Kate und Leah
sie an deine Unterlagen. Hast du ihr von uns erzählt?« Er senkte seine Stimme. Seine Tür war geschlossen, aber er wusste, dass Kate seine Diskretion schätzen würde.
»Noch nicht. Ich will ihr das erzählen, wenn wir unter uns sind. Wir können später reden, ich betrete jetzt das Gebäude. Wir sehen uns morgen, nicht wahr?«
Er wünschte, er könnte sie schon heute Abend sehen. Er wollte sie in seinem Bett haben und nicht bei heimlichen Treffen im Hotel, aber das hatte sie nicht gewollt.
»Gleich morgen früh.«
Sie brach die Verbindung ab, und er setzte sich zurück und schaffte es nicht, sie aus seinen Gedanken zu verbannen. Vom ersten Mal, dass er gehört hatte, wie sie »Hallo« sagte, bis zu diesem Moment war sie wie ein Lied, das er im Hinterkopf hörte. Ein Lied, das er nicht vergessen konnte. Und nicht vergessen wollte.
Katherine liebte seine Stimme, seine Anzüglichkeiten, sein Necken. Wenn irgendein anderer Mann so mit ihr während der Arbeitszeit gesprochen hätte, wäre er am Abend einen Kopf kürzer gewesen. Er war das eine kleine Stück dunkler Schokolade, das sie sich neben den Gesundheitsprodukten erlaubte. Wie sehr sie sich mit diesem absolut sündhaften Mann eingelassen hatte, wussten nur sie beide.
Sie beschloss, vom Hotel aus zu Fuß zu Hargrave und Aaron zu gehen. Normalerweise hätte sie den Anruf auf ihrem Handy ignoriert, weil es nicht ihr Stil war, auf einem öffentlichen Gehweg zu telefonieren, aber sie hatte gesehen, dass er der Anrufer war. Jetzt klappte sie ihr Handy zu und schob es zurück in die Handtasche, während sie sich der gläsernen Drehtür des Gebäudes näherte, in dem die Filiale ihrer Firma in Philadelphia untergebracht war.
Die kühle Luft aus der Klimaanlage glitt über ihre Haut, und gleichzeitig war ihr, als schlüpfte sie in eine andere Haut – hier war sie Katherine, und Kate war weit weg. Hier, mitten zwischen den 3000-Dollar-Stühlen, in den Büros mit Glas und Chrom, gab es keinen Platz für Fehler.
Die glänzenden, reflektierenden Wände des Aufzugs zeigten eine selbstsichere kühle Frau. Feminin, aber nicht zu sehr. Ihre Absätze sahen nicht matronenhaft aus, aber sexy waren sie auch nicht. Zurückhaltend und teuer, mit Bedacht ausgewählt wie alles, was mit ihrer Karriere zu tun hatte. Das Kostüm, sommerlich leicht, war rauchgrau. Die weinrote Bluse gab den idealen Farbtupfer dazu, nicht aufgedonnert, sondern eine Ergänzung für Haut und Haare. Die Haare hatte sie unter einem schmalen Chiffontuch am Hinterkopf zusammengefasst; sie vollendeten den Anblick, den sie erzielen wollte.
Die richtigen Entscheidungen. Es kam alles nur auf die Möglichkeiten an und auf die Wahl, die man traf. Katherine Edwards hatte immer die richtige Wahl getroffen – ganz wichtig in der von Männern beherrschten Welt des Körperschaftsrechts. Das hieß aber nicht, dass sie eine männermordende Bestie war, wenn sie auch glaubte, eine ganze Reihe von Anwälten zum Weinen gebracht zu haben. Ein Lächeln kam über ihre Lippen.
Katherine war nicht kalt, und sie hasste weder Sex noch Männer. Sie ließ sich nicht als Klischee verwenden. Wenn es sein musste, war sie klug und hart und unbarmherzig. Sie wusste, wie unterschiedlichen Männer und Frauen bei der Arbeit gesehen wurden. Das kränkte sie nicht – sie hatte gelernt, damit umzugehen.
In ihren wilden College-Tagen hatte sie beinahe alles verloren. Einen Job und die ganze Zukunft. Aber daraus hatte sie gelernt, wie wichtig es war, während der Dienstzeit einen kühlen Kopf zu behalten und in der Spur zu bleiben.
So beschränkte sie Jello Shots und Tratsch auf die Zeit nach sechs, weit weg vom Büro. Sie errichtete eine hohe Mauer zwischen Katherine, der Frau, die es auf das Eckbüro abgesehen hatte und die nicht müde wurde, Artikel in juristischen Journalen zu veröffentlichen, und Kate, der Frau, die Jeans trug, Doritos aß und sich mit ihrer besten Freundin Leah via SMS unterhielt, während sie sich Reality TV reinzog.
Ein unangenehmer Schauer durchdrang sie, als sie an Leah dachte und den abgefackten Typen, mit dem sie zusammenlebte, aber darum würde sie sich später kümmern. Zuerst musste sie die Sache mit Dix beichten. Leah würde ihren Spaß an der Geschichte haben.
Die Aufzugtür öffnete sich und gab den Blick frei auf eine große Empfangshalle, und die beiden Frauen hinter der lächerlich großen credenza blickten gemeinsam hoch und lächelten strahlend. Katherine hielt ihre Aktentasche in der linken
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