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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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ich. Die Leute lachen über deine Witze .
    »Sie erwischen diese Sachen so früh heutzutage; es wird sicher alles gutgehen«, sagte ich später beim Wokschrubben. Und doch hatte ich mich bereits einen Schritt von den dreien entfernt. Von meiner Position über dem Kamin aus sah ich, wie Vater und Töchter ohne mich zurechtkamen. Sie gingen liebevoll miteinander um, behutsam. Sie hielten zusammen.
    Wie konnte ich sie bloß alleinlassen?
    Als ich zum dritten Mal in dieser Nacht aufwachte, zählte ich im Stillen all die wunderbaren Dinge in meinem Leben – ein großartiger Ehemann, tolle Kinder, eine Stadt mit einer fantastischen ärztlichen Versorgung.
    Beim vierten Mal sah ich die Gesichter verstorbener Freundinnen über mir schweben. Lydias Kindermädchen Anne Marie; eine Nachbarin mit kleinen Kindern; Vicky, die Freundin meiner Mutter; Tante Edna und, und, und … Sie alle waren an der Krankheit gestorben, die eine von acht Frauen erwischte. Die mit Zellveränderungen in der Brust begann.
    Manchmal hatte ich den Eindruck, mehr Engel als Lebende zu kennen.
    Mein letzter Gedanke, bevor ich wieder einschlief, war, dass Philip allein verloren wäre. Ich würde eine neue Frau für ihn suchen müssen.

9.
Verlassen
    Eigensinnige Töchter werden geboren, um sich willensstarken Müttern entgegenzustellen.
    Am nächsten Morgen wartete ich darauf, dass Lydia verkündete, sie habe ihre Reisepläne aufgegeben. Nach dem Frühstück kam sie mit einem blassrosa Schal um den Hals die Treppe heruntergesegelt und lud mich ein, mit ihr Kaffeetrinken zu gehen. Sie schlug zur Abwechslung das Globe vor, ein Café, das nicht weit entfernt von unserem früheren Haus lag. Ich ließ sie fahren, auch weil ich mich selbst zu unsicher fühlte.
    Mit den vielen Spiegeln und dem auf Hochglanz poliertem Mobiliar in dem riesigen Raum war das Globe zwar schick, aber nicht besonders gemütlich. Seit wir früher öfter zu Gast hier gewesen waren, hatte das Personal gewechselt.
    Überzeugt, dass sie mir die Stornierung ihrer Reise mitteilen würde, bestellte ich zwei Milchkaffee (einen mit Sojamilch) und machte mich bereit, Überraschung zu heucheln.
    Wenn man eine potentiell lebensbedrohliche Krankheit hat, ist es das Beste, man spricht über etwas anderes. Ich fragte Lydia, wie es Ned ging. Abgesehen von seinem chronischen Zuspätkommen und der einen oder anderen ausgefallenen Idee (die Teilnahme an mittelalterlichen Kampfspielen mit Plastikschwertern in öffentlichen Parks), habe er seine Krankheit ganz gut im Griff, erwiderte sie.
    Lydia hatte Neds Krankheit immer heruntergespielt, aber dass er Stimmen in seinem Kopf hörte, klang doch ziemlich ernst. Lydia hatte ihm gut zugeredet, mit dem Rauchen aufzuhören, abzunehmen und sich ordentlicher anzuziehen. Es hatte nicht viel genutzt. Nach wie vor rauchte er und die »neuen« Sachen, die sie ihm in einem Secondhandladen besorgt hatte, zog er nie an. Ich fragte, was mit dem Schal, den ich für ihn gestrickt hatte, passiert sei. Sie sagte, sie habe keine Ahnung. Ich lächelte. Es klappte so gut wie nie, einen Mann ändern zu wollen.
    »Vielleicht zieht er heute Abend ja was Ordentliches an, wenn er mich zum Flughafen bringt«, sagte sie beiläufig.
    Entgeistert starrte ich sie an.
    »Du fliegst trotzdem?«, fragte ich und plötzlich war mir kalt.
    »Jetzt ist es zu spät, um meine Pläne zu ändern«, sagte sie und rührte ihren Kaffee um.
    Hatte Philip etwa nicht mit ihr gesprochen und ihr gesagt, sie müsse wenigstens die nächsten paar Wochen hierbleiben?
    »Aber ich könnte ernsthaft krank sein«, sagte ich mit jämmerlicher Stimme.
    Meine Tochter starrte auf ihre Soja-Latte. Wenn sie meine Hilfe gebraucht hätte … Nun, das hatte sie unzählige Male erlebt. Es gab nichts, was ich nicht für sie getan hätte.
    Hielt sie mich etwa für unsterblich?
    »Diese Reise bedeutet mir sehr viel«, sagte sie mit ihrer Therapeutinnenstimme. »Ich habe eine Ewigkeit darauf gespart. Und …«
    »Und was?«
    »Ich kann es nur schwer erklären … aber … ich überlege, buddhistische Nonne zu werden.«
    »Wie bitte?!« Die anderen Gäste blickten von ihren Zeitungen auf.
    Das konnte nicht sein. Das arme Kind war verwirrt. Jugendliches Herumexperimentieren mit Spiritualität war eine Sache. Sich von Studium, Familie und Zukunft loszusagen, um eine Braut Buddhas zu werden, eine völlig andere.
    Theoretisch hatte ich keine Probleme mit buddhistischen Nonnen. Wenn mir eine Freundin erzählen würde, ihre Tochter

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