Katakomben (van den Berg)
nicht viel passiert. Wenn wir unsere
Strategie ändern, dann werden sie mit dem Foto nicht viel anfangen können. Ich
werde mein Aussehen verändern und mich nur noch in der Öffentlichkeit zeigen,
wenn es absolut nötig ist.“ Hugo sah dem Jäger an, dass er etwas Bedeutendes zu
sagen hatte. “Paul, die Zeit ist gekommen, dieses Kapitel nun zu schließen. Ich
möchte, dass du das große Finale vorbreitest – ich bin sicher, es wird
unvergleichlich sein.“ Hugo nickte, dann lächelte er. Ihm war klar, was der
Jäger von ihm wollte. „Ich muss noch einmal in die Wohnung - mein Notebook
holen. Es wäre nicht gut, wenn es in falsche Hände käme.“ „Du solltest dich
beeilen“, erwiderte der Jäger scharf.
Im
Kommissariat liefen die Telefone heiß. Die Ermittlungserfolge der
Sonderkommission hielten sich in Grenzen, jetzt hingen die Beamten pausenlos am
Telefonhörer und überprüften die Angaben der Anrufer zum Fahndungsfoto. Es dauerte
nur eine halbe Stunde, bis sich eine heiße Spur herauskristallisierte. Zwei
Anrufer gaben an, dass Hugo in Woluwe-Saint-Lambert wohnte, einem Viertel, das
im Osten Brüssels gelegen war. Van den Berg wäre am liebsten alleine mit
Deflandre losgefahren, aber Vermeulen hätte ihn für größenwahnsinnig erklärt.
Dem Kommissar blieb nichts anders übrig, als eine Mannschaft mit fünfzig
Spezialkräften zusammenzutrommeln. Er wies das Sondereinsatzkommando an, sich
im Hintergrund zu halten und nur dann einzugreifen, wenn er ein Zeichen gab.
Van den Berg rechnete nicht damit, dass er die Infanterie wirklich brauchte.
Sie
fuhren am Parc de Roodebeek vorbei, an dessen Ende das Haus lag. Die Avenue du
Capricorne war eine ruhige Straße mit großzügigen Villen, ihr Ziel war das
erste Haus, das beinahe an der Spitze des Parks gelegen war. Van den Berg stieg
aus und gab den Kollegen, die in gebührendem Abstand hielten, das Zeichen in
ihren Wagen zu bleiben. Der Kommissar und Deflandre näherten sich dem
stattlichen Anwesen so unauffällig wie möglich. Nirgendwo brannte mehr Licht,
was nicht ungewöhnlich war – es war bereits nach Mitternacht. Van den Berg
setzte seinen Daumen behutsam auf die Messingklingel, Deflandre kauerte
seitlich hinter ihm und entsicherte seine Waffe. Nichts rührte sich, auch als
der Kommissar ein zweites Mal schellte. Van den Berg fürchtete, dass die
Uniformierten ungeduldig wurden, er gab ihnen noch einmal das Signal, ja nichts
zu unternehmen. Sie schlichen in den großen Garten. Die Jalousien an der Rückseite
des Hauses waren nicht ganz heruntergelassen. „Ich bin gespannt, ob es eine
Alarmanlage gibt“, flüsterte van den Berg, während er Deflandre angriffslustig
angrinste. Die beiden Polizisten konnten durch die Fenster in den Wohnraum und
die Küche sehen, aber sie kamen nicht hinein. „Ich bin mir ziemlich sicher,
dass die Bude leer ist“, sagte der Kommissar zu Deflandre, der zustimmend
nickte. „Den Rest können eigentlich die Kollegen übernehmen.“ Van den Berg lief
zur Truppe, die ungeduldig wartete. Die Elite-Polizisten waren allesamt mit
Sturmhauben und Maschinenpistolen ausgestattet. Katzengleich schlichen sie in
den Garten. Mit einem lauten Schlag durchbrachen die Männer die Scheiben und
drangen in Sekundenschnelle in die Villa ein. Im Nu verteilten sich die
Polizisten im Haus und suchten nach dem Verdächtigen. Das Gebäude war dermaßen
übersichtlich, dass die Suche schnell beendet war. Van den Berg kletterte in
den fensterlosen Raum und betrachtete das Wohnzimmer – ihn beschlich das
Gefühl, dass vor Kurzem noch jemand hier gewesen war. Er legte seine Hand auf
den Fernseher und fühlte, dass er warm war. Der Kommissar rannte nach draußen
und erkannte am Ende der Straße die Rücklichter eines schwarzen BMW, der am
Park um die Ecke bog. Er packte Deflandre und nahm die Verfolgung auf. Als sie
am Ende der Avenue ankamen, blickten sie ins Leere. Weit und breit war kein
Fahrzeug zu sehen. Sie kurvten noch eine Weile in der Gegend herum, dann sahen
sie ein, dass eine weitere Verfolgung keinen Sinn machte. Sie gaben eine neue
Fahndung heraus. Jetzt hatten sie nicht nur eine Personenbeschreibung, sie
kannten auch das Fahrzeug des Killers. Van den Bergs Handy klingelte. De
Breuyns Stimme überschlug sich. „Wir haben seinen Namen“, krächzte er aufgeregt.
„Er heißt Paul Hugo!“
Dimitri
lag exakt im Zeitplan, seine Uhr zeigte zehn Minuten nach eins. Es hatte
angefangen zu regnen, das Außenthermometer zeigte drei Grad
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