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Kastell der Wölfe

Kastell der Wölfe

Titel: Kastell der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gehört. Er drehte sich auf der Stelle um und schaute gegen die Formation der vier Wölfe, die auf ihn zukam.
    Da wusste er, dass er es nicht mehr schaffen konnte...
    ***
    Die Angst kehrte zurück und damit auch das große Zittern. Er konnte sich nicht mehr von der Stelle bewegen, seine Glieder schienen eingefroren zu sein, und die Wölfe kamen ihm plötzlich viel gefährlicher vor als sonst. Sie hielten ihre Mäuler offen. Zwischen ihren Gebissen sah er dünne Geiferfäden. Er hörte auch ihr Knurren, das für ihn zu einer drohenden Musik wurde.
    Archie begriff, dass ihn die Wölfe nicht mehr entkommen lassen wollten. Bully als Gefangener reichte ihnen nicht. Sie brauchten nun einen zweiten, und da war Archie ihnen gerade recht gekommen.
    Er verhielt sich ruhig. Nicht mal den kleinen Finger bewegte er. In seiner Brust klopfte das Herz lauter als gewöhnlich. Er hatte das Gefühl, dass es selbst die Wölfe hören konnten.
    Was tat sein neuer Freund Bully?
    Nichts. Er hockte wieder in seiner üblichen Haltung und beobachtete die Wölfe und Archie mit auf die Seite gelegtem Kopf. Da hatte er alles im Blick. Hin und wieder zuckten seine Lippen, da sah es so aus, als wollte er etwas sagen. Doch es kam kein Wort über seine Lippen, nur ein unverständliches Gemurmel. Dabei flössen ihm noch einige Speicheltropfen aus dem Mund.
    Bully würde sich auf die Seite der Wölfe schlagen, das stand für Archie fest. Er konnte nicht anders, denn er war bei den Tieren groß geworden.
    Archie merkte, dass sich seine Angst noch mehr steigerte. Er spürte den Kloß im Hals. Den Druck, der sich immer weiter ausbreitete, bis in den Kopf hineinstieg, und er merkte auch, dass ihm die Tränen kamen.
    »Bitte«, flüsterte er. »Lasst mich doch in Ruhe. Ich will nicht. Bitte, ich wollte nur...«
    Er brach ab. Die Wölfe hatten seine Worte wohl als eine Aufforderung angenommen. Sie verließen ihre starre Haltungen und kamen auf ihn zu. Vier Tiere, die sich dem Jungen näherten, sodass der das Gefühl hatte, sie würden ständig wachsen.
    Manchmal verschwammen sie auch vor seinen Augen, weil Tränen ihm den Blick nahmen. Da verwandelten sich die grauen Körper in lange Schatten, die ihn irgendwie an Nebelgeister erinnerten.
    Zahlreiche Geschichten fielen ihm ein, die er gelesen hatte. Rotkäppchen kam ihm in den Sinn, das von einem Wolf gefressen werden sollte.
    Plötzlich fühlte er sich in der Rolle des Rotkäppchens. Er hatte eine panische Angst davor, von den Tieren brutal angefallen und zerrissen zu werden.
    Sehr schnell waren sie direkt bei ihm. Obwohl Archie damit gerechnet hatte, konnte er einen Schrei nicht vermeiden. Er spürte die Berührungen links und rechts, und er wurde in diesen Momenten noch starrer.
    Wann bissen sie zu? Wann sprangen sie an ihm hoch und schnappten nach seiner Kehle?
    Archie rechnete jeden Moment damit, aber seine Befürchtungen bewahrheiteten sich nichts. Noch hielten sich die Wölfe zurück, und nur ihr leises Knurren war zu hören, das ihn warnte.
    Sie stießen ihn an. Nicht eben sehr sanft, sodass er gezwungen war, einen Schritt nach vorne zu gehen, um nicht zu Boden zu stürzen.
    Archie wusste genau, was man von ihm wollte. Er sollte nach vorne gehen, auf den Wald und auf die Ruinen des alten Kastells zu.
    Da geschah etwas, womit er nicht gerechnet hatte. Bully, der alles gesehen hatte, löste sich von seinem Platz und ging auf ihn zu. Er streckte dabei den linken Arm aus, um nach Archies Hand zu greifen. Er umfasste sie mit einem festen Griff, als wollte er damit andeuten, dass alles in Ordnung war und Archie sich nicht zu fürchten brauchte.
    Archie ging es wieder etwas besser. Dass Bully so körperlich nah bei ihm war, tat ihm gut. Zwar steckte die Furcht noch im ihm, nur war sie nicht mehr ganz so stark.
    Er dachte auch nicht mehr daran, dass man ihn töten und dann fressen wollte. Es würde etwas anderes mit ihm geschehen. Vielleicht wusste Bully es, den brauchte Archie nicht zu fragen, denn der Wolfsjunge konnte ja nicht antworten.
    Allmählich kehrte auch seine Wahrnehmung zurück. Die Angst hatte sie bisher beeinträchtigt. Nun war er in der Lage, zu hören, zu fühlen und auch wieder normal zu sehen.
    Ihm fiel das plätschernde Geräusch auf. In der Nähe musste es einen Bach geben. Der floss später auch durch das Tal. Archie hatte oft genug an seinem Ufer gespielt. Er sah das Wasser nicht, doch er wusste jetzt, woher man ihm etwas zu trinken geholt hatte.
    Die Welt um ihn herum hatte sich

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