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Kastell der Wölfe

Kastell der Wölfe

Titel: Kastell der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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seinen neuen Freund. »Du bist Bully...«
    Der Wolfsjunge lächelte. Sehr breit verzog er dabei den Mund. In seinen Augen erschien ein Glanz, der auf Freude hindeutete.
    Er versuchte, seinen Namen noch deutlicher auszusprechen. »Bully...«
    »Ja, so heißt du!« Archie wies mit dem Zeigefinger auf ihn und wiederholte den Namen erneut.
    Bully hatte begriffen. Er lachte. Es war ein tief in der Kehle geborenes Geräusch. Allerdings handelte es sich nicht um ein normales menschliches Lachen. Zu viel Tierisches steckte darin, was bei dieser Umgebung ganz natürlich wirkte.
    »Du bist Bully!«
    Sehr genau hatte der nackte Junge zugehört. Den Namen Bully konnte er aussprechen. Das aber reichte ihm nicht. Er versuchte, den ganzen Satz zu wiederholen, was ihm leider nicht gelang. Zu viele Worte auf einmal waren zu schwierig.
    Archie gab nicht auf. Es ging ihm wieder gut. Bully hatte ihm durch das Wasser sehr geholfen. Sogar seine eigene Lage hatte Archie vergessen. Bully’s Erfolg hatte ihn sogar leicht übermütig werden lassen. Er dachte schon einen Schritt weiter und sah seinen neuen Freund bereits bei sich zu Hause.
    »Bully komm!«, rief er.
    Er war der nächste Versuch, und den hatte Archie nicht ohne Hintergedanken gestartet. Er wollte, dass der Wolfsjunge begriff, wo er mit ihm hingehen musste. Sein Arm zuckte wieder zur Seite und deutete über die Hügelkuppe hinweg auf die andere Seite, wo sich der Ort Chailey befand. Bully gab einen unartikulierten Laut von sich und wies in die entgegengesetzte Richtung.
    »Wir gehen zu mir«, drängte Archie. »Meine Eltern warten. Sie geben dir zu essen. Wir kümmern uns um dich. Bitte...«
    Der Wolfsjunge hatte sehr intensiv zugehört. Wäre er ein Hund gewesen, er hätte sicherlich die Ohren gespitzt. Er war leider kein Hund, der unter Menschen aufgewachsen war, sondern eher ein Wolf. Und so begriff er leider nicht, was hier gemeint war.
    Archie May kehrte allmählich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Er sah ein, dass er in einer verzwickten Lage steckte. Aus eigener Kraft konnte er ihr nicht entkommen, und Hilfe war ebenfalls nicht zu erwarten.
    Hinzu kamen die Wölfe. Dass er sie im Moment nicht sah, hatte nichts zu bedeuten. Sie hatten sich bestimmt nicht zurückgezogen, sondern lauerten hier irgendwo.
    Archie schaute sich die Umgebung an und sah ein Stück Natur, in dem er sich bisher noch nie aufgehalten hatte. Vor ihm begann ein großes Waldstück, das sich über die gesamte Ebene hinzog. Bäume, die voll im Saft standen, umwuchsen etwas, das aussah wie eine zerfallene Burg. Durch das Grün erkannte Archie die Umrisse der Mauern und die Teile von Türmen, die in die Höhe ragten. Hier war das perfekte Versteck für die Tiere und auch für ihren Zögling.
    Noch blieben die Wölfe im Dickicht verschwunden. Vielleicht konnte man die Zeit nutzen.
    Archie versuchte es wieder. Er legte seine Hände auf Bully’s Schulter. Ein fester Griff, gefolgt von dem Versuch, ihn wieder auf die Beine zu ziehen, was auch klappte.
    Sehr bald stand Bully vor ihm, aber Archie sah auch, wie der Junge zitterte. Noch zu ungewohnt war die Haltung. Wenn sie die Flucht versuchten, dann würde er währenddessen unmöglich wie ein Mensch gehen können, sondern weiterhin auf allen vieren laufen. So kamen sie schneller voran.
    Es brachte auch nichts, wenn Archie seinem neuen Freund mitteilte, was er vorhatte. Er musste einfach handeln.
    Ohne Bully loszulassen, drehte er sich herum. Dann schob er ihn nach vorne und deutete mit einer Hand in die entsprechende Richtung. Wobei er hoffte, dass Bully begriff, was er von ihm wollte. Er musste es einfach, denn es war der Wolfsjunge gewesen, der ihn zuerst besucht hatte.
    »Wir gehen, Bully! Wir gehen! Du brauchst nicht mehr länger hier zu bleiben...«
    Der Junge schaute ihn an.
    »Ja, wir gehen. Zu mir. Bitte, du musst mitkommen. Wir können bei uns bleiben...« Wieder deutete er den Weg zurück und erkannte, dass Bully anfing nachzudenken. Anders hätte er den Ausdruck in seinem Gesicht nicht deuten können.
    »Willst du?«
    Bully schwieg. Nur seine Lippen zuckten.
    »Gut, dann gehe ich jetzt vor. Du kommst mir nach. Du musst immer hinter mir herlaufen. Okay?«
    Eine Antwort erhielt er nicht, aber Archie wollte sich nicht länger mit irgendwelchen Dingen aufhalten. Er lief einfach los und hoffte, dass Bully mitmachte.
    Genau nach drei Schritten blieb Archie stehen. Nicht freiwillig, doch in seinem Rücken hatte er ein drohend klingendes Knurren

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