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Kastell der Wölfe

Kastell der Wölfe

Titel: Kastell der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verändert. Die Sonne verschwand im Westen hinter dem Horizont. Es war schwüler geworden. Der Geruch nach Staub hing in der Luft. Es war ungewöhnlich still geworden, denn nicht ein Vogel sang.
    Sie nahmen den normalen Weg, der sie auf den Waldrand zuführte. Aus der Distanz hatte Archie keinen Weg erkennen können. Es gab trotzdem einen, einen Wildpfad, der in den dichten Wald führte. Der hatte die alten Ruinen regelrecht überschwemmt und sorgte dafür, dass auch hellstes Sonnenlicht nur gefiltert den Erdboden erreichte.
    Jetzt war keines mehr als helle Flecken auf dem Boden zu sehen. Eine graugrüne Dämmerung hüllte die beiden Jungen und die vier Wölfe ein. Bully wollte beweisen, was er konnte. Er ging weiterhin aufrecht wie ein normaler Mensch.
    Schon bald hatte Archie das Gefühl, mitten in einem tiefen Märchenwald zu stecken. Hin und wieder sah er die alten Mauern. Wenn sie nicht von irgendwelchen Kletterpflanzen überwuchert waren, schimmerten sie feucht, als hätten sie vor kurzem einen Regenguss bekommen. An manchen Stellen wuchs das dichte Moos wie ein grüner Pelz.
    Die Wölfe blieben dicht bei ihnen. Sie glitten geschmeidig an beiden Seiten des schmalen Wildwechsels entlang. Es machte ihnen nichts aus, durch das Unterholz zu gleiten.
    Die Stille blieb bestehen. Kein anderes Tier meldete sich. Nur das Plätschern des Wassers war an der linken Seite zu hören.
    Genau dorthin begaben sie sich.
    Es waren wieder die Wölfe, die Archie und Bully anstießen. Als der Junge den Kopf drehte, sah er eine kleine Lichtung.
    Der Boden war mit altem Laub bedeckt. Es würde in ein paar Wochen Nachschub bekommen. Zurzeit hatte es einen natürlichen weichen Teppich gebildet.
    Sie gingen auf die Lichtung zu. Wilde Sträucher kratzten an den Beinen. Blütenduft hing an manchen Stellen wie Verwesung in der Luft. Oder war es der Geruch der Wölfe?
    Archie konnte es nicht sagen. Er ließ sich führen und hatte sein Denken ausgeschaltet. Er wollte nicht darüber nachsinnen, was ihm womöglich noch bevorstand. Die Welt war für ihn eine andere geworden, und der Zehnjährige begriff sie nicht mehr. Hier kamen Dinge zusammen, die er sich nie hätte träumen lassen.
    Endlich blieben sie stehen. Bully hatte kurz an Archies Hand gezogen, um diesem zu signalisieren, was er tun sollte. Im nächsten Moment ließ er sich wieder auf alle viere nieder. Archie blieb noch stehen. Er fing wieder an zu zittern. Aber das konnte auch an der Kühle liegen, die sich in der Nähe des Wassers ausgebreitet hatte.
    Bully machte ihm klar, dass er sich ebenfalls setzen sollte. Beide hockten jetzt auf dem natürlichen Laubteppich. Sie saßen sich gegenüber, und wenn sie zur Seite schauten, sahen sie den Bach, dessen Quelle ganz in der Nähe lag. Hier war er nicht mehr als ein schnell dahinfließendes Rinnsal.
    Die Wölfe waren verschwunden. Archie wunderte sich. Er bemerkte es erst, als er den Kopf drehte und sich nach ihnen umschaute. Er hatte nicht gehört, dass sie sich zurückgezogen hatten, doch ein Fluchtgedanke kam ihm dennoch nicht in den Sinn. Es war ihr Gebiet, hier herrschten sie. Hier hatten sie das Sagen, und sie bestimmten, wer floh und wer nicht.
    Bully lächelte ihn an.
    Archie lächelte zurück, aber es sah sehr gequält aus. Da war auch nur so etwas wie ein Zucken der Lippen zu sehen. Freuen konnte er sich nicht. Er saß hier im Halbdunkel eines ihm unbekannten Waldes, und er dachte zurück an sein Zuhause.
    Dort lebten Mum und Dad.
    Sie mussten inzwischen erfahren haben, dass er verschwunden war. Bestimmt würden sie nach ihm suchen. Aber würden sie auch auf den Gedanken kommen, den langen Hang hochzugehen?
    Das war die Frage, auf die Archie keine Antwort fand. Er war zum ersten Mal hier, und er dachte dabei an die Warnungen, die ihm immer erteilt worden waren.
    Nur nicht Weggehen. Nicht auf den Hügel. Nicht zu der alten Kastell-Ruine. Dort war es nicht geheuer.
    Er wusste jetzt Bescheid. Hier lebten die Wölfe und sein neuer Freund Bully.
    Der drehte sich plötzlich um und wies auf eine bestimmte Stelle am Rand der Lichtung.
    Archie wusste nicht, was er damit meinte, aber Bully machte es ihm sehr bald klar. Auf Händen und Füßen kroch er los. Sein Ziel war die bestimmte Stelle, an der es plötzlich raschelte, als einige Zweige zur Seite gebogen worden waren.
    Bevor sich Archie versah, war Bully verschwunden.
    Im ersten Augenblick schrak er zusammen. Seinen Freund nicht mehr zu sehen gefiel ihm gar nicht. Er fühlte sich

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