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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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Gewebes hatte.
    Beim Auto draußen vor der Klinik weinte ich in Philips Armen. Die Bäume im danebenliegenden Park streckten mitleidig die Äste aus. Der Tod war kein Unbekannter für mich – mein Sohn, beide Eltern, mehrere Freunde. Aber ich war nicht bereit, mich in seine knochigen Arme zu begeben. Noch nicht.
    Ich wollte Robs Hochzeit im Januar erleben. Katharine brauchte ihre Mutter noch. Und wer sollte Philip die Haare in den Ohren schneiden?
    Die Vorstellung zu sterben – meinen Körper zu verlassen – war in Ordnung, vorausgesetzt, es geschah halbwegs schmerzlos. Unerträglich dagegen war der Gedanke, meinen Mann und meine Kinder zurückzulassen.
    An diesem Abend stocherten wir lustlos in unserem Risotto herum, während ich von den Ereignissen des Tages berichtete. Die Mädchen nickten ernst, unsicher, welches Gesicht sie machen sollten. Ich hatte mich manches Mal gefragt, wie sie aussehen würden, wenn das Leben erst einige Falten in ihre Züge gegraben hatte. Jetzt würde ich es vielleicht nie erfahren.
    Lydia räumte die Geschirrspülmaschine ein, dann ging sie nach oben. Bestimmt würde sie uns gleich sagen, dass sie doch nicht nach Sri Lanka flog. Wir würden uns anlächeln, ein paar Tränen vergießen und uns gegenseitig vergeben.
    Mein Herz wurde bleischwer, als ich das Poltern ihres Koffers auf der Treppe hörte. Sie war von Kopf bis Fuß weiß angezogen, rein und unnahbar, so wie es von Klosterschülerinnen erwartet wird.
    Es klopfte. Ned stand mit glänzenden Augen vor der Tür. Ich hätte nicht sagen können, ob er traurig war, aufgeregt oder verwirrt. Vielleicht alles auf einmal. Wie er da im Türrahmen stand, wirkte er größer und breiter als sonst, beinahe bedrohlich, so als wolle er uns davor warnen, uns ihm in den Weg zu stellen und die Entführung unserer Tochter zu verhindern.
    Wir küssten Lydia zum Abschied; einer nach dem anderen. Meine Lippen fühlten sich taub an, als sie über ihre Wange streiften. Das konnte nicht wahr sein. Sie würde mich nicht alleinlassen, das konnte sie mir nicht antun.
    Ein Schwall kühler Nachtluft, dann fiel die Haustür mit einem Klicken ins Schloss. Sie war fort.
    Tränenüberströmt lief ich ins Schlafzimmer, knallte die Tür zu und warf mich aufs Bett.
    Lydia hatte ein Herz für Waisen. Ihre Hingabe an Menschen in Rollstühlen war überwältigend. Sie würde jederzeit alles liegen und stehen lassen, um eine Spendenaktion für Flüchtlinge zu organisieren. Sie aß aus Prinzip keine Eier von Käfighühnern. Sie liebte die Umwelt so sehr, dass sie lieber mit meinem alten Fahrrad als mit dem Auto herumfuhr und mich drängte, einen Komposthaufen anzusetzen. Wahrscheinlich liebte sie Ned und Buddha und auch ihren Mönch, alle gleichzeitig. Lydias Herz war so riesig, dass die ganze Welt im Glanz ihrer Liebe erstrahlte.
    Warum war es bloß so schwierig für sie, nett zu mir zu sein?

10.
Wut
    Das Leben ist zu kurz, um fleckige Bananen zu essen.
    Mein Heulkrampf ließ nach und ich drehte das Kissen um. Es war nass. Ich brachte nicht die Kraft auf, den Bezug zu wechseln.
    Philip öffnete die Tür einen Spalt. Ich sagte ihm, er solle wieder gehen. Er könne nichts tun. Außerdem musste sich jemand um Katharine kümmern.
    Ich drückte eine Schlaftablette aus der Packung, schluckte sie und wartete darauf, dass die Chemie ihre Wirkung tat. Die Nachttischlampe warf ihr helles Licht auf die Bücher, die ich in meinem Vorkrebsleben gelesen hatte. Der amerikanische Unabhängigkeitskrieg kam mir plötzlich ziemlich uninteressant vor. Unser Hochzeitsfoto strahlte mich von der Wand gegenüber an. Philip hatte damals mehr Haare gehabt. Ich weniger Gewicht.
    Neben dem Foto standen eine kleine Katzenstatue, die Philip in Ägypten gekauft hatte, und ein kleines Bild, das meine Mutter sehr gemocht hatte. Darauf war ein wilder Strand in Mauve- und Blautönen zu sehen. Die Szenerie hätte in Neuseeland sein können, aber das Bild stammte aus Dänemark.
    Wie Zeitschriftenredakteure, wenn ihnen gerade nichts anderes einfällt, behaupten, verrät der Inhalt ihrer Handtasche alles über die Persönlichkeit einer Frau. Sie sollten es mal mit der untersten Schublade ihres Nachttischchens versuchen.
    In der oberen Schublade befand sich das übliche Durcheinander aus Ohrstöpseln, Kreuzworträtseln, Halsbonbons, Stiften, Notizzetteln, einem Vergrößerungsspiegel, um ein störrisches Damenbarthaar auszureißen, einer Tube Handcreme, die ich nie mehr aufbrauchen würde, und Lavendelöl zum

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