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Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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der
sich kaum beruhigen konnte. „Jorge Ramos hat die ersten drei Mädchen getötet -
okay“, sagte der Kommissar. „Ich frage mich, ob sich Hugo jetzt selbst Hand die
Hände schmutzig macht.“ „Glaube ich nicht“, antwortete Nicole schnell. „Er ist
nicht der Typ, der sich mit so was abgibt. Du hast den Mann gesehen auf dem Foto.
Ist das einer, der Mädchen durch die Gegend schleppt und vor Kirchen schmeißt?“
„Auch Bouvier ist auf dem Foto, er ist allemal in der Lage dazu“, sagte van den
Berg, dem der Schweiß auf der Stirn stand. Nicole blickte dem Kommissar ernst
in die Augen. Sie hatte van den Berg noch nie so fertig gesehen. Ihr fiel auf,
dass seine Haut fahl war, dass sich unter seinen Augen tiefe Ringe gebildet
hatten, dass seine Bewegungen seltsam unbeholfen waren. „Ich frage mich:
Passiert heute Nacht noch etwas?“ Van den Berg schwieg, er dachte einen
Augenblick daran, welcher Druck auf ihn zukommen würde, wenn die zwei frischen
Morde erst durch die Medien geisterten. Vielleicht werden sie mir den Fall
abnehmen, dachte er. Wenn sie nicht endlich weiterkamen, dann würde es wohl
soweit kommen. „Wenn er heute noch mal zuschlägt, dann kriegen wir ihn“, sagte
van den Berg leise, er versuchte, entschlossen zu klingen. „Wir müssen jetzt
nach Anderlecht, zu Pascal Bouvier“, rief der Kommissar.
    Dimitri
ärgerte sich noch immer darüber, dass er Olja die tödliche Injektion zu spät
gesetzt hatte und überlegte, was für Konsequenzen der zeitliche Verzug haben
könnte. Dass sie ein paar Minuten später sterben würde, war egal, aber
vielleicht war sie noch stark genug, sich bemerkbar zu machen und nach Hilfe zu
schreien. Dieses Risiko musste er in Kauf nehmen. Zu warten und sie später zur
Kirche zu bringen, kam nicht infrage. Hugo hatte ihm befohlen, den Zeitplan
unbedingt einzuhalten. Dimitri raste mit dem braunen UPS-Wagen durch Ixelles.
Er lag jetzt fast im Zeitplan, es war fünf Minuten vor zwei, in ein paar
Minuten war er in Etterbeek. Dimitri stellte das Radio leiser, er hörte Oljas
Schreie jetzt deutlich, aber sie prallten an ihm ab. Dennoch beschlich den
Killer ein ungutes Gefühl. Dass etwas nicht planmäßig gelaufen war, ging ihm
gewaltig gegen den Strich. Er versuchte, sich zu beruhigen, in ein paar Minuten
wäre alles vorbei. Dann war sein erster Auftrag erfüllt und Hugo bekam die
dritte SMS. Seine Nachlässigkeit würde niemandem auffallen. Dimitri sah die Église
Saint Antoine vor sich liegen, er überlegte kurz, auf welcher Seite das
Hauptportal lag. Er hatte sich gut auf die Besonderheiten der drei Kirchen
vorbereitet, jetzt aber war er unsicher. Dimitri fuhr einmal um den Platz
herum, dann war ihm klar, wo er Olja ablegen musste. Im Gegensatz zu den beiden
anderen war die Russin noch nicht zu schwach, um sich gegen den herannahenden
Tod zu wehren. Dimitri musste viel Kraft aufwenden, um das kräftige,
durchtrainierte Mädchen aus dem Wagen zu zerren. „Komm schon raus du
Miststück“, schrie der Killer. Er verpasste dem Mädchen zwei Hiebe in den
Magen, dann schubste er sie auf den Steinboden. Dimitri warf Olja einen prüfenden
Blick zu. Sie war mit dem Kopf aufgeschlagen und blutete stark. Er überlegte,
ob sie noch in der Lage war zu schreien. Der Killer zog ein paar
Papiertaschentücher aus seiner Jackentasche und stopfte sie dem Mädchen hastig
in den Mund. In diesem Moment hatte der Killer seine Mission erledigt, die
Rückfahrt konnte keine Probleme mehr bereiten. Olja schaffte es noch immer,
klar zu denken. Das Mädchen griff sich an den Schädel, dann ließ es die Hand in
die Blutlache gleiten. Mit dem Zeigefinger schrieb sie etwas auf den Stein: весь . Dann kam alles ganz anders, als es der
Killer geplant hatte. Dimitri hörte einen Knall und spürte einen stechenden
Schmerz, er schrie auf. Er kannte dieses Gefühl. Eine Kugel hatte ihm am
rechten Oberarm getroffen. Instinktiv warf sich der Mörder auf die Erde. Der
Schuss musste von der anderen Seite der Kirche gekommen sein. Dimitri schossen
tausend Gedanken durch den Kopf. Er war unbewaffnet, er musste es die wenigen
Meter bis zum Wagen schaffen, da war seine Pistole, mit der er den Schützen
abwehren konnte. Seine Schulter schmerzte höllisch. Er robbte sich an den
Paketwagen heran, ohne sich dabei umzudrehen. Er bemerkte nicht, dass sein
Gegner ihm immer näher kam. Der Killer erreichte den Wagen. Er richtete sich
auf, um die Tür zu öffnen. Im selben Moment spürte er, dass alles vorbei war

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