Kate und Leah
grinste. »Wir sollen das zu jedem Gast sagen – das bringt ihn in die richtige Trinkstimmung.«
Jetzt klang Leahs Lachen viel echter und kräftiger. »Wirklich?«
Er nickte und griff nach dem Zwanzig-Dollar-Schein, den ein Schlipsträger im Vorbeigehen fallen gelassen hatte. Der Mann hinter der Bar füllte zwei Krüge, während er sich immer noch mit Leah unterhielt, reichte sie weiter und legte das Wechselgeld auf den Tresen. »Nicht wirklich. Aber meistens hilft es.«
Er war nicht so jung wie die meisten Barkellner, die in den vielen neuen Kneipen und Clubs arbeiteten, die in der Downtown von Harrisburg aus dem Boden schossen. Nicht, dass Leah häufig die Clubs besuchte, aber manchmal ging sie mit Kollegen zum Mittagessen. Aber dieser Barmann sah nach Mitte vierzig aus, dunkle Haare auf dem Kopf, die an den Schläfen silbrig wurden. Und er hatte ein nettes Lächeln.
»Ich nehme ein Glas Cabernet«, sagte sie. »Für alles andere ist es noch zu früh.«
»Es ist nie zu früh«, hielt der Barmann dagegen, aber er schenkte ihr trotzdem ein Glas Rotwein ein. »Prost.«
»Prost«, sagte sie und nippte.
»Davon wachsen Ihnen keine Haare auf der Brust«, sagte der Mann hinter der Bar mit einem neuen Grinsen. »Aber ich schätze, Sie legen keinen Wert darauf, was?«
Es wäre zu schön gewesen, einfach an der Bar zu sitzen und in aller Ruhe ein Glas Wein zu trinken. Aber die Bier trinkenden Schlipsträger in der Ecknische schauten immer mal wieder rüber zu ihr. Es war nur eine Frage der Zeit, bis einer von ihnen den Mumm entwickelte, aufzustehen und sie anzuquatschen, dachte sie, während sie sich zwanglos mit dem Barkellner unterhielt.
Sie irrte sich. Nicht einer von ihnen quatschte sie an, sondern beide.
Sie flankierten sie. Der Typ rechts von ihr, der Blonde, trug einen Ehering. Der Dunkelhaarige links von ihr ließ ein so strahlendes Lachen aufblitzen, dass er einer Werbung der Dentalkosmetik entsprungen sein könnte.
Sie stellten sich als Stu und Larry vor, und sie nannte ihren Namen. Sie fragten, ob sie geschäftlich in der Stadt wäre, was sie bejahte. Der Barmann zog sich zurück. Leah wusste seine Diskretion zu schätzen, aber sie verschwendete keinen Gedanken daran, den Absichten der Männer zu folgen.
Sie flirteten locker, wenn auch ein wenig zu berechnend, fand Leah. Nach fünfzehn Minuten fühlte sie sich wie ein Elch, der von Wölfen gejagt wurde. Die Männer wechselten sich mit ihren witzigen Bemerkungen ab, und wenn sie ihnen auch bescheinigen musste, dass sie sich redlich Mühe gaben, musste sie ihnen schließlich doch die Frage stellen.
»Habt ihr manchmal Erfolg mit dieser Masche?«
Stu, der Verheiratete, sah sie milde überrascht an. »Was?«
»Manchmal, ja«, sagte Larry, offenbar der hellere der beiden. »Bei Ihnen nicht?«
Leah lächelte. »Leider nein.«
Stu sah ein wenig verwirrt drein und tauschte einen Blick mit seinem Freund. »Hör zu …«
»Schon gut, Stu.« Larry schüttelte den Kopf. »Die Lady ist nicht interessiert.«
»Aber danke für den Drink«, sagte Leah.
Stus Handy klingelte, und er entschuldigte sich und wandte sich ab, um sich zu melden. Larry fragte: »Und wenn ich ihn irgendwie loswerde?«
Diese neue Richtung des Gesprächs war erfrischend, weil er nicht mehr den Vorwand des Flirtens brauchte. Es war lange Zeit her, dass Leah zuletzt geflirtet hatte, und es überraschte sie angenehm, dass ihre Haut noch kribbelte, wenn jemand um sie warb.
»Es hat nichts mit Ihnen zu tun«, sagte sie und fügte noch seinen Namen hinzu, der sinnlich über ihre Lippen kam, »Larry.«
Er grinste. »Das sagen sie alle.«
»Ich habe heute erst mit meinem Freund Schluss gemacht«, erklärte sie.
»Herzlichen Glückwunsch. Einen besseren Grund zum Feiern gibt es doch gar nicht.«
»Sie wissen wirklich, jede Info zu Ihrem Vorteil auszunutzen.«
Er tat überrascht und wehrte bescheiden ab, doch sein Blick war voller Stolz. »Danke. Sie sind eine schöne Frau.«
»Was ist mit Ihrem Freund? Wird er nicht empört sein?« Sie lehnte sich zu ihm, als teilten sie ein Geheimnis. Sie drehten sich beide zu Stu um, der immer noch ins Handy sprach.
»Stu? Nee.« Larry schüttelte den Kopf. »Er wird sauer sein, aber nicht empört.«
Leah lehnte sich noch ein bisschen näher zu Larry. Ihre Lippen hätten fast sein Ohr berühren können. »Ich möchte Sie was fragen, Larry.« Wieder mit dem Vornamen. Der Intimität wegen. Bei trüberer Beleuchtung wäre das noch effektvoller gewesen,
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