihn beobachtet hätte. Kein kaltes Augenpaar starrte ihn an.
    Warum bin ich allein?
    Archie konnte sich darauf keine Antwort geben, aber ein anderer Gedanke kam ihm in den Sinn. Er hatte nicht vergessen, woher sie gekommen waren, und genau diesen Weg konnte er wieder zurücklaufen. Wenn er schnell rannte, bekamen die Wölfe das vielleicht nicht mit.
    Er schaute sich noch mal um. Dabei drehte er sich kniend auf der Stelle und wollte soeben aufstehen, als er zufällig dorthin schaute, wo Bully verschwunden war.
    Sein neuer Freund kehrte wieder zurück. Er hatte in seinen üblichen Vierbeiner-Gang zurückgefunden, aber er brachte jetzt etwas mit, das er in der linken Hand hielt.
    Archie erkannte den Gegenstand nicht. Er sah mehr aus wie ein Klumpen. Wenig später wusste er, was es war. Ein Stück Fleisch. Es hing noch am Knochen und war an einer Seite bereits angefressen worden.
    Bully hielt es ihm hin.
    Archie schüttelte den Kopf. Er sah auch die dunklen Fliegen auf dem Fleisch. Jetzt wusste er, wie sich der andere Junge ernährte. Die Wölfe hatten es ihm vorgemacht und ihn, den Menschen, an die rohe Nahrung gewöhnt.
    »Nein, ich will nicht!«, sagte Archie.
    Bully gab unverständliche Laute von sich. Mit seiner Beute zielte er wieder auf den Mund des Jungen, aber Archie presste die Lippen fest zusammen und schüttelte den Kopf. Auf diese Art und Weise würde Bully doch begreifen, dass er das verdammte Zeug einfach nicht essen konnte.
    Bully wurde sauer, er knurrte. Er schlug mit seiner leeren Hand auf den Boden und hieb wenig später seine Zähne in den Fleischbrocken hinein, um Archie vorzumachen, wie man aß.
    »Nein, ich esse das nicht!«
    Der Wolfsjunge ließ den Brocken sinken. Er schaute ziemlich erstaunt. Dann warf er den Rest über seine Schulter nach hinten.
    Die Zeit blieb nicht stehen. Archie stellte fest, dass es immer düsterer wurde. Zwar hatte sich die Dunkelheit noch nicht am Himmel ausgebreitet, aber die Sonne war längst im Westen abgetaucht. So kam er sich vor wie in einer Höhle. Hin und wieder sah er das Schimmern der Mauern, aber die Wölfe bekam er nicht zu Gesicht.
    Er dachte wieder an Flucht!
    Und diesmal setzte Archie seinen Gedanken sofort in die Tat um. Zumindest stand er mit einer schnellen Bewegung auf, und daran hinderte ihn auch sein neuer Freund nicht.
    »Du kannst mitkommen, Bully!«, bot er noch einmal an.
    Der Wolfsjunge blickte ihn nur verständnislos an.
    »Gut«, sagte Archie. »Dann bleib hier. Ich gehe jetzt weg. Dann komme ich mit Erwachsenen zurück, und wir holen dich. Ich verspreche dir, dass du hier nicht mehr bleiben musst. Und du brauchst auch das alte rohe Fleisch nicht mehr zu essen.«
    Bully schwieg.
    Archie aber trat zurück. Er zog eine Spur durch den weichen Teppich aus Gräsern. Ob er Bully trauen konnte, war ihm nicht klar, deshalb behielt er ihn auch im Auge. Am Rand der Lichtung wollte er sich umdrehen und so schnell wie möglich wegrennen.
    Der Junge gelangte nicht einmal bis zu seinem ersten Ziel, denn der Boden war tückisch. Sein Aussehen täuschte. Unter dem Laub verbarg sich manche Falle – wie die aus dem Boden gewachsene Baumwurzel, in der sich der Fuß des Jungen verfing.
    Als er sich befreien wollte, war es bereits zu spät. Da fiel er bereits nach hinten. Er schaffte eine halbe Drehung und landete auf der Seite. Sein Gesicht wurde dabei in das feuchte Laub gedrückt.
    Sekundenlang lag er auf dem feuchten Laubboden, ohne sich zu bewegen. Er hätte schreien können vor Wut. Er spürte den Dreck auf seinen Lippen und auch die feuchten Blätter.
    Wieder wünschte er sich so weit wie möglich weg. Es blieb bei einem Wunsch, und Archie spürte, wie er innerlich weinte. Es gab keine Chance mehr für ihn.
    Er kam wieder hoch.
    Bully hatte seinen Platz nicht verlassen. Er schaute Archie nur an. Sagte nichts, gab kein Zeichen, aber er war jetzt nicht wichtig. Für Archie zählte nur, dass er bei seiner Aktion nicht aufgehalten wurde. Den Fluchtgedanken hatte er nicht vergessen und nur zurückgestellt.
    Drei Sekunden später vergaß er ihn trotzdem. Da hatte er einen Blick in die Runde geworfen.
    Die Wölfe sah er nicht direkt, aber sie waren da. Sie hatten ihn eingekreist, und er stand genau im Zentrum der Blicke von vier kalten Augenpaaren...
    ***
    Archie wusste, dass es aus war. Das war

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