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Kastner, Erich

Kastner, Erich

Titel: Kastner, Erich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die verschwundene Miniatur
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unterschreiben?« fragte er.
    »Dann wird nämlich meine Emilie eifersüchtig, und das wirkt immer so komisch.« Er lachte gutmütig.
    Das Fräulein schrieb eine Zeile und legte die Karte wieder auf den Tisch zurück.
    Er nahm die Karte und las, was seine Nachbarin geschrieben hatte. »Besten Dank!« sagte er dann. »Besten Dank, Fräulein Trübner.«
    »Bitte sehr.«
    »Sie müssen bald heiraten«, meinte er nachdenklich.
    »Warum denn?«
    »Weil Sie einen so traurigen Namen haben! Ich kannte einen Mann, der hieß Schmerz. Das war einer der unglücklichsten Menschen, die es jemals gegeben hat.«
    »Weil er Schmerz hieß?«
    »Sicher! Dem hat nicht einmal das Heiraten geholfen!«
    »Wahrscheinlich weil er auch noch nach der Hochzeit Schmerz hieß«, bemerkte sie scharfsinnig. »Aber davon abgesehen: Ich kann doch nicht den ersten besten Mann heiraten, bloß weil er Fröhlich oder Lustig heißt!«
    Der alte Fleischermeister wiegte den grauen Schädel.
    Sie meinte: »Außerdem bin ich nicht entfernt so trübsinnig, wie mein Name es verlangt.«
    »Doch«, sagte er. »Doch, doch! Besonders seit ich die Ansichtskarte besorgt habe. Wieso eigentlich?«
    Über ihrer Nasenwurzel bildete sich eine schmale senkrechte Falte. »Das hat seinen guten Grund, Herr Külz.«
    »Haben Sie Ärger?«
    »Nein«, sagte sie. »Aber Angst.« Sie tippte mit einem Finger auf die erschienene Zeitung. »In diesem Blatt steht eine Nachricht, die mich sehr erschreckt hat.«
    »Doch nicht etwa die Geschichte von dem geraubten Kunstkram?
    Und von der Million?«
    »Ganz recht. Diese Geschichte!«
    »Ja, was geht denn das Sie an?« fragte er leise.
    Sie blickte sich behutsam um. Dann zuckte sie die Achseln. »Das kann ich Ihnen hier nicht erzählen.«
    In demselben Augenblick schritt ein junger Mann an ihnen vor
    über. Er war groß und schlank und schien viel Zeit zu haben.
    Er machte vor dem Portier, der an der Treppe stand, halt, legte zum Gruß einen Finger an die Hutkrempe und fragte: »Wohnt hier im Hotel ein Fräulein Trübner aus Berlin?«
    »Jawohl«, erwiderte der Portier. »Sie sitzt gerade dort vorn an der Balustrade. Neben dem großen, dicken Touristen.«
    »Das trifft sich ja großartig!« meinte der schlanke Herr. »Danke schön!« Er legte zum Gruß einen Finger an die Hutkrempe und kehrte um.
    Der Portier salutierte und blickte hinter ihm her.
    Der junge Mann ging auf die Balustrade zu. Aber er blieb keineswegs an dem Tisch Fräulein Trübners stehen. Er sah die Dame, nach der er sich eben erkundigt hatte, nicht einmal an! Sondern er schlenderte gleichgültig an ihr vorüber, trat auf die Straße hinaus und verschwand im Gewühl.
    Der Portier riß die Augen auf. Und obwohl er von Berufs wegen so manches verstand – das verstand er nicht.
    »Würden Sie mir einen großen Gefallen erweisen?« fragte Fräulein Trübner.
    »Für eine Kundin von meinem Otto tu ich alles«, erklärte Fleischermeister Külz. »Mit Ausnahme von Mord und Totschlag.«
    »Das wird sich hoffentlich vermeiden lassen«, sagte sie ernst.
    »Begleiten Sie mich, bitte! Ich muß etwas besorgen. Und unterwegs will ich Ihnen erzählen, worum sich’s handelt. Ich habe das Gefühl, daß man uns beobachtet.«
    »Das sind die Nerven«, bemerkte er. »Hedwig, meine zweite Tochter, hat das früher auch gehabt. Nach dem ersten Kind verliert sich das für gewöhnlich.«
    »So lange kann ich unmöglich warten«, meinte Fräulein Trübner.
    »Kommen Sie! Lassen Sie uns gehen!«
    »Na schön!« brummte der alte Külz. Er winkte dem Oberkellner und bezahlte.
    »Eure Wurst ist großartig«, sagte er anerkennend. »Besonders die Dauerwurst.«
    Der Ober verneigte sich. »Sehr liebenswürdig. Ich werde es dem Küchenchef mitteilen.«
    »Wissen Sie zufällig, woher Sie die Fettdärme beziehen?«
    »Ich weiß es zufällig nicht«, sagte der Ober. »Als Kellner hat man mit Wurst nur flüchtig zu tun.«
    »Sie Glücklicher«, meinte Külz.
    Fräulein Trübner zahlte auch.
    Dann standen die beiden auf und traten gemeinsam auf die Straße.
    Es war ein seltsames Paar: die junge, schlanke, schneidig gekleidete Dame und der dicke, breite, kolossale Lodentourist.
    Die vorm Hotel sitzenden Gäste starrten neugierig hinter ihnen her.
    Herr Storm und Herr Philipp Achtel erhoben sich eilig, legten ein paar Münzen auf den Tisch und steuerten dem Ausgang zu.
    Külz blieb an der Bordkante stehen und deutete auf einige Tauben, die über das Pflaster trippelten. »Das sind Koburger Lerchen«, erklärte

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