Katakomben (van den Berg)
zu bringen. Für das zweite Problem nutzte er seine alten Kontakte aus
der Fremdenlegion. Vladimir Ruslan war mit ihm in die Söldnerarmee gekommen, um
unterzutauchen. In Moskau war er der Kopf einer Fälscherbande gewesen, die im
großen Stil Pässe und andere Dokumente nachmachte. Im letzten Moment war er seiner
Verhaftung entgangen und nach Südfrankreich geflohen. Nach seinem Ausscheiden
aus der Legion zog Ruslan nach St. Petersburg, um erneut das zu tun, was er am
besten konnte. So war es für Hugo ein Leichtes, an Papiere für die Mädchen zu
kommen. Hugo fand es zu riskant, sie mit dem Flugzeug nach Belgien zu nehmen, auch
wenn die Pässe gut gemacht waren. Er wählte das Auto, die Strecke über
Weißrussland und Polen. Die Grenze nach Weißrussland war nicht sonderlich schwer
zu passieren, schwieriger war es, unbehelligt nach Polen zu kommen. Hugo kannte
einen abgelegenen Grenzposten, an dem die Kontrollen in der Regel ziemlich lax
waren.
Junge
Mädchen um den Finger zu wickeln, zählte zu Hugos großen Stärken. Seine Masche,
sich als Chef einer großen Pariser Modellagentur auszugeben und eine große
Karriere auf den Laufstegen der Mode-Metropolen in Aussicht zu stellen, war
nicht sonderlich originell, aber ungeheuer effektiv. Den Mann von Welt spielte
er perfekt, vielleicht, weil er davon überzeugt war, einer zu sein. Entweder
sprach er die Mädchen direkt auf der Straße an oder er besuchte einen jener
einschlägigen Klubs der Stadt, die dafür bekannt waren, dass dort sehr junge
Girls und wesentlich ältere Männer verkehrten. Jorge Ramos war immer an Hugos
Seite, aber in der Regel hielt sich das spanische Muskelpaket dezent im
Hintergrund. Seine Anwesenheit diente ausschließlich Hugos Schutz. Er musste
damit rechnen, ins Visier von organisierten Zuhälterbanden zu geraten und für
den Fall, dass er in Bedrängnis geriet, war Jorges Anwesenheit äußerst
hilfreich.
Sein
erstes Opfer hieß Ekatherina. Er hatte keine Lust, unnötig Zeit mit sinnlosen
Gesprächen zu vergeuden, also zielte eine seiner ersten Fragen immer auf das
Alter. Die 15-jährige passte perfekt ins Beuteschema. Hugo freute sich
diebisch, dass er gleich bei seiner ersten Kontaktaufnahme ins Schwarze
getroffen hatte. Der Jäger ließ Hugo bei der Auswahl der Mädchen fast freie
Hand. Die Haarfarbe spielte ebenso wenig eine Rolle wie der Teint. Sie durften
mager sein oder sportlich durchtrainiert, nur für zu viele Pfunde hatte der
Jäger nicht viel übrig. Ekatherina war von schlanker Statur und mit 1,75 Metern
groß gewachsen. Ihre langen dunkelbraunen Haare fielen über ein schwarzes eng
geschnittenes T-Shirt, das mit einem goldenen Gucci-Zeichen bedruckt war. Hugo
lud das Mädchen in eines der teuersten Restaurants der Stadt ein, machte ihr
Komplimente und fragte sie beiläufig nach ihren Familienverhältnissen aus. Es
stellte sich heraus, dass sie aus einer Vorstadt von St. Petersburg war, die
Schule geschmissen hatte und seit ein paar Wochen bei einer Bekannten wohnte.
Hugo spürte, dass er das ideale Opfer gefunden hatte. Es war nicht nötig,
Gewalt anzuwenden, wie er es bei Catherine oder Dorothee tun musste. Es war ein
Kinderspiel.
Nadja
und Olja tanzten ekstatisch, als Hugo sie entdeckte. Die Mädchen standen
offensichtlich unter Drogen und reagierten kaum, als er sie ansprach und ihnen
auf Russisch etwas ins Ohr flüsterte. Er geduldete sich, bis sie sich von der
Tanzfläche herunterbewegten. „Was möchtet ihr trinken?“, fragte er mit
unwiderstehlichem Charme. Die Mädchen hatten keinerlei Hemmungen, die Einladung
des Unbekannten anzunehmen und bestellten einen Tequila Sunrise nach dem
anderen. Sie ahnten nicht, welchen hohen Preis sie später dafür zahlen würden.
Hugo und Jorge schleppten die angetrunkenen Mädchen ins Grand Hotel, wo er
letzte Überzeugungsarbeit leistete. Nadja und Olja waren Schulfreundinnen,
denen ebenso wenig wie Ekatherina der Sinn nach Lernen stand. Die beiden
wirkten sportlich und dabei ausgesprochen hübsch. Hugo merkte schnell, dass sie
der Luxus des Hotels mächtig beeindruckte, niemals zuvor hatten sie solch einen
Tempel zu Gesicht bekommen. Die Versprechungen, die Hugo ihnen machte, wirkten
auf die naiven Mädchen so überzeugend, dass er leichtes Spiel hatte. Er malte
ihnen Bilder von noblen Wohnungen, schicken Sportwagen mit Chauffeur und einem
grenzenlosen Konsumrausch. Sie glaubten ihm und konnten es kaum erwarten, ins
Paradies zu kommen. Die Reisedokumente besorgte Hugo innerhalb
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