Kate und Leah
Hand und näherte sich dem Tresen auch mit einem Lächeln.
»Guten Morgen. Ich bin Katherine Edwards, und dies ist mein erster Tag. Ich absolviere ein Praktikum und soll jemanden aus der Personalabteilung treffen.«
Sie hatte niemandem davon erzählt, denn sie wusste noch nicht, wie sich die Arbeit entwickelte. Natürlich glaubte sie fest, dass sich etwas Großes daraus ergeben würde. In den letzten beiden Wochen hatten sich ihre Erwartungen immer stärker aufgebaut. In ihr stritt Aufregung mit tiefer Sorge.
Himmel, war das hell. Ein Strahl des goldenen Sonnenscheins wärmte ihren Arm, als sie in der Hotelhalle auf ihr Taxi wartete. Zum Glück sorgte die Klimaanlage dafür, dass die Halle kühl blieb.
Der Juni in Philadelphia war, hm, man konnte sagen, golden und heiß. Sie hatte das vergessen, denn sie war bald zur Universität von Washington gegangen und hatte dort Jura studiert. Wie schnell man sich an Regen und Nebel gewöhnen konnte! Zuhause würde es gerade mal zwanzig Grad sein und das Sonnenlicht noch ein bisschen blass. Nun, jetzt war es nicht mehr ihr Zuhause. Philly war jetzt ihr Zuhause. Am folgenden Wochenende würden ihre Sachen geliefert werden, dann konnte sie einziehen. Wieweit dies ihre Affäre mit Dix berührte, wusste sie noch nicht.
Sie hatten angefangen, sich am Telefon zu unterhalten, als sie auf der Basis freier Mitarbeit von Allied Packaging engagiert worden war, und es hatte sofort zwischen ihnen gefunkt. Wie dann Telefonsex mit Dix daraus geworden war, konnte sie heute nicht mehr sagen. Und dann die E-Mails …
Das erste Mal, dass sie sich begegnet waren, war auf der juristischen Konferenz in Chicago gewesen. Er hatte sich einfach vor ihrer Tür sehen lassen. Der Sex war explosiv gewesen, wunderbar, so heimlich und schuldbewusst. Nichts war jemals so köstlich.
Es hatte vier Monate gedauert, bis sie sich noch einmal getroffen hatten, das letzte Mal vor gut vier Wochen in San Francisco. Bei den wenigen Malen, die sie sich körperlich begegnet waren, hatte sie festgestellt, dass sie Charles Dixon sehr mochte, und je öfter sie sich trafen, desto mehr. Das war eben die Crux bei der Sache.
Was sie beide hatten, war eine hübsche zeitweilige Beziehung, die zu nichts verpflichtete. Hatte sie die aufs Spiel gesetzt, indem sie einen Job in Philadelphia annahm und auch dorthin umzog?
Sie hatte einen Plan, sie hatte Ziele, und sie bildete sich was darauf ein, dass sie Geschäftliches und Persönliches auseinanderhalten konnte. Und doch saß sie jetzt da, von diesem Mann völlig benebelt. Katherine Edwards und ihre richtigen Entscheidungen – aber jetzt hatte sie eine falsche Entscheidung getroffen, weil er viel zu köstlich war, um mit dem Kopf über ihn zu urteilen.
Sie stieß einen Seufzer aus und kuschelte sich in den gemütlichen Sessel. Nachdem sie einen Tag mit Konferenzen verbracht hatte, war sie unter die Dusche gegangen und hatte sich eine ärmellose Bluse, Caprihose und Sandalen gegen die Hitze angezogen. Sie wäre doppelt froh gewesen, wenn sie das während der zweistündigen Zugfahrt angehabt hätte.
Ihr Telefon schlug an. »Du musst ihn schütteln wie einen Salzstreuer.«
Leahs Stimme drang aus der Leitung, und während Katherine versuchte, das Ende der Beziehung mit dem Arsch Mike runterzuspielen, hörte man ihr die Emotionen noch an.
Sie vereinbarten, sich auf dem Bahnhof zu treffen, und Leah erwähnte den Namen von Dix.
Kate hielt die Luft an, als sie den Namen hörte. Leah war ihre engste Freundin – seit einer Ewigkeit, so fühlte es sich an, aber Kate hatte ihr noch nichts von ihm erzählt. Ohne Alkohol war das gar nicht möglich. Sie würden viel nachzuholen haben, wenn sie sich später am Abend in Harrisburg trafen.
Sie beendeten das Gespräch, und Kate machte es sich wieder im Sessel gemütlich. Sie starrte hinaus durch die Fenster auf die Market Street und wartete.
Sie hätte Notizen überfliegen oder den Laptop anmachen können, um mit der Arbeit zu beginnen. Oder sie hätte ein paar Leute anrufen und ihre Voicemails überprüfen können. Stattdessen erlaubte sie sich, nichts zu tun als nachzudenken.
Drittes Kapitel
»Was darf ich Ihnen bringen?« Der Mann hinter der Bar hatte gewartet, bis Leah ihr Telefongespräch beendet hatte. Er warf ein Tuch über eine Schulter und legte beide Hände auf die Bar. »Sie sehen so aus, als könnten Sie einen vertragen.«
»Sieht man das?« Leah versuchte zu lachen, aber es kam eher wie ein Seufzen heraus.
Der Barmann
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