Katakomben (van den Berg)
zeitnah Bescheid zu geben.
Van
den Berg und Nicole machten sich auf den Weg zurück ins Präsidium. „Ich glaube,
wir werden verfolgt“, sagte der Kommissar, als er in den Rückspiegel blickte.
Ein grauer Ford fuhr in gemäßigtem Abstand hinter ihnen her. Nicole schwieg.
„Der Wagen war schon hinter uns, als wir zum See gefahren sind.“ Der Kommissar
zog das Tempo deutlich an, bis sich der Abstand zum Verfolger deutlich
vergrößert hatte. Dann fuhr er rechts ab und hielt am Straßenrand. Van den Berg
zog seine Waffe und entsicherte sie. Sie warteten zwei Minuten, aber nichts tat
sich – kein grauer Ford weit und breit. „Ich sehe mal nach“, flüsterte der
Kommissar, stieg aus dem Wagen und lief bis zur Straßenecke. Seine Waffe hielt
er unter der Lederjacke versteckt. Der vermeintliche Verfolger blieb
unsichtbar. „Er muss entweder früher abgebogen sein oder er ist umgedreht“,
folgerte der Kommissar. „Vielleicht hast du die letzten Nächte einfach zu wenig
geschlafen. Warum sollte uns jemand verfolgen?“ „Vielleicht hast du recht. Aber
ich könnte schwören, dass ich den Wagen vorher schon einmal gesehen habe.“
Nicole sagte nichts. Der Kommissar wusste, dass es nichts brachte, sich mit dem
Verfolger zu beschäftigen, zumal sie nicht einmal die Nummer des Fahrzeuges
hatten.
„Hast
du zwei Euro klein?“, fragte van den Berg, als sie an der Börse vorbeikamen?“
„Klar!“ Der Kommissar hielt bei einem Belgaufra-Stand und kam mit einer
Lütticher Waffel zurück in den Wagen. „Möchtest du nicht mal versuchen?“,
fragte er, wohl wissend, dass er sie nur selten überzeugen konnte. „Ich stehe
nicht so auf das klebrige Zeug.“ Van den Berg aß die Waffeln meist ohne
irgendwelche Extras. Nur so konnte er den karamellisierten Hagelzucker
unverfälscht herausschmecken.
„Bist
du weitergekommen, Eric?“, sagte van den Berg zur Begrüßung. „Nein, eigentlich
gibt es nichts Brauchbares. Ich schätze, wir müssen uns wieder auf die Magie
unserer wallonischen Hellseherin verlassen“, frotzelte er. Van den Berg zog
genervt die Mundwinkel nach oben, während Nicole über die Bemerkung schmunzelte.
Das Telefon schellte. Es war die Fotografin, die stundenlang ihr gesamtes Archiv
auf den Kopf gestellt hatte. „Ich habe in den letzten drei Monaten zwölf Mal am
See gearbeitet – die Bank, von der sie gesprochen haben, ist einige Male im Bild.“
„Können sie uns verraten, ob Personen zu erkennen sind?“, fragte der Kommissar
ungeduldig. „Ja, es sind auch Leute drauf – sie müssen die Bilder nur
entsprechend vergrößern.“ „Wann können wir die Fotos haben?“ „Wenn sie möchten,
maile ich sie ihnen. Es wird nur eine Weile dauern - sie haben eine hohe
Auflösung.“
Es
war Abend geworden – der Jäger war in absoluter Hochstimmung, als er im Salon
eine Flasche Dom Pérignon öffnete. Er hatte sich zur Feier des Tages ein
himmelblaues Hemd und eine feine dunkelgraue Anzughose angezogen. Unter ihm in
den Katakomben liefen die letzten Vorbereitungen für Dimitris erste Bewährungsprobe.
Hugo ging mit dem ukrainischen Killer noch einmal die Route durch, die er
fahren musste. Sie besprachen Alternativstrecken, die er nehmen sollte, wenn
etwas Unvorhergesehenes eintrat. Hugo zeichnete Dimitri exakt auf, wann er
welchem Mädchen die tödliche Spritze setzten musste.
Es
war genau zwanzig Uhr, als van den Berg eine Reihe von E-Mails mit größeren
Datenmengen empfing. Die Fotografin hatte die vielen Fotos auf mehrere E-Mails
verteilen müssen. Der Kommissar, Nicole und Eric Deflandre saßen da wie
neugierige Schuljungen, die gerade eine Tüte mit Sammelbildern aufrissen und
gespannt waren, was drin war. Die Fotos zeigten Bilder von Paaren, von
herausgeputzten Kindern und von Babys, die lachend auf bunten Decken im Gras
lagen. Im Hintergrund war immer die Bank zu sehen, auf der sich Jorge mit jenem
Mann getroffen hatte, in dem sie den geheimnisvollen Paul vermuteten. Wie
abgesprochen, hatte die Fotografin nur die Bilder geschickt, die eine mit
Leuten besetzte Bank zeigte. Systematisch gingen die Polizisten alle Fotos
durch. Jedes Mal mussten sie auf den gesuchten Ausschnitt scrollen und dann die
Zoom-Funktion des Rechners betätigen. Auf den ersten Bildern waren zwei Frauen
zu sehen, die der Kommissar auf mindestens siebzig schätzte. Dann kam eine
ganze Serie, die eine Mutter zeigte, die mit ihrem Kind lustige Grimassen zog.
Es folgten Hunderte Bilder, die nichts Aufschlussreiches boten. Bei
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