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Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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vierundzwanzig Stunden; er zahlte fünftausend Euro für jeden Pass, was günstig
war, denn normalerweise kassierte Ruslan glatt das Doppelte. Als sie an der
Grenze zu Weißrussland ankamen, verspürte Hugo ein leichtes nervöses Kribbeln
in der Magengegend. Es fing gerade an zu schneien, als sie den Grenzposten
passierten. Er wunderte sich, dass der Zöllner sie keines Blickes würdigte, sie
schienen ihm ziemlich egal zu sein. Aber als sie auf polnischem Boden kamen,
wurden sie angehalten. Ein Beamter mit einem bemerkenswert dichten
Oberlippenbart nahm mit einer wichtigen Handbewegung die Pässe entgegen. Beim Durchblättern
setzte der Beamte eine finstere Miene auf. „Wohin wollen sie?“ „Nach
Deutschland, Düsseldorf.“ Der Zöllner warf einen Blick auf die Rückbank, dann
verschwand er mürrisch im Zollhäuschen. Hugo war auf alles vorbereitet. Der
Uniformierte kam mit schnellem Schritt auf den Wagen zu, seine Miene verriet
nichts Gutes. „Gute Fahrt“, zischte er, während er Hugo die Papiere zurückgab. Es
hatte sich als klug erwiesen, den Mädchen belgische Papiere ausstellen zu
lassen.
    Direkt
in die Katakomben zu fahren, schien Hugo zu riskant. Er konnte nicht
ausschließen, dass ihnen jemand folgte, auch wenn es ihm unwahrscheinlich
schien. Für die erste Nacht quartierte Hugo die Mädchen in einer Waldhütte ein,
die an Komfort kaum etwas zu wünschen übrig ließ. Erst am nächsten Tag brachte
er sie in die Katakomben, wo sie die nächsten fünf Jahre bleiben sollten.
    Van
den Berg und Nicole fuhren noch einmal zu dem kleinen See am Café Belga. Wenn
Jorge sich mit dem Unbekannten, der wahrscheinlich dieser Paul war, regelmäßig
getroffen hatte, dann musste es Zeugen dafür geben. Die Kollegen der
Sonderkommission waren nicht weitergekommen, jetzt wollte es der Kommissar selber
auf einen letzten Versuch ankommen lassen.
    Als
sie an dem Tümpel ankamen, schien die Sonne zum ersten Mal seit Tagen. Sie überlegten
erst mal, wo sie anfangen sollten. Im Café Belga und in den Geschäften der
Gegend hatten sie Fotos von Jorge Ramos verteilen lassen, was keinerlei
brauchbare Hinweise brachte. Van den Berg und Nicole beschlossen, eine Runde um
den See zu drehen, dabei behielten sie jene Bank im Auge, auf der der Spanier
die letzten Minuten seines Lebens verbracht hatte. Plötzlich bemerkten sie eine
Frau um die vierzig, die hinter einem Stativ stand und Fotos machte. Die beiden
Polizisten beobachteten, wie ein junges Paar abgelichtet wurde.
    Mit
unbändiger Lust sah der Jäger dabei zu, wie die jungen Mädchen in den braunen
Lieferwagen verfrachtet wurden, der den Schriftzug des Paketdienstes UPS trug.
Das Fahrzeug war mit einem doppelten Boden ausgerüstet. Wenn Dimitri
kontrolliert würde, musste er einen flüchtigen Blick in das Innere des Wagens
nicht fürchten, denn außer Paketen war im Laderaum nichts zu sehen. Der Killer
spritzte den Mädchen ein Beruhigungsmittel. Hugo freute sich, dass sich Dimitri
überaus geschickt anstellte. Später konnte er den Mädchen problemlos die
tödlichen Spritzen setzen.

 
    „Ich
denke, das war´s“, rief die Frau, die in einem knalligen orangefarbenen
Hosenanzug steckte. Das Paar verabschiedete sich überschwänglich.
„Verlobungsfotos“, meinte die Fotografin lächelnd, als sie die beiden neugierig
dreinschauenden Polizisten erblickte. „Knipsen sie öfters Fotos hier?“, fragte
der Kommissar, während er der Frau seine Dienstmarke vor die Nase hielt. „Ja,
sicher. Ich habe ein Fotostudio in Ixelles. Der See ist ein beliebtes Motiv für
Familienaufnahmen. Warum fragen sie?“ „Wir sind auf der Suche nach einem
Tatverdächtigen“, erwiderte van den Berg vage. „Ach, diese scheußliche
Messerstecherei hier meinen sie …“ Der Kommissar nickte. „Den Mord habe ich
nicht fotografiert, wenn sie das meinen ...“ „Wir gehen davon aus, dass sie sich
schon bei uns gemeldet hätten.“ „Hätte ich sicher gut verkaufen können“, meinte
die Frau keck. „Uns interessiert, ob sie die Bank am Café Belga in den letzten
Wochen fotografiert haben“, sagte van den Berg und zeigte mit dem Finger in
Richtung des Cafés. „Es kann doch sein, dass sie die hin und wieder drauf haben
…“ Die Fotografin überlegte. „Ist eine Belohnung ausgesetzt für den, der den
Mörder findet?“ „Da können wir sicher was machen“, antwortete van den Berg
charmant. Die Frau versprach, bis zum Abend die Aufnahmen der letzten Wochen
durchzukämmen und den Polizisten

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