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Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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Polizeisirenen abrupt aus dem Schlaf rissen. Er fuhr mit einem Satz aus
seinem Sitz hoch. Der Bus fuhr auf der A1, gerade hatte er Mechelen passiert.
Als Jorge aus dem Fenster sah, biss er die Zähne zusammen. Drei Streifenwagen
fuhren dicht hintereinander neben dem Bus her. Scheiße, das kann doch nicht
sein, dachte er. Alles ging so rasend schnell, dass Jorge kaum einen klaren
Gedanken fassen konnte. Einer der Polizeiwagen beschleunigte und setzte sich
vor den Bus, bremste. Der Fahrer stieg hart in die Eisen, ein ängstliches
Raunen hallte durch die Kabine. Jorge reagierte und packte eine junge Frau, die
in der Reihe vor ihm saß, zog seine Pistole und drückte sie dem zierlichen Mädchen
an die Schläfe. „Fahr weiter oder ich knalle sie ab!“ Der Fahrer drehte sich
nach hinten, er wusste nicht, was er tun sollte. Im gleichen Moment trat ein
Polizist mit gezogener Waffe an die Vordertür. Jorge richtete seine Pistole jetzt
auf den Fahrer, während er die junge Frau im Würgegriff hielt. „Fahr weiter, du
Arschloch - ich knall dich ab.“ Der Chauffeur gab Gas – die Todesangst stand
ihm ins Gesicht geschrieben. Jorge hätte den Fahrer am liebsten auf der Stelle
getötet, denn er glaubte, dass er ihn verpfiffen hatte. „Fahr schneller, du
Idiot“. Jorge wusste, dass er die Polizisten nicht abschütteln konnte, er war
in einer schlechten Position. Eigentlich wollte er in Antwerpen aussteigen und
weiter nach Brügge fahren. Das ging nun nicht mehr. Was sollte er tun? Sein
einziger Trumpf war die Geisel, die er fest umklammert hielt. Aber wie sollte
er verschwinden? Zuerst mussten die Streifenwagen weg.
    Van den Berg nahm Kontakt zum
Busfahrer auf, das Gespräch ging über die Lautsprecher. Jorge sollte hören, was
er zu sagen hatte. Der Killer ging nach vorne, während er die Geisel vor sich herschob.
„Ziehen sie ihre Leute ab, sonst gibt´s hier ein Blutbad“, schrie Jorge in das
Telefon. „Bleiben sie ruhig. Lassen sie die Geiseln frei. Dann können wir über
alles reden.“ „Versuchen sie keine Tricks. Ich gebe ihnen fünf Minuten, ihre
Leute abzuziehen. Danach werden Menschen sterben, jede Minute einer.“ Van den
Berg hatte schon ein paar Mal mit Geiselnahmen zu tun gehabt, bislang war es
ihm immer gelungen, die Sache ohne Opfer zu beenden. Er ahnte, dass es diesmal
ungleich schwerer werden würde, zu einem guten Ende zu kommen. Sein Gegner war
nicht nur viel cleverer als die anderen, sondern auch weitaus skrupelloser.
„Gut, ich werde die Wagen abziehen“, sagte er besänftigend. Der Korso, der
inzwischen auf ein Dutzend Streifenwagen angewachsen war, stellte die Sirenen
ab, überholte den Bus mit hohem Tempo und brauste davon. Nach einer halben
Minute war der letzte Wagen aus Jorges Blickfeld verschwunden.

 
 
 
 
 
 
 
       7

 
 
 
    Van den Berg zog sich mit Deflandre und
Nicole in sein Büro zurück. Sie überlegten, was Jorge vorhaben könnte. „Er wird
versuchen, ein Fluchtfahrzeug zu kriegen und mindestens eine Geisel
mitzunehmen“, meinte der Kommissar nachdenklich. „Vielleicht will er auch einen
Hubschrauber“, erwiderte Deflandre.
    „Fahr nach 500 Metern raus“, wies
Jorge den Fahrer an. Der Parkplatz war klein und lag dicht an der Fahrbahn. Von
hier aus konnte Jorge die Straße sehr gut einsehen und erkennen, wenn sich
etwas Verdächtiges näherte. Jorge wandte sich an van den Berg. „Ich will ein
Fluchtfahrzeug, einen BMW, vollgetankt, technisch einwandfrei und ohne
Peilsender oder so einen Scheiß“ „Sag ich doch!“ schmunzelte van den Berg. „Sie
kriegen das Auto, versprochen! Vorher lassen sie aber alle Geiseln frei!“ „Wenn
meine Bedingungen erfüllt werden, lasse ich alle gehen, bis auf eine!“ Zähneknirschend
gab van den Berg sein Okay. In dem Bus waren zwanzig Leute, in erster Linie
Touristen. Erst einmal musste er die Geiseln freikriegen. Danach würde er
weitersehen. Jorge forderte, dass ein Polizist ihm den Wagen allein brachte –
er gab ihnen eine Stunde Zeit. Es dauerte exakt eine Dreiviertelstunde, bis ein
3er BMW den Parkplatz ansteuerte. Jorge stand im Windschatten des Busses, die
Geisel hielt er eng umklammert. „Steig aus und lass den Motor laufen! Und nimm
deine Pfoten hoch!“ Der Polizist verließ den Wagen, die Hände über dem Kopf
verschränkt. „Geh zum Ende des Parkplatzes und lauf die Böschung hoch, bis ich
deine Visage nicht mehr sehen kann“, befahl Jorge. Als der Polizist etwa hundert
Meter weg war, stieg Jorge

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