Katakomben (Van den Berg) (German Edition)
dafür, dass Yves Grangé in die beiden Morde verstrickt ist. Wir werden ihn auf freien Fuß setzen. Wir müssen ihren Mandanten aber bitten, sich zu unserer Verfügung zu halten.“ „Schön, dass wir uns einig sind – das hätten wir doch schneller haben können. Dann hätte ich mich gar nicht hierher bemühen müssen.“ Der Anwalt setzte ein arrogantes Grinsen auf und verabschiedete sich mit einem angedeuteten Diener. „Einen wunderschönen Tag wünsche ich!“
„Schleimscheißer“, murmelte van den Berg vor sich hin, nachdem Vercauteren sein Büro verlassen hatte. Ein paar Minuten später setzte sich Nicole auf den Stuhl, der noch die Körperwärme des Anwalts ausstrahlte.
„Ich glaube, du hast recht - ich denke, Grangé können wir vergessen. Er hätte sich natürlich leicht nachts aus seinem Zimmer schleichen können. Aber die Fahrt nach Brüssel und zurück und das ohne eigenes Auto?“ „Die beiden Morde brauchten definitiv einige Vorbereitungszeit. Das kann man nicht mal eben von der Küste aus organisieren, zumindest nicht allein“, sagte die Psychologin zweifelnd.
„Nicole!“, holte der Kommissar aus, „Muller“. Sie sah ihm an, dass er nervös war. „Ich weiß jetzt, dass der Typ uns was vorgemacht hat.“ Nicole fixierte van den Berg mit ihren großen braunen Augen. „Es lagen Hanteln auf dem Stuhl!“ „Hanteln?“ „Ja, Hanteln, silbrig glänzende Hanteln, auch wenn ich sie mir nicht bewusst angeschaut habe, glaube ich kaum, dass sie da als Dekoration gelegen haben.“ Nicole dachte nach. „Mir fällt auch kein anderer Grund ein, Hanteln im Wohnzimmer zu haben, außer …“ „Man benutzt sie“, vollendete der Kommissar.
Vier Minuten später saßen die drei Polizisten im Peugeot. Als sie vor dem Haus standen, fiel van den Berg gleich auf, dass die Vorhänge zugezogen waren. „Das sieht nicht aus, als würde da jemand ne Party feiern.“ Sie klingelten – auch nach dem fünften Versuch rührte sich nichts.
Sie schlichen zur Hinterseite des Hauses und stiegen vorsichtig durch die morsche Terrassentüre ein. „Viel Wert auf Sicherheit scheint der nicht zu legen“, flüsterte Deflandre. Als sie das Wohnzimmer betraten, fiel van den Bergs Blick als Erstes auf die Hanteln, die jetzt auf dem Sofa lagen. Die drei tasteten sich durch die Zimmer des Hauses, in dem die Zeit stehen geblieben schien. Deflandre durchsuchte den ersten Stock, die anderen den Rest. „Er ist weg“, raunte van den Berg, dessen Laune sich rapide verschlechterte.
Deflandre besorgte Croissants und Milchkaffee. „Für die Einheit Belgiens, für Flandern und die Wallonie“, frotzelte er sarkastisch, während er Nicole grinsend den Becher anreichte. Sie hingen in einer Sackgasse fest, ihnen blieb nichts anderes mehr übrig, als über die Opfer auf die Spur des Mörders zu kommen
Muller zu finden, konnte dauern. „Wir müssen den Schlüssel bei Bouvier und seiner Frau suchen“, der nicht fassen konnte, dass sie ganz offensichtlich einem begabten Schauspieler aufgesessen waren. „Wir sollten uns das Haus noch einmal gründlicher anschauen“, schlug Nicole vor, während sie den letzten Schluck aus dem Kaffeebecher nahm. Einen Durchsuchungsbeschluss hatten sie schnell besorgt, es gab keinen Grund, Zeit zu verlieren.
Die Metzgerin setzte eine grimmige Miene auf, als die Kommissare mit einem Dutzend Schnüfflern aufkreuzten. Renquin winkte den Kommissar zu den Schafzimmerschränken. „Marc, du stehst doch auf schmierige Geschichten“, lachte die Spürnase und drückte ihm eine Kladde in die Hand. Van den Berg blätterte grinsend durch die speckigen Seiten. Bouvier hatte seine Erfahrungen mit den Frauen des horizontalen Gewerbes bis ins letzte Detail aufgeführt. Die Aufzeichnungen verrieten, dass der Fleischer eine Vorliebe für Blowjobs hatte. In einer Schachtel entdeckten sie ein Dutzend Amateurfotos von Frauen, größtenteils in pornografischen Posen. Die Aufnahmen waren offensichtlich im Rotlichtbezirk hinter dem Gare du Nord gemacht worden. Auf einigen der Fotos waren die zerrissenen Vorhänge und kaputten Rollos zu sehen, wie sie die Zimmer in der Rue de la Prairie hatten. Van den Berg winkte Nicole zu sich. „Ich würde dir dieses Zeug gerne ersparen, aber vielleicht erkennst du eine der beiden.“ Die Psychologin betrachtete die Porno-Bilder mit professioneller Gelassenheit. „Nein, sicher nicht“, sagte sie nüchtern. Die Psychologin verließ das Haus, während Deflandre eilig durch
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