Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
Vom Netzwerk:
an. Dimitri lenkte
den großen Wagen über den Brüsseler Ring, er nahm die Ausfahrt Laeken. In der
Nähe der Universitätsklinik steuerte der Killer das Fahrzeug auf einen halbleeren
Parkplatz. Routiniert zog er die erste der drei Spritzen aus der Tasche. Die
Mädchen lagen noch immer unter den Paketen im Ladebereich, die Wirkung der
Drogen hatte inzwischen nachgelassen. Die drei wimmerten, aber wegen der eng
sitzenden Fesseln waren sie kaum in der Lage, sich zu bewegen. Dimitri kroch
nach hinten und zog die großgewachsene Ekatherina mit einem Ruck zu sich hin.
Das Mädchen war kreidebleich, sie zitterte am ganzen Körper, ihre braunen Augen
blickten angsterfüllt. Der Killer drückte aus der Spritze ein wenig des
tödlichen Giftes heraus. Dann stach er dem Mädchen die Nadel zielsicher in die
Vene und leerte die Spritze bis zum Anschlag. Dimitri versteckte das Mädchen
wieder unter den Kisten und setzte seine Fahrt fort, er gab Gas. Die
verzweifelten Schreie der Mädchen nervten ihn, sie ließen sich am leichtesten
ignorieren, wenn er das Autoradio aufdrehte. Er verließ die Avenue d´Exposition
und nahm Kurs auf die Église Protestante de Laeken, die nur noch ein paar Hundert
Meter entfernt war. Es war exakt 1:30 Uhr, als er am Hauptportal der schlichten
Kirche ankam. Er eilte aus dem Wagen und öffnete die hintere Tür. Weit und
breit war keine Menschenseele zu sehen. Als Erstes griff er nach Nadja und
rammte ihr die todbringende Spritze in die Vene, sie war die nächste auf der
Liste. Er sah, dass Ekatherina Schaum vor dem Mund hatte. Sie war kaum mehr in
der Lage sich zu bewegen – sie röchelte, das Atmen fiel ihr bereits schwer.
Dimitri empfand weder Mitleid mit seinen Opfern, noch ergötzte er sich an ihrem
Leiden – sie waren ihm einfach egal. Dimitri schleifte Ekatherina zum Portal.
Er glaubte, etwas gehört, zu haben und drehte sich suchend um. Aber da war
nichts, sicher war es das Rauschen des Windes gewesen. Als er das Mädchen ein
letztes Mal musterte, war er sicher, dass sie sich nicht mehr rührte. Mit einem
Kavalierstart setzte er den schweren Lieferwagen in Bewegung. In einer
Viertelstunde musste er am nächsten Ort sein. Plötzlich wurde der Killer
nervös. Wie aus dem Nichts tauchte eine Polizeistreife vor ihm auf. Es kam
nicht oft vor, dass Dimitri die Ruhe verlor, in der Legion war er dem Tod ein
paar Mal von der Schippe gesprungen. Dennoch spürte er eine Unsicherheit. Er
war auf alles vorbereitet. Der Ukrainer war nicht nur wie ein Postbote
gekleidet, er trug auch einen Ausweis des Paketdienstes bei sich. Für den Fall,
dass die Polizisten auf die Idee kamen, den Wagen gründlich zu durchsuchen,
würde er sie abknallen, ganz sicher. Der Killer drosselte das Tempo, um im
nächsten Moment rechts ran fahren zu können. In diesem Moment beschleunigte der
Streifenwagen und setzte sich vor einen kleinen VW, in dem sechs junge Männer
saßen und laut Musik hörten. Dimitri atmete tief durch, bog rechts ab und
verschwand aus dem Blickfeld der Polizisten, die ihn anscheinend gar nicht im
Visier hatten. Er beschleunigte, denn er musste trotz des Umweges in zehn
Minuten am nächsten Ziel sein. Die Schreie aus dem Gepäckraum wurden immer
lauter und verzweifelter, sie schienen gegen die laute Musik anzukämpfen. Er
war sich nicht sicher, ob sie von Nadja kamen, deren Körper sich einen
ausweglosen Kampf mit dem Pflanzengift lieferte oder von Olja, die als letzte
an der Reihe war. Er drehte sich kurz um, aber er sah nur die Pakete, die
meterhoch gestapelt waren und die Mädchen verdeckten. Dimitri drückte aufs
Tempo. Er hielt auf den Place du Petit Sablon zu. Der Killer musste jetzt
besonders vorsichtig sein. In dem vornehmen Antiquitätenviertel waren nachts regelmäßig
Polizeistreifen unterwegs. Es musste ganz schnell gehen. Er fuhr dicht an die Église
Notre-Dame du Sablon heran und inspizierte gründlich die Umgebung. Weit und
breit waren keine Menschen zu sehen. Kraftvoll riss er die Hintertür des Wagens
auf und schleuderte Nadja brutal vor die Pforte. Er beugte sich kurz zu dem
Mädchen hinunter und stellte fest, dass sie nicht mehr atmete. Er verzog
angewidert das Gesicht, als er die von Todesangst verzerrte Mimik der jungen
Frau betrachtete. Der Ukrainer sprang in sein Gefährt und raste davon. Seine
Uhr zeigte zehn Minuten vor zwei, er war fünf Minuten hinter der Zeit.

 
    Van
den Berg fuhr in seinem Bett hoch, er hatte nur mit einiger Mühe einschlafen
können. Jetzt klingelte sein

Weitere Kostenlose Bücher