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Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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die Verbindungen im Navigationssystem gespeichert. Hugo
wusste, dass der Killer über ein fotografisches Gedächtnis und einen glänzenden
Orientierungssinn verfügte. Dimitri würde der Aufgabe zweifellos gewachsen
sein.
    Es
war mehr als Respekt, was Hugo für den Jäger empfand, er verehrte ihn wie einen
Gott. Der Jäger war einzigartig, aber zur Perfektion gelangte er nur mit seiner
Hilfe. Es war offensichtlich, dass sein Charisma nicht an das des Jägers
heranreichte. Er liebte es, diesem Mann zu dienen, der ihn, wenn auch nach
seinen Regeln, an seinem großen Spiel teilhaben ließ. Hugo war bewusst, dass
sie von verschiedenen Mächten getrieben waren. Ihn interessierten keine jungen
Mädchen, ihm war es egal, was für Menschen in seiner Umgebung waren. Seine
Triebfeder war die Unterdrückung, die Erniedrigung, die Qual. Aber er machte
die Spielregeln nicht. Das war allein die Sache des Jägers. Sein Part war es,
die Phantasien seines Partners mit Leben zu erfüllen, den Traum real werden zu
lassen. Niemand konnte besser organisieren als er. Sie hatten lange getüftelt,
wie sie die fertiggestellten Katakomben mit Leben füllen konnten. In dieser
Zeit war dem Jäger klar geworden, was für ein Genie er an seiner Seite hatte.
Anfangs hatte der Jäger Hugo für etwas anderes vorgesehen: Er sollte die
Mädchen besorgen und sie beseitigen, wenn sie ihren Zweck erfüllt hatten. Dem
Jäger wurde klar, dass Hugo als bloßer Handlanger verschenkt war. So wurde er
zu seinem zweiten Ich, das vieles von dem, was das Gehirn des Jägers
ausbrütete, schon im Voraus erahnte. Der Jäger und Hugo harmonierten perfekt,
weil Hugo die Wünsche seines Vorgesetzten loyal umsetzte. Die beiden waren eng
verbunden, durch ihre fehlende Moral und durch ihre Bereitschaft zu äußerster Gewalt,
wobei Hugos Hemmschwelle deutlich niedriger lag. Äußerlich hätten sie
unterschiedlicher kaum sein können. Hugo hatte die Ausstrahlung eines eleganten
Geschäftsmannes, der mit seinem Charme und seiner Redegewandtheit glänzte. Der
Jäger hingegen war mit seiner breiten Statur, seinen stechenden blauen Augen
und seinem dichten grauen Haar eine Erscheinung, die Respekt einflößend war. Der
Jäger sprach französisch wie flämisch gleichermaßen perfekt. Auch wenn Hugo dem
deutlich älteren Mann in praktischen Dingen voraus war, gab es doch nie Zweifel
daran, wer von den beiden das Sagen hatte. Der Jäger war nicht nur die stärkere
Persönlichkeit, er verfügte auch über bedeutend mehr Geld.
    Der
Plan war, alle Mädchen in Belgien zu beschaffen. Aber nachdem Jorge die ersten
drei Opfer in die Katakomben verschleppt hatte, kamen dem Jäger Zweifel. Er überlegte,
was passierte, wenn er immer mehr Mädchen entführen ließe. Der Jäger malte sich
aus, dass das ganze Land kopfstünde und sie nicht Ruhe gäben, ehe sie ihn
fänden. Ihn überkam das Gefühl, dass die Sache zu heiß wurde und er dachte
immer häufiger darüber nach, ob die Bullen schon dabei waren, ihm auf die
Schliche zu kommen. Wenn zwanzig Mädchen innerhalb weniger Wochen verschwänden,
hätte es in Belgien kein anderes Thema mehr gegeben. Eine Suchaktion
unvergleichlichen Ausmaßes wäre die Folge gewesen – die Polizei hätte jeden
Zipfel des Landes durchforstet und irgendwann hätten sie sein Anwesen gefunden.
Nein, es war klüger, den Plan zu ändern und die Suche nach geeigneten Opfern
auf Europa auszudehnen. Es gab Regionen, in denen es nicht besonders auffiel,
wenn Mädchen verschwanden – man würde nicht so leicht die Fährte nach Belgien
verfolgen können. Der Jäger fällte die Entscheidung, die Mädchen nur noch in
Osteuropa aufzuspüren. Hugo war bereit gewesen, in Belgien weiter zu suchen,
aber er konnte die Argumente des Jägers nachvollziehen. Hugo hatte kein
ausgeprägtes Sicherheitsdenken, für ihn gab es immer eine Lösung.
    Hugo
studierte die Autobahnkarte und markierte mit einem Fineliner die Route. Er
blickte dem Riesen, der neben ihm saß, wortlos in die Augen. Er fragte sich,
wie ihre erste gemeinsame Reise verlaufen würde. Dass der Spanier nicht viel
redete, das wusste er. Nach fünfzehn Stunden waren sie am Ziel. Es war nicht
schwierig, auf der Straße an die Mädchen heranzukommen. Die meisten ließen sich
von Hugos eleganter Erscheinung blenden und sahen in ihm einen Mann mit Geld. Hugo
musste zwei Aufgaben lösen: Den Mädchen schmackhaft machen, freiwillig mit in
den Westen zu kommen und er musste einen Weg finden, die Minderjährigen außer
Landes

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